Kfz-Versicherer zahlen bei Reparaturen momentan drauf

Eigentlich müssten die Versicherer froh sein: Die Zahl der Unfälle sinkt – vor allem in Relation zu den gefahrenen Kilometern und der steigenden Zahl der Autos. Doch wenn es kracht, wird es richtig teuer. „Immer mehr Autos sind mit aufwendiger Sicherheitstechnik und Sensoren ausgestattet, die bei einem Unfall beschädigt werden und ersetzt werden müssen. Das wird entsprechend teuer“, sagte Professor Stefan Bratzel, Gründer und Direktor des unabhängigen Forschungsinstituts Center of Automotive Management (CAM), auf dem Podium.

Hinzu kommt ein weiterer Kostentreiber: „Die Autohersteller haben innerhalb eines Jahres die Preise für Ersatzteile im Schnitt um weitere 9,7 Prozent erhöht“, sagte HUK-Coburg-Vorstand Jörg Rheinländer von Deutschlands größtem Autoversicherer. Dieser Trend ist nicht neu. Nach Angaben des GDV erhöhten die Autohersteller ihre Ersatzteilpreise seit 2013 im Schnitt um mehr als 70 Prozent. Kofferraumklappen und hintere Seitenwände legten demnach um 93 Prozent, Rückleuchten sogar um 97 Prozent im Preis zu. Die Inflationsrate lag im gleichen Zeitraum lediglich bei knapp 28 Prozent. Die Kfz-Versicherer erhöhten die Beiträge für eine Auto-Haftpflichtversicherung sogar nur um knapp über sieben Prozent.

„Die Preistreiberei bei den Werkstattkosten hat also weniger damit zu tun, dass verstärkt teure Technik im Auto verbaut wird, sondern ist offensichtlich der Versuch, den Gewinn zu steigern, den die Autohersteller derzeit dringend brauchen“, sagte Autojournalist Guido Reinking, der den diesjährigen Goslar-Diskurs moderierte. Er verwies darauf, dass Volkswagen eben erst angekündigt hat, die Ersatzteilpreise deutlich anzuheben, um die Einnahmen aus diesem Geschäft um 250 Millionen Euro zu steigern.

Autohersteller haben auf viele Ersatzteile praktisch ein Monopol. Die Werkstätten müssen sie dort einkaufen, wenn die Teile dem Designschutz unterliegen. Preiswerten Ersatz direkt vom Zulieferer, qualitativ oft keineswegs schlechter, dürfen sie nicht verwenden. Damit werden selbst bei einem scheinbar geringfügigen Blechschaden nach einem Parkrempler nur teure Original-Ersatzteile verwendet, weil der Designschutz alle sichtbaren Karosserieteile wie Kotflügel, Motorhauben, Außenspiegel, Scheinwerfer, Leuchten oder Türen umfasst. Die Regelung gilt für alle bis 2020 eingeführten Fahrzeugmodelle, bleibt der Branche also noch lange erhalten.

Unfallreparaturen und die dadurch steigenden Versicherungsprämien sind also ein Grund, warum Autofahren immer teurer wird. Doch es gibt auch Möglichkeiten, bei der Kfz-Versicherung zu sparen – zum Beispiel durch die Nutzung von Mobilitätsdaten: Als ein Beispiel verwies Jörg Rheinländer auf das Angebot von Telematik-Tarifen nach dem Prinzip „pay how you drive“ bei der HUK-Coburg. Dabei kommen Versicherte, die umweltschonend fahren und keine unnötigen Risiken eingehen, in den Genuss günstigerer Prämien. Über einen speziellen Sensor werden Fahrdaten etwa zu Geschwindigkeit, Beschleunigung sowie Brems- und Lenkverhalten aufgezeichnet und via Smartphone-App ausgewertet. Die Auswertung bestimmt dann die Höhe der Prämie.

Professor Bratzel nannte noch weitere Beispiele, wie Vernetzung und Elektrifizierung im Auto sinnvoll genutzt werden können: „Wer die Batterie seines Elektrofahrzeugs zur Verfügung stellt, um das Stromnetz zu stabilisieren oder erneuerbare Energie zu speichern, wird künftig mit seinem Auto sogar Geld verdienen können.“ Resümee des diesjährigen Goslar Diskurs: „Auch wenn es derzeit so aussieht, als ob Autofahren immer teurer wird – die intelligente Nutzung von Daten kann dazu beitragen, die Kosten der Mobilität zu senken“, sagte Automobilexperte Guido Reinking. (cen)


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Werkstattkosten.

Werkstattkosten.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Goslar Institut