Alfa-Romeo-Chef Imparato setzt die Marke unter Strom

Alfa Romeo zündet die nächste Stufe seiner Modelloffensive und greift dafür ganz oben ins Teileregal des Stellantis-Konzerns. Sogar ein Hochleistungs-SUV á la Lamborghini Urus, Ferrari Purosangue oder Porsche Cayenne soll in Zukunft möglich sein, deutet Alfa-Romeo-Chef Jean-Philippe Imparato an: „Wir entscheiden das 2025. Das Auto könnte dann 2029 kommen.“ Die Leistungsdaten des Elektro-SUV hätten es in sich: Zwischen 250 und 700 kW (340 bis 950 PS) sind möglich, bei einer Batteriegröße von 85 bis 118 kWh und 800 Volt Betriebsspannung.

Damit setzt Alfa Romeo als italienische Premium-Marke in der Stellantis-Gruppe die 2021 vorgestellt Modelloffensive fort: „Jeder Jahr ein neues Auto“, hatte Imparato bei Amtsantritt versprochen. In diesem Jahr wird das der Alfa Romeo Milano sein, ein Auto im Format zwischen Klein- und Kompaktwagen, ähnlich dem Jeep Avenger oder Fiat 600, die ebenfalls aus dem Stellantis-Stall kommen. Der Milano wird das erste reine Elektroauto von Alfa, aber auch Hybrid- und Verbrenner-Varianten sind möglich. Am 10. April wird der Milano erstmals präsentiert.

Fans der Marke sehen es zwiespältig, dass Alfa Romeo künftig ähnlich wie Opel, Jeep oder Peugeot nur noch Technik des Stellantis-Konzerns nutzt. Wofür steht die Marke dann noch? „Rosso, italiano, sportivo“, nennt Imparato als Markenkerne. Rot, italienisch und sportlich sollen die Modelle sein und sich darin durchaus von den anderen Stellantis-Marken unterscheiden. Albernheiten wie einen künstlich erzeugten Motorsound für Elektroautos werde es nicht geben, verspricht der Markenchef. „Alfa Romeo ist eine funktionale Marke. So etwas tun wir nicht.“ Straßenlage und Design seien dagegen entscheidende Merkmale.

Imparato, halb Franzose, halb Spanier, ist seit langem Fan der Marke. Er sei in einer Giulia, der legendären Sportlimousine von Alfa, groß geworden, sagt er. 2021 wurde er Chef von Alfa Romeo – und fand die Kult-Marke in einem traurigen Zustand vor: „Es gab für mich drei klare Prioritäten.“ Seine wichtigste Aufgabe sei es gewesen, für Qualität zu sorgen. Alfa-Kunden mussten seit langem in dieser Hinsicht eine gewisse Leidensfähigkeit mitbringen.

„Priorität Nummer zwei: Zurück in die Gewinnzone zu kommen“, so Imparato. Das sei erreicht. Viele Jahre hatte Alfa Romeo nur Verluste eingefahren. Ein untragbarer Zustand für eine Marke, die dringend in die Zukunft investieren muss. Aufgabe Nummer drei war dann der Produktplan für die nächsten zehn Jahre. Der wird nun abgearbeitet.

Erste Erfolge sind sichtbar: Weltweit ist der Absatz im vergangenen Jahr um 30 Prozent gestiegen, in Deutschland sogar um 70 Prozent – allerdings hierzulande auf immer noch bescheidene 6198 Autos. Vor allem die beiden SUV der Marke, Tonale und Stelvio, verkaufen sich gut, während die aktuelle Giulia langsam in die Jahre kommt und nur noch zehn Prozent des Absatzes ausmacht. 60 Prozent hingegen entfällt auf das neue Kompakt-SUV Tonale, der Rest auf das größere SUV Stelvio. Der Supersportwagen 33 Stradale, nur 33-mal gebaut, ist längst ausverkauft.

Giulia und Stelvio sollen 2025 und 2026 erneuert werden. Beide Modelle stehen dann auf der STLA Large-Plattform von Stellantis und sollen Designmerkmale des 33 Stradale bekommen. STLA Large erlaubt alle Antriebsarten, von batterieelektrisch bis zum reinen Verbrenner, sowie Front- Heck- und Allradantrieb. „Wir brauchen beim Antrieb Flexibilität“, sagt Imparato. Auch wenn Alfa Romeo – wie alle Stellantis-Marken – in nicht allzu ferner Zukunft nur noch Elektroautos bauen will. Künftig soll ein 800-Volt-System den batterieelektrischen Antrieb noch attraktiver machen. Denn die E-Fahrzeuge können damit nicht nur schneller fahren, sondern auch schneller laden. Für Imparato ist klar: „Die Welt geht Richtung null Emission.“

Ob sich der Wunsch vieler Alfisti nach der Rückkehr des Spider erfüllen wird, lässt Imparato offen: Ein Duetto, wie der zweisitzige offene Sportwagen eigentlich hieß, sei nur zusammen mit einem Coupe wie dem GTV denkbar, basierend auf der mittleren Plattform von Stellantis. Vielleicht kommt der neue Spider 2029. Nur wenn ein Absatz von mindestens 10.000 Autos möglich sei, könne der Duetto zurückkehren, so Imparato. „Ich würde es lieben, so ein Auto zu bauen“, sagt der Alfa-Romeo-Chef. Alfa-Fans werden die Daumen drücken, dass die Ikone der 60er Jahre eine Renaissance feiern wird. Für Imparato wäre es wie eine Reifeprüfung. (cen/gr)


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Bilder zum Artikel

Alfa-Romeo-Chef Jean-Philippe Imparato.

Alfa-Romeo-Chef Jean-Philippe Imparato.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Stellantis


Alfa-Romeo-Chef Jean-Philippe Imparato.

Alfa-Romeo-Chef Jean-Philippe Imparato.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Stellantis


Alfa-Romeo-Chef Jean-Philippe Imparato.

Alfa-Romeo-Chef Jean-Philippe Imparato.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Stellantis


Noch getarnt: Alfa Romeo Milano.

Noch getarnt: Alfa Romeo Milano.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Stellantis


Noch getarnt: Alfa Romeo Milano.

Noch getarnt: Alfa Romeo Milano.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Stellantis


Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio.

Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Alfa Romeo


Alfa Romeo Tonale.

Alfa Romeo Tonale.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Frank Wald