Tesla: Ärger ums Abwasser

Nach dem gerichtlichen Stopp der bereits vorbereiteten Betriebsratswahl und dem Bürgervotum gegen eine Erweiterung des Werks droht am deutschen Tesla-Standort neues Ungemach. Dies könnte sogar einen vorübergehenden Stopp der Produktion zur Folge haben. Auslöser für eine etwaige Stilllegung der Fertigung ist die Belastung des Fabrik-Abwassers mit Substanzen wie Phosphor und Stickstoff. Die Messwerte dafür sollen teilweise das Sechsfache der erlaubten Grenzwerte betragen. Der zuständige Wasserverband denkt wegen anhaltender Überschreitung der Grenzwerte bereits darüber nach, die Enstorgung zu verweigern.

Der Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) und die so genannte Gigafactory liegen schon länger miteinander im Clinch. Die Produktionsstätte befindet sich teilweise in einem Trinkwasser-Schutzgebiet. Zunächst ging es um den immensen Wasserbedarf der Fabrik in dem notorisch trockenen Ostbrandenburg. Schon kurz nach Hochlaufen des Werks wurden anhaltend erhöhte Einträge von Stickstoff und Phosphor festgestellt. Dafür wird überwiegend das Sanitärsystem der Fabrik verantwortlich gemacht, denn der Teil des Abwassers, dessen Herkunft der Pkw-Produktion zuzurechnen ist, landet in einer von Tesla betriebenen Aufbereitungsanlage.

Wie die „Märkische Oderzeitung“ berichtet, seien mehrere Aufforderungen und Abmahnungen des WSE, die problematischen Einleitungen abzustellen, ergebnislos geblieben. Nach den Untersuchungs-Ergebnissen eines Fachlabors wurden für Phosphor Werte zwischen 2,47 und 3,37 Milligramm pro Liter festgestellt. Der geltende Grenzwert liege bei 0,5 Milligramm. Beim Stickstoff seien Spitzenwerte von bis zu 240 Milligramm pro Liter gemessen worden, obwohl der Grenzwert bei 50 Milligramm liege. Dass die Belastungen zu einer Gesundheitsgefährdung für Menschen führen, ist allerdings nicht zu erwarten. Beide Substanzen sind Pflanzennährstoffe, die bei einem Eintrag in offene Gewässer dort zu einem verstärkten Grünwachstum führen können.

Weil dies unerwünscht ist, sind Kläranlagen darauf ausgelegt, Stickstoff und Phosphor aus dem zugeführten Schmutzwasser so weit wie möglich zu entfernen. Größere Konzentrationen fremder Substanzen führen zu einem erhöhten Reinigungsaufwand und damit zu höheren Kosten. Der WSE lässt das Tesla-Abwasser in der Kläranlage Münchehofe der Berliner Wasserbetriebe reinigen. Nach Angaben des Verbandes sei mit Mehrbelastungen in Millionenhöhe zu rechnen. In einem Brief an die Bürgermeister und Vertreter der Mitgliedsgemeinden dringt der Wasserverband darauf, Tesla bis auf Weiteres die Abwasserleitung zuzudrehen. In einer für Freitag anberaumten Sitzung sollen die Gemeinden den Sachverhalt beraten.

Dass die Abwässer aus Sanitäranlagen und Küchen erhöhte Messwerte aufweisen, wird von Tesla nicht bestritten. Es seien jedoch „keine negativen Auswirkungen“ auf die Kläranlage zu erwarten, ließ die Gigafactory mitteilen. (cen)


Wenn Sie der Artikel für Ihr Medium interessiert, registrieren Sie sich bitte hier!
Dann können Sie den Artikel oder die Bilder und Videos herunterladen.


Bilder zum Artikel

Tesla-Gigafactory in Grünheide bei Berlin.

Tesla-Gigafactory in Grünheide bei Berlin.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Axel F. Busse