Fahrbericht Lamborghini Urus Perfomante: Die große Show

Junge Menschen interessieren sich ja angeblich nicht mehr für Autos. Um diese These zu widerlegen, ist dies das ideale Testobjekt. Wer damit vor einer Schule parkt, kann sich vor jungen Zuschauern kaum retten und muss beim Anfahren aufpassen, niemanden anzufahren. „Gib mal richtig Gas“, feuern einen die filmenden Fans an. Obwohl der Lamborghini Urus bei jedem Startvorgang bereits einen erschreckend lauten Gaststoß durch den Auspuff entlässt. Vor allem wenn es sich um das Sondermodell Perfomante handelt, mit 666 PS starkem V8-Biturbo und Titan-Abgasanlage von Akrapovic.

Kein Zweifel: Wer ein solches Auto fährt, will auffallen. Selbst in München, einer Stadt, die von Bentleys, Ferraris und Porsche GT3s reichlich bevölkert wird, ist ein Urus nicht alltäglich. Er zieht die Blicke auf sich – auch von Menschen, die nicht nach Auto-Fans aussehen. Am Starnberger See versammelt sich eine Familie beim Fahrradausflug so nah mit ihren Bikes um den Urus, dass man Angst haben muss, der matt-grüne Lack könnte Schaden nehmen. Autofahrer blicken an roten Ampeln herüber und fragen sich, welcher der Top-Spieler von Bayern-München wohl am Steuer sitzt. Die sollten zwar eigentlich Autos des Bayern-Sponsors Audi fahren, aber einige der Fußball-Millionäre haben neben dem RS 6 einen Urus in der Garage.

Audi dürfte ein Auge zudrücken, schließlich ist Lamborghini eine Art italienische Verwandte, das wilde, unbändige Luder von jenseits der Alpen, das den Männern den Kopf verdreht, die in ihrem TDI-Firmenwagen von Dolce Vita träumen. Die Verwandtschaft zu Audi kann der Urus nicht ganz verleugnen: Einige Schalter und das Infotainment sehen mehr nach Ingolstadt als nach Santa Agata aus. Aber das muss kein Fehler sein. Alles funktioniert tadellos. Das war bei Lamborghini ja nicht immer so.

Das Blechkleid des Urus ist auch nach sechs Jahre noch ein Hingucker. Und weil Lamborghini mehr Aluminium, Verbundwerkstoffe und beim Perfomante auch Karbon verwendet, ist der Urus deutlich leichter als die deutschen Verwandtschaft von Porsche oder Audi. Der Perfomante bringt nochmals 47 Kilogramm weniger auf die Waage als der Urus S. 2200 Kilogramm gelten in dieser Fahrzeugklasse als leicht.

Die nach hinten abfallende Dachlinie, die gepfeilte Front mit dem Stier auf der Haube, die ausgestellten Kotflügel und die messerscharfen Karosserielinien sind ein Statement, das man auch bei Ferrari und Aston Martin nicht überhören konnte. Denn der Urus ist noch immer auf Monate ausverkauft. Im vergangenen Jahr wurde die Rekordzahl von 6000 Einheiten verkauft. Und das, obwohl im April ein Facelift gezeigt wird.

Dieser Erfolg ließ die Konkurrenten aus Maranello und Gaydon nicht ruhen. Ferrari und Aston Martin konstruierten eigene SUV. Doch beim Design war keiner so mutig wie Lamborghini. Der Ferrari Purosangue wirkt neben dem Urus wie ein Mazda. Auch beim Preis traut sich Lamborghini was: Der Urus Performante kostet mindestens 265.200 Euro. Mit Extras wie Sichtkarbon oder Soundanlage lässt sich der Preis aber leicht auf weit über 300.000 Euro steigern.

Lamborghini-Chef Stephan Winkelmann kann also für sich in Anspruch nehmen, die Klasse der Supersport-SUV begründet zu haben. Marken-Gründer Ferruccio Lamborghini wäre sicher stolz auf ihn, hat er doch mit dem Urus Ferrari endlich mal die scharf gezeichneten Rücklichter gezeigt. Die Aversion zwischen den beiden Markengründern ist ja legendär.

Wer nun aber glaubt, die Urus verstehe sich nur auf Show, hat sich getäuscht: Als Performante zeigt dieser Lamborghini mit tiefer gelegtem Stahlfahrwerk, dass er mehr fahraktiver Sportwagen ist als ein sportliches SUV. Nach dem Druck des Startknopfes, der sich wie der Feuerknopf eines Kampfjets hinter einer roten Alu-Kappe verbirgt, wird der Vorwärtsgang mit dem rechten Schalt-Paddel am Lenkrad eingelegt. Warm gefahren zieht der Urus Performante in 3,3 Sekunden aus dem Stand auf 100, in 11,5 Sekunden liegen 200 an. Wenn einen nicht der Mut verlässt, ist erst jenseits von 300 km/h Schluss.

Mindestens so beeindruckend wie die Längs- ist die Querbeschleunigung. Der Urus geht durch Kurven wie man das einem Auto dieser Größe nicht zutraut. Die Reifen sind vorn 285 Millimeter, hinten 325 Millimeter breit. 22 Zoll sind Serie. Die Haftgrenze liegt jenseits des Vorstellbaren. Fahrprogramme wie Corsa oder Rallye schärfen Gasannahme und Gangwechsel nochmals nach. Begleitet jeweils von Fanfarenstößen aus den vier Endrohren.

Wer es sich mit geräuschempfindlichen Nachbarn nicht verderben will, aber dennoch Urus fahren möchte, muss nicht mehr lange warten: Im April stellt Lamborghini sein Super-SUV als Plug-in-Hybrid vor. Dann kann man sich morgens elektrisch lautlos davon schleichen, den Sound dort genießen, wo es niemanden stört oder junge Fans „Zugabe“ rufen. (cen)

Daten Lamborghini Urus Performante

Länge x Breite x Höhe (m): 5,14x2,18x2,23
Radstand (m): 301
Antrieb: V8-Benziner, 3996 ccm, AWD, 8-Gang-Aut.
Leistung: 490 kW / 666 PS bei 6000 U/min
Max. Drehmoment: 850 Nm ab 2300 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 306 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 3,3 Sek.
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 14,1 Liter
CO2-Emissionen: 320 g/km
Leergewicht / Zuladung: min. 2200 kg / max. 300 kg
Kofferraumvolumen: 616 Liter
Max. Anhängelast: 3500 kg
Basispreis: 265.200 Euro


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Lamborghini Urus.

Lamborghini Urus.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Lamborghini


Lamborghini Urus Performante.

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