Europäische Gene für Dodge oder Cowboy trifft italienische Schönheit
10. Juni 2016 Von Walther Wuttke, cen
Die Schwarzbrenner in den Südstaaten verließen sich einst bei ihren Fluchten vor den Ordnungshütern vor allem auf die starken, aber preiswerten Dodge-Modelle, die nach dem Tod der beiden Brüder seit den 1920er-Jahren bei Chrysler vom Band laufen. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Dodge-Modelle mit ihren potenten V8-Hemi-Motoren die Traumwagen einer ganzen Generation. Heute bilden Dodge Charger und Challenger die Fraktion der Muscle-Cars.
Die amerikanischen Fans der Marke müssen allerdings bald sehr tapfer sein, denn ihre Leistungssportler werden demnächst deutlich europäischer auf den Markt rollen. Schließlich gehört Dodge inzwischen zu Fiat Chrysler Automobiles (FCA), und das wird sich in zwei Jahren bemerkbar machen. Die Klassiker werden wahrscheinlich, so der Branchendienst „The Detroit Bureau“, mit einem Gentransfer von Turin nach Detroit in das Modelljahr 2019 rollen.
Die beiden Athleten sollen dann von einer neuen Plattform profitieren, die in Europa für die aktuelle Giulia von Alfa Romeo entwickelt wurde. Cowboy trifft demnächst also auf italienische Schönheit und verliert dabei auch noch entscheidende Pfunde. Neben den anderen technischen (und noch unbekannten) Modifikationen, die Chrysler den beiden Modellen für die Neuauflagen gönnen wird, geht es vor allem darum, Gewicht zu verlieren. Angeblich soll der neue Charger im Rahmen der Überarbeitung um mindestens 227 Pfund abspecken. Ähnliche Diät-Programme haben auch General Motors und Ford ihren Sportlern verordnet.
Aktuell bauen Challenger und Charger noch auf einer inzwischen fast schon antiken Mercedes-Plattform auf, die alle Beteiligten an den unglücklichen Zusammenschluss der beiden Marken erinnert. Diese Plattform wird auch noch beim Chrysler 300 eingesetzt und wahrscheinlich erst gegen Ende des Jahrzehnts bei der Neuauflage der Limousine durch eine modernere Konstruktion ersetzt werden.
Ist die Idee einer europäischen Plattform für Charger und Challenger schon schockierend genug für die Hardcore-Fans der Marke, so wird der neue Antrieb vermutlich für noch mehr Unruhe sorgen. Unter der Haube, der bisher ausschließlich von V6- und V8-Motoren angetriebenen Modelle ist der Einsatz eines 300 PS starken Twin-Turbo-Vierzylinders angedacht. Dieser Antrieb soll dann auch im 2018er Jeep Wrangler für Vortrieb sorgen. Mit diesen Maßnahmen reagiert Chrysler auf die strenger werdenden US-Verbrauchsgesetze.
Details über die künftige Entwicklung der beiden Muscle-Cars genießen bei Chrysler höchste Geheimhaltung. Doch nachdem FCA seinen Händlern bereits einen Charger-Prototyp gezeigt hat, wuchern die Gerüchte über eine mögliche Neuauflage des Barracuda, die als Cabrioversion das in den 1960er- und 1970er-Jahren beliebte Modell wiederbeleben könnte.
Mit dem Wechsel zu der kleineren Alfa-Plattform folgt Dodge/Chrysler lediglich einem Trend, der bereits von General Motors vorgezeichnet wurde. So teilt sich zum Beispiel der Camaro die Plattform mit dem Cadillac ATS. Außerdem könnte die Kombination von Alfa-Basis mit Dodge-Genen zu einer interessanten Lösung führen. Denn schließlich wäre das Ergebnis ein Muscle-Car made in Detroit mit dem dynamischen Fahrverhalten einer europäischen Sportwagen-Ikone. Und das müsste eigentlich auch den eingefleischten Dodge-Fans mit den europäischen Einflüssen versöhnen. So hängt man die Highway-Patrol schließlich noch besser ab. Nach den bereits vor zwei Jahren von FCA-Chef Sergio Marchionne verkündeten Modellstrategie wird der neue Dodge Charger in einem Jahr auf den Markt rollen – und wenig später vielleicht auch ein neuer offener Barracuda.
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