Mit dem E-Bike zurück aufs Rad

Von einem Schritt auf den anderen ist alles anders, und aus dem vor einem Sekundenbruchteil noch intakten Bein ist eine ziemlich übersichtliche Ansammlung von Knochenstücken geworden. Trümmerbruch nennen das die Mediziner. „Wir haben uns bei der Operation wieder wie im Kindergarten gefühlt, als wir lernten, Puzzlestücke zusammenzusetzen“, meinte der freundlich lächelnde Operateur nach der ersten Operation, der noch vier folgen sollten. Für einen passionierten Rennradfahrer, der seine strömungsgünstige Kugelfigur regelmäßig aufs Rad wuchtete, begann eine harte Zeit. Dass sich Ungeduld nicht auszahlt, wurde ziemlich schnell deutlich. Nach der ersten viel zu ausgedehnten Tour mit dem Rennrad durch die sonnige Eifel begann eine neue Operationsrunde.

Was tun, fragt sich der Patient im Bett, und langsam, aber sicher breitet sich der Gedanke aus, die Grundlagen für künftige Touren mit einem E-Bike zu legen. Immerhin hat der damals noch intakte Körper schon einmal den Mont Ventoux bezwungen, die Alpen überquert und gemeine Steigungen in der Eifel gemeistert. An diese Zeiten soll irgendwann einmal wieder angeschlossen werden.

Angesichts der vor allem von Bosch vorangetriebenen Mittelmotortechnik und der Kreativität der Designer haben die Räder mit elektrischer Nachhilfe an Attraktivität gewonnen und kaschieren weitgehend die unterstützende Technik. Die Zeiten der AOK-Chopper sind zum Glück endlich vorbei, und die Räder mit elektrischem Rückenwind – korrekt Pedelecs genannt – können sich inzwischen sehen lassen.

Die Wahl für den langen Weg zurück auf den Rennradsattel fiel auf das 13Zehn der E-Bikemanufaktur, die sich der Premium-E-Mobilität verschrieben hat. Mit einem Gewicht von 22,9 Kilogramm gehört das Rad zwar nicht zu den Leichtgewichten, zeigt sich aber auf der Straße von seiner wendigen Seite und – besonders wichtig – kommt in der Silhouette eines Trekkingbikes auf den Radweg. Wobei, dank der robusten Verarbeitung, sind durchaus auch Touren abseits der befestigten Routen möglich.

Wer auf Radwegen unterwegs ist, muss sich auf eine gemütliche Fahrweise einstellen – das wahre Leistungspotenzial lässt sich dort nicht ausspielen. In diesem Fall empfiehlt sich die Stellung Cruise, um gemütlich mit der Generation 60plus durch die Landschaft zu rollen. Hin und wieder eine kleine Umdrehung mit der Kurbel und die Radwelt ist dein Freund, aber nicht besonders aufregend.

Dabei begreift der E-Bike-Novize bereits beim ersten Tritt in die Pedale, wozu die elektronische Nachhilfe montiert wurde. Wie bei allen elektrischen Fahrzeugen steht auch beim Fahrrad vom ersten Moment an das gesamte Drehmoment des Antriebs zur Verfügung. Beim 13Zehn sind das immerhin bis zu 90 Newtonmeter – kein Wunder, dass Anfänger oder Neueinsteiger bei diesem schwungvollen Antritt schon mal die Kontrolle über das Gefährt verlieren.

Verantwortlich für die Kraftentfaltung ist ein 250 Watt starker Mittelmotor aus dem Hause Brose, der unauffällig die elektrische Nachhilfe liefert. Kombiniert ist der Antrieb mit einem 500 Wh starken Akku, der dezent am Unterrohr montiert ist. Dabei stellt er die zusätzliche Leistung fast lautlos bereit und erzeugt dabei ein breites Leistungsband, das sowohl dem geübten und sportlich orientierten Fahrer entgegenkommt, wie auch dem Genussradler oder Anfänger, die vor allem Wert auf Komfort legen. Dass nicht allein die Generation 60plus im Visier der Entwickler war, zeigt unter anderem auch die Schnittstelle für das Laden von elektronischen Begleitern wie MP3-Spielern oder Smartphone. Für den Fahrkomfort sorgt die am Vorderrad montierte bewährte Suntour-Federgabel, die die heftigsten Stöße wegfedert. Warum die Macher dem Rad nicht noch zusätzlich eine gefederte Sattelstütze spendierten, bleibt dabei allerdings ein Mysterium. Vielleicht wollte man den angenehm sportlichen Sattel aus dem Hause Selle Royal nicht kompromittieren.

Zusammen mit dem stocksteifen Rahmen und der Kraftübertragung aus dem Hause Shimano ist auf jeden Fall ein angenehm zu fahrendes Rad entstanden, das gleichzeitig durchaus sportliche Ambitionen befriedigen kann. Für das Topmodell wählte die e-bikemanufaktur die Deore-XT-Gruppe mit zehn Gängen, die eine ausreichend große Möglichkeit an passenden Übersetzungen bereitstellt. Verzögert wird das Rad über hydraulische Scheibenbremsen, die zwar wartungsaufwendiger als konventionelle Felgenbremsen sind, dafür aber deutlich mehr Sicherheit bieten.

Insgesamt stehen vier Fahreinstellungen zur Verfügung. Während Cruise und Tour die elektrische Unterstützung für die wenig ambitionierte Tour am Wochenende darstellen und so auch Reichweiten von bis 180 Kilometer ermöglichen, hält der Modus Sport, was er verspricht, was sich allerdings in eine deutlich verringerte Reichweite übersetzt. Auf jeden Fall lassen sich so auch Steigungen mit zweistelligen Prozentwerten problemlos besiegen, und Fahrten durch leichtes Gelände werden nicht zuletzt dank der Auslegung des Rads ebenfalls zum Kinderspiel. Auf dem angenehm zurückhaltend gestalteten Display wird der Fahrer ständig über die wichtigsten Daten informiert, und es macht am Ende Spaß, mit der elektrischen Unterstützung zu spielen, die sich (wie es das Gesetz befiehlt) zwischen 25 km/h und 28 km/h verabschiedet. Dann ist wieder Muskelkraft gefragt.

Als Spielverderber kann am Ende nur die Preisliste der e-bikemanufaktur auftreten. Der Fahrspaß kostet mindestens 2999,90 Euro.


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Bilder zum Artikel

Das 13Zehn (links) und das Damen-Pendant 11LF der E-Bikemanufaktur.

Das 13Zehn (links) und das Damen-Pendant 11LF der E-Bikemanufaktur.

Foto: E-Bikemanufaktur