Mit dem Lastenesel zur Verkehrswende

Das Fahrrad hat sich in den vergangenen Jahren vom Freizeitgefährt zu einem vollwertigen Fortbewegungsmittel entwickelt, mit dem sich nicht nur staugeplagte Großstädter durch den Straßendschungel bewegen. Inzwischen ist das Rad auch noch zu einem der Vehikel im Bemühen um die Verkehrswende in den Städten befördert worden. Keine Frage, aus dem vor 200 Jahren von dem schrulligen Freiherrn von Drais erfundene Laufrad ist – wenigstens im urbanen Umfeld – eine Konkurrenz zum Automobil erwachsen.

Als jüngster Zugang im Feld der Fahrradlösungen gegen den Verkehrsinfarkt geht jetzt in Köln Europas größtes, weil bisher einmaliges, Sharing-Angebot für E-Lastenräder an den Start. An 35 Standorten der Domstadt können Interessenten demnächst auf 50 elektrische Lastenräder zur Miete zugreifen, um damit Einkäufe zu erledigen, Kinder in die Kita zu bringen oder einfach zum Picknick ins Grüne zu fahren. Donk-EE haben die Marketingexperten von Green Moves Rheinland ihr System genannt. Dass sich Donk-EE wie Donkey, englisch für Esel, ausspricht, ist dabei kein Zufall. Das Unternehmen gehört zum alternativen Energieversorger Naturstrom AG, der auch den Ökostrom für die Räder liefert.

Unterstützt wird das vorerst auf drei Jahre angelegte Projekt vom Bundesumweltministerium, das sich mit 200 000 Euro an den Kosten beteiligt. Für das E-Lastenrad sollen nicht nur Privatkunden angesprochen werden, sondern auch Handwerker und Unternehmer, die auf diese Weise Kosten sparen können. „Das Fahrrad als gewerbliches Lieferfahrzeug auf der kurzen Strecke kann helfen, das Klima zu schützen und zugleich die Lebensqualität in der Stadt zu erhöhen“, erklärte Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Umweltministerium.

Das Ganze erinnert an die Zeiten, als frühmorgens der Bäckerjunge Brot und Brötchen mit dem Rad auslieferte. Der moderne Lastenesel besitzt zwar einen Bosch-Elektromotor, gehört aber mit einem Eigengewicht von 55 Kilogramm zu den Schwergewichten. Auch der lange Radstand (207,5 cm) verlangt einiges Training, um sich sicher im Stadtverkehr zu bewegen. Zumal die Infrastruktur für Radfahrer immer noch in den meisten deutschen Städten – Köln ist da keine Ausnahme – sehr zu wünschen übrig lässt.

Wie bei allen Pedelecs schaltet sich die elektrische Trittunterstützung bei 25 km/h automatisch ab. Die in Köln angebotenen Leihräder stammen aus der Edel-Manufaktur Riese und Müller. Das Modell „Packster“ wurde für den Leiheinsatz modifiziert und besitzt nun unter anderem eine verstärkte Gepäckbox sowie Kindersitze, Sicherheitsgurte und Wetterschutz. Die Reichweite liegt laut Donk-EE bei mindestens 75 Kilometern und die Zuladung bei 100 Kilogramm.

An den 35 Übernahmepunkten sollen die Lastenrad-Fahranfänger von den Verleihpartnern zunächst eine Anweisung in die Technik und auch die Gelegenheit zu einer Probefahrt bekommen, um das Verhalten des Rades zu erfahren. Wie beim Carsharing müssen sich die Interessenten zunächst online registrieren (www.donk-ee.de) und sich danach ganz offline beim Donk-EE-Partner mit dem Registrierungscode identifizieren. Danach wird die App auf das Smartphone geladen, und dann kann das Fahrrad bei Bedarf gebucht und abgeholt werden. Nach der Tour muss es wieder dort abgestellt werden. Donk-EE verspricht, dass die Räder vor jedem neuen Start ausreichend aufgeladen sind. Nach dem 31. August kostet die Anmeldung 20 Euro (aktuell kostenlos) und die erste Stunde 3,50 Euro. Danach sinkt der Stundenpreis auf 2,50 Euro.

Während des Projektzeitraums erwartet das Unternehmen rund 24 000 Fahrten über eine durchschnittliche Distanz von 7,6 Kilometern, was sich in eine CO2-Einsparung von 30 Tonnen übersetzt. Insgesamt sollen so Pkw-Fahrten mit einer Länge von 182 300 Kilometern ersetzt werden. Die Feinstaub-Einsparung liegt danach bei 1,5 Tonnen. Köln ist allerdings erst der Anfang. „Wir sehen das Thema auch in anderen Städten“, blickt Oliver Hummel, Geschäftsführer von Green Moves Rheinland, in die Zukunft. (ampnet/ww)


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Bilder zum Artikel

Donk-EE als Umzugshelfer.

Donk-EE als Umzugshelfer.

Foto: Auto-Medienportal.Net/Green Moves Rheinland/M. Ersch-Arnolds


Donk-EE als Kinderkutsche.

Donk-EE als Kinderkutsche.

Foto: Auto-Medienportal.Net/Green Moves Rheinland/M. Ersch-Arnolds


Donk-EE als Einkaufswagen.

Donk-EE als Einkaufswagen.

Foto: Auto-Medienportal.Net/Green Moves Rheinland/M. Ersch-Arnolds


Ausflug mit dem Donk-EE.

Ausflug mit dem Donk-EE.

Foto: Auto-Medienportal.Net/Green Moves Rheinland/M. Ersch-Arnolds