Interview mit Uwe Hochgeschurtz: Renault startet mit Rückenwind ins neue Jahr

Für die Renault-Gruppe ist das vergangene Jahr in Deutschland auf einem stagnierenden Markt bestens verlaufen. Während die Zulassungen bei den Pkw und leichten Nutzfahrzeugen insgesamt leicht um 0,3 Prozent gestiegen sind, konnte die französische Gruppe (Renault, Dacia und Alpine) deutlich zulegen (plus 3,2 Prozent), erreichte einen Marktanteil von 6,2 Prozent und verteidigte gleichzeitig den ersten Platz bei den Importeuren.

Zwar gingen die Zulassungen bei der Kernmarke Renault um 1,6 Prozent auf 156 700 Einheiten zurück, doch diesen Rückgang glich Dacia mit 74 500 Zulassungen deutlich aus. Auch bei den leichten Nutzfahrzeugen erreichte Renault mit 25 900 Zulassungen einen neuen Rekord. „So viele Nutzfahrzeuge haben wir in Deutschland noch nie zugelassen“, erklärte Uwe Hochgeschurtz, Vorstandsvorsitzender der Renault Deutschland AG bei der Vorstellung der Zahlen.

Meist verkauftes Modell war erneut der Captur (23 800 Einheiten). Ebenfalls stark gewachsen ist der Absatz der Elektrofahrzeuge mit 7400 Stück. Unangefochtener Bestseller ist der Zoe mit 6400 Zulassungen, der seine Rolle als meistverkauftes Elektroauto in Deutschland verteidigte. Seit seiner Markteinführung im Jahr 2013 wurden in Deutschland 17 800 Exemplare von dem Stadtauto verkauft – so viel wie von keiner anderen Marke in Deutschland. Inzwischen haben sich die monatlichen Bestellungen auf rund 1000 Modelle eingependelt.

Wie es mit der Elektrifizierung bei Renault weitergeht, erklärt Uwe Hochgeschurtz im Gespräch mit dem Auto-Medienportal.

Renault nimmt bei den Elektrofahrzeugen in Deutschland und Europa eine führende Rolle ein. Allerdings ist der Zoe der einzige klassische Pkw in Ihrem Angebot. Wird da in Zukunft mehr kommen?

„Renault wird das Angebot bis zum Jahr 2022 auf acht vollelektrische Fahrzeuge erweitern. Wir müssen aber auch realistisch sein. Wir können nicht die gesamte Palette in kurzer Zeit umstellen. Wir haben als Erste überhaupt den Beschluss gefasst, ein elektrisches Fahrzeug zu entwickeln, das nicht auf einem Verbrennermodell aufbaut. Der 2013 eingeführte Zoe ist ein großer Erfolg und verkauft sich von Jahr zu Jahr besser. Die nächsten Modelle sind in der Entwicklung und werden in den kommenden Jahren auf den Markt kommen.“

Wird Renault bestehende Modelle elektrifizieren oder kommen vollkommen neue Modelle auf den Markt?

„Die Elektro-Palette wird bei den meisten Volumenmodellen aus eigenständigen Entwicklungen bestehen. Angesichts der technischen Gegebenheiten muss man diese Fahrzeuge speziell entwickeln, denn schließlich stellen sich den Entwicklern ganz neue Aufgaben, um eine leistungsfähige Lösung zu erreichen. In bestimmten Segmenten sind Lösungen denkbar, bei dem Verbrennungsmotoren und Elektroantrieb kombiniert werden. Der neue Clio, den wir in diesem Jahr vorstellen, wird zum Beispiel in Zukunft auch als Hybridversion angeboten werden.“
Jetzt mal konkret gefragt. Warum gibt es eigentlich keinen elektrisch angetriebenen Twingo, der ja mit dem Smart-Viersitzer baugleich ist?
„Bisher war das aus vielen Gründen in unserer Modellpalette nicht vorgesehen. Doch damit ist nicht gesagt, dass dies so bleiben muss. Aber es gibt dazu noch keine Entscheidung.“

Planen Sie mit Ihrer Elektroflotte, alle klassischen Segmente abzudecken, und welchen Anteil wird die Elektromobilität bei Renault einnehmen?

„Bis zum Jahr 2022 werden wir in den wichtigen Segmenten in Europa und anderen Ländern mit Elektromodellen vertreten sein. Ich glaube, dass wir in den kommenden zehn oder 20 Jahren einen sehr stark elektro-getriebenen Markt erleben werden. Das schließt aber nicht aus, dass es dann auch noch Benziner und Diesel geben wird, wenn auch mit einem geringeren Anteil. Wie sich der Elektroanteil konkret entwickeln wird, kann aber zurzeit niemand sagen.“

Wird Renault auch Plug-in-Hybridmodelle entwickeln?

„Wir werden bei einigen Modellen auch eine Plug-in-Lösung anbieten und uns dabei auf Volumenmodelle konzentrieren, wo wir die größten Einspareffekte beim Verbrauch und CO2-Ausstoß erreichen können.“

Wie werden sich bei Renault die Reichweiten der Elektrofahrzeuge entwickeln?

„Die Reichweiten werden sich dank der Entwicklung bei den Batterien deutlich erhöhen. Wobei nicht jeder Kunde unbedingt die höchste Reichweite benötigt. Das sehen wir heute schon beim Zoe, wo Kunden auch die Versionen mit den geringeren Reichweiten wählen.“

Welche Zukunft hat der Diesel bei Renault?

„Der Diesel ist ein Antrieb, der in vielen Bereichen eine hohe Effizienz aufweist. Vor allem im Nutzfahrzeugbereich und beim Personentransport. Wir sind gut beraten, den Diesel nicht totzureden. Wir müssen den Markt aber auch differenzieren. In der Stadt ist das kleine Fahrzeug mit Elektroantrieb die sinnvolle Lösung, für mittlere und längere Strecke sind Benziner und Hybride eine vernünftige Antwort, und vor allem für die längere Strecke hat der Diesel immer noch seine Berechtigung.“ (ampnet/ww)


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Bilder zum Artikel

Uwe Hochgeschurtz an einem Renault Zoe.

Uwe Hochgeschurtz an einem Renault Zoe.

Foto: Auto-Medienportal.Net/Renault