Kommentar: Auf Regen folgt Sonne – ehrlich

Der Grünen-Chef Robert Habeck war nicht allein, als er jetzt im Vorfeld des virtuellen Parteitags der Grünen forderte, die Wirtschaft müsse verpflichtet werden, die vielen Milliarden der Bürger in umweltverträgliche Technologien zu investieren. Das kann jeder unterschreiben. Denn das ist genauso richtig wie die Spruchweisheit, dass auf Regen Sonne folge. Erleben wir in den vergangenen Jahrzehnten nicht alle, wie jede Technologie von ihrer Nachfolgerin übertroffen wird beim sorgsameren Umgang mit Ressourcen, Umwelt und Menschen?

Niemand investiert Jahr für Jahr mehr in die deutsche Wirtschaft als die Automobilindustrie. Deswegen liefert sie auch die meisten Beweise für die These vom umweltgerechten Fortschritt. Ausgerechnet der verdammte Dieselmotor kann dafür herhalten. Der niedrige Kraftstoffverbrauch wurde anfangs mit rauchendem Auspuff bezahlt. Ein moderner Diesel hinterlässt heute hinten sauberere Luft als er vorn „eingeatmet“ hat.

Ein zweiter Hinweis aus dem Parteitags-Umfeld der Grünen war der Versuch, sich von Corona nicht allzu lange von der Agenda verdrängen zu lassen. Begründung: Die Klimakrise ende tödlicher als die Coronakrise.

Also reden wir doch wieder über das Klima und die Rolle des Verkehrs – hier des Autoverkehrs – bei der Erwärmung des Weltklimas. Da heißt das favorisierte Allheilmittel immer noch Elektromobilität, weil die abgasfrei geschieht. Das ist angenehmer und sicher auch gesünder für Pflanzen und Lebewesen in der Umgebung. Aber auch fürs Klima?

Zur Antwort auf diese Frage führen direkt weitere Fragen zur Energiequelle fürs Elektroauto:

Wollen wir deutlich mehr Kernenergie?

Wollen wir die heimische Braunkohle, deren klimaschädlicher Einfluss in neuen Anlagen reduziert werden kann, die aber auch in ferner Zukunft abgeschaltet werden?

Wollen wir Elektromobilität, bei der die Energie aus erneuerbaren Quellen stammt?

Für uns in Deutschland liegen die Antworten auf der Hand. Dabei fühlen sich nur wenige – auch unsere Politiker nicht – von der Braunkohle und deren schädlichen Einfluss aufs Weltklima verunsichert. Auch für den gesamten Kontinent gilt die Maxime: Elektroauto – koste es, was es wolle.

Wenn eines Tages alle Europäer am Steuer von Elektroautos sitzen, wird das dem Klima nur wenig helfen. Auf der Welt fahren zur Zeit rund 1,3 Milliarden Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. Die Masse macht das Klima, deren Emissionen schaffen Probleme.

Soll der Verkehr einen Beitrag zu Klimarettung leisten, müssen wir die Masse der Fahrzeuge in Angriff nehmen. Auch 60 Millionen Elektroautos in Deutschland sind „Peanuts fürs Klima“. Wer dann noch im Blick behält, dass ein Auto zwischen Auslieferung und Verschrottung rund 15 Jahre auf der Straße bleibt, wird noch einmal klarer: Die Masse macht das Klima.

Das Elektroauto hilft einzelnen reichen Regionen der Welt, mit ihrem kleinen Betrag zum Klimaschutz auch ein gutes Gefühl erworben zu haben. Aber auch hierzulande werden die Fahrzeuge noch Jahrzehnte mit Verbrennungsmotoren fahren. Für die deutschen und europäischen und die Vielzahl der „altmodischen“ Automobile in aller Welt brauchen wir für die Masse neue Kraftstoffe, nicht einen neuen Antrieb.

Wer die Corona-Investitionen zugunsten des Klimas umsteuern will, hat hier eine Priorität für alle Energieunternehmen, Automobilhersteller, Werften, Reedereien, Flugzeugbauer und Fluggesellschaften. Schafft den alternativen, den klimafreundlichen Kraftstoff, der die fossilen Kraftstoffe problemlos ersetzen kann.

Zu diesem Vorschlag gehört der Appell an alle, die meinen zu wissen, wohin die Gelder fließen sollen: Hört auf, der deutschen Industrie vorzuhalten, sie habe die Zukunft verschlafen. Was ich meine? In einem großen Hamburger Nachrichten-Magazin las ich als Beispiel für die verschlafenen deutsche Automobilhersteller, sie verfüge ja nicht einmal über ein komplettes Angebot an Elektroautos. Das stimmt.

Und das gilt für alles Hersteller weltweit. Selbst das immer wieder in solchen Zusammenhängen als vorbildlich zitierte Unternehmen Tesla hat kein komplettes Angebot an Elektroautos. Es bietet nur nichts anderes an als Elektroautos. Ein komplettes Portfolio sieht anders auch, konzentriert sich auch nicht nur auf hochpreisige Modelle.

Auch, wenn das so völlig gegen den Mainstream anschwimmt, sollten wir den Entscheidungsträgern mit auf den Weg geben: Haltet doch die Forscher und die Entwickler nicht für blöd und deren Arbeitgeber nicht rückwärtsgewandt. Technologieoffenheit ist die erste Bürgerpflicht. Denkverbote sind undemokratisch. Zuversicht ist Charaktersache. Das kann auch Robert Habeck alles unterschreiben. (ampnet/Sm)


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Peter Schwerdtmann.

Peter Schwerdtmann.

Foto: Auto-Medienportal.Net