Kommentar: Homeoffice ist Teufelswerk

Wer gut zuhören und zwischen den Zeilen lesen kann, der konnte den Eindruck gewinnen, der Begriff „Homeoffice“ sei eine neue Umschreibung für den Bereich, in dem früher der „Gott-sei-bei-uns“ auf verlorene Seelen wartete. Und nun lesen wir bei der Bertelsmann-Stiftung, drei von vier Betroffenen finden Homeoffice gut und möchten weiter so arbeiten, weil sie effektiver schaffen können. Zwingt Corona uns, mit Vorurteilen aufzuräumen?

Schon seit vielen Jahren haben Verkehrs- und Mobilitätsforscher mit einem einfachen, nur scheinbar alltäglichen Satz Diskussionen ausgelöst: Ich fahre mit meinem Auto zur Arbeit ins Büro. Das „Ich“ sieht sich schon vom autonomen Fahren unter Druck gesetzt. Das „Fahren“ ist das, was den Innenstädten die Probleme und dem Klima zu viel Temperatur bringt. Carsharing könnte die Besitzfrage von „meinem Auto“ umdefinieren. Und „Büro“ ist heute in den meisten Fällen auch gleichzusetzen mit „Stadt“.

Und nun kommt das „Homeoffice“. Die Vision der Mobilitätsforscher wird ein Stück deutlicher. Bisher sahen sie den Ausweg aus der Zentralität der Metropolen in Satellitenstädten mit kurzen Wegen. Aber Corona legt etwas anderes nahe. Wer bisher sagte, in Zukunft müsse nicht der Mensch zur Arbeit kommen, sondern die Arbeit zum Menschen, der musste bisher damit leben, als Spinner abgetan zu werden. Die Pandemie trägt nun zu seiner Rehabilitation bei. Sie sorgt für eine echte Verkehrswende, wenn wir diese Chance nun nutzen und sie nicht gleich wieder mit Vorschriften-Diskussionen im Keim ersticken.

Nicht alle Pendler werden daheim bleiben können. Aber sie werden nicht mehr Busse, Bahnen oder Straßen verstopfen müssen. Wenn wir jetzt zuhören und lernen, bliebe auch für die Radfahrer mehr Platz und das feindselige Gehetze gegen das Auto hätte sich erledigt. (ampnet/Sm)



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Peter Schwerdtmann.

Peter Schwerdtmann.

Foto: Auto-Medienportal.Net


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