Kommentar: Schöne, ferne Zukunft

Am Donnerstag hätten wir die Chance, die Mobilität der Zukunft jetzt schon zu erleben, beim Publikumstag des 27. ITS Worldcongress in Hamburg. Alle werden sie zu sehen und sogar zu erleben sein, die Möglichkeiten die Technik uns eröffnen kann: Autos, die ihren Parkplatz ohne Fahrer suchen, die vor der Tür stehen, wenn die Fahrt beginnen soll, autonome Kabinen, die in der Stadt von Tür zu Tür fahren, ebenfalls autonom fahrende Busse, S- und U-Bahnen, fahrerlose Transportsysteme für ganze Container, Lufttaxis, neue Transrapid-Versionen – die ganze schöne neue Welt der Mobilität in der Stadt und vielleicht sogar auf dem Land.

Die Besucher werden sich beeindrucken lassen von dem, was Menschen mit technischen Fähigkeiten und ihrem Erfahrungsschatz heute mit schnellen, kleinen Rechnern, guten Sensoren, Kommunikation in Echtzeit und künstlicher Intelligenz alles schon geschafft haben und noch zu schaffen hoffen. In Hamburg bekommt der abstrakte Begriff von der Verkehrswende auf einmal sicht- und greifbaren Inhalt. Die Menschen werden die einzelnen Mobile mögen oder nicht. Doch für jeden wird erkennbar, wie die Technologie seine persönliche Mobilität verändern könnte. Da wird Begeisterung aufflammen – genau die richtige Stimmung für die Diskussion, wie man dem Menschen von heute mit diesen Aussichten sein Auto abgewöhnen kann.

Doch noch steht der ITS-Kongress in Hamburg für den schönen Schein – ohne Zeitplanung und ohne Preisschild. Zu gern vermitteln interessierte Kreise den Eindruck, niemand wolle den Verzicht, alles werde noch schöner, individueller, umweltfreundlicher, klimaneutraler und bezahlbarer.

So ein Kongress stellt für die Fachleute eine wichtige Arena für den technologischen Wettstreit dar. Die unvoreingenommenen Menschen werden sich am Publikumstag beeindrucken und begeistern lassen. Aber schon im überfüllten Bus der Hamburger Hochbahn vom Messegelände in die Stadt werden sie Gelegenheit haben, sich zu fragen, wie lange das alles wohl noch bis zu Serienreife braucht und wieviel Zeit in diesem Land der weltrekordverdächtig langen Planungsprozesse und der leeren Kassen vergehen wird, bis der Mensch auf dem flachen Land auf sein Auto verzichten wollte – oder könnte.

Schön, die Entwicklung in Hamburg verläuft vorbildlich. Der Anteil der Car-Sharing-Teilnehmer in der Stadt ist ungewöhnlich hoch. Und Projekte wie die Elektro-Shuttles von Moia zeitigen Erfolge. Aber auch bei diesem Ridesharing-System, bei dem der Computer die Fahrtwünsche bündelt, soll es erst 2024 richtig in die Vollen gehen. Das Projekt ist dann schon acht Jahre alt. (aum/Peter Schwerdtmann)



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Peter Schwerdtmann.

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Foto: Auto-Medienportal.Net