London to Brighton Veteran Car Run: Altes Eisen, junger Sprit

Oldtimer, zumal dann, wenn sie mehr als 100 Jahre auf dem Kühler haben, gelten im Allgemeinen als wenig klimafreundlich. Zur Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert sorgte das aber nicht für Aufregung, weshalb es auch weder Gruppen wie „Fridays for Future“, noch Aktivisten der „Letzten Generation“ gab. Warum auch? Die Winter waren kalt und die Sommer in unseren Breiten lau. Basta.

Das Starterfeld des traditionell seit 126 Jahren stattfindenden „London to Brighton Veteran Car Run“ bestand trotzdem noch nie ausschließlich aus Stinkern. Auch dieses Jahr am 6. November nicht. Damals wie heute machten sich neben Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren auch solche mit Elektro- oder Dampfantrieb vom Londoner Hyde Park aus auf den Weg ins Seebad an der Kanalküste. Einzige Bedingung: Ihr Baujahr musste vor 1905 gelegen haben.

Aber dieses Jahr gab es dennoch einen entscheidenden Unterschied. Zwei der knatternden Veteranen von Vorgestern bewältigten die etwa 97 Kilometer lange Strecke problemlos mit Treibstoff von Übermorgen. Zum ersten Mal kam in ihren Verbrennern e-Fuel zum Zug, frei von fossilen Energien und daher zukünftig eine möglicherweise attraktive und umweltfreundliche Alternative zum Elektroantrieb.

Die Eignung des synthetischen Sprits für einen Oldie sollte ein mit einem 6,5 PS leistenden Einzylindermotor ausgestatteter amerikanischen Covert, Baujahr 1904, unter Beweis stellen. Wolfgang Pressinger, Vorstandsmitglied des Allgemeinen Schnauferl-Clubs in Deutschland, wollte mit diesem Uralt-Auto seine inzwischen 30. Teilnahme an der britischen Traditionsveranstaltung bestreiten. Im Tank des Zweisitzers befand sich ein vom Berliner Unternehmen P1 Racing Fuels ohne fossile Anteile hergestellter Treibstoff, ähnlich jenem e-Fuel, das die FIA seit dieser Saison in der Rallye-Weltmeisterschaft sowie für den World Touring Car Cup vorschreibt. Dieser Benzinersatz besteht aus einem Gemisch von Bio-Kraftstoffen der zweiten Generation sowie synthetischen Flüssigkeiten aus erneuerbaren Quellen.

Am Ziel in Brighton, das Pressinger problemlos erreicht hatte, äußerte er sich voller Begeisterung: „Trotz des miserablen Wetters beim diesjährigen London-to-Brighton-Run hat sich der P1 e-Fuel als perfekt erwiesen. Wir sollten die Daumen drücken, damit diese Art Kraftstoff bald in ausreichenden Mengen zu vernünftigen Preisen erhältlich sein wird. Er könnte dann seinen Teil zur Lösung unserer Klimaprobleme beitragen.“

Am Steuer des anderen, mit e-Fuel angetriebenen Oldtimers saß Ben Cussons, der Vorsitzende des britischen Royal Automobil Club, der einen zehn PS starken Mors aus dem Baujahr 1901 fuhr, einem Rennwagen aus der Frühzeit des Motorsports. Mit einem solchen Modell gewann der Franzose Henri Fournier im Mai 1901 das Rennen Paris-Bordeaux und benötigte für die 527 Kilometer lange Strecke sechs Stunden zehn Minuten und 44 Sekunden.

Ben Cussons ließ es 2022 von London nach Brighton langsamer angehen, zeigte sich aber über die Qualitäten des von ihm eingesetzten e-Fuels ebenso begeistert wie der Deutsche. "Es hätte wirklich nicht einfacher sein können", berichtete er. „Wir haben den Kraftstoff nur 24 Stunden vor dem Start der Veranstaltung bekommen, den Tank des Mors einfach geleert und mit dem e-Fuel gefüllt, eine kurze Testfahrt gemacht und den Wagen am nächsten Tag nach London gebracht. Von dort lief das Auto hervorragend - wenn nicht sogar besser als je zuvor.

Das zeigt uns doch, dass rein elektrisch angetriebene Autos nur ein Teil der Lösung unserer Klimaprobleme sein können. Es ist so wichtig, dass wir offen für gleichwertige Lösungen sind. Wenn wir erschwingliche Alternativen finden, für die keine vollständige Änderung der vorhandenen Infrastruktur sowie kostspieliger Ersatz bestehender Fahrzeuge erforderlich ist - umso besser. Und aus meinen persönlichen Erfahrungen mit dem Mors und denen von Wolfgang Pressinger mit seinem Covert wissen wir, dass e-Fuels Teil dieser Lösung sein können“, sagte Cussons.

Dem ist nichts hinzu zu fügen. (Hans-Robert Richarz, cen)


Wenn Sie der Artikel für Ihr Medium interessiert, registrieren Sie sich bitte hier!
Dann können Sie den Artikel oder die Bilder und Videos herunterladen.


Bilder zum Artikel

Der Covert kam mit eFuel ohne Probleme ans Ziel.

Der Covert kam mit eFuel ohne Probleme ans Ziel.

Foto: Autoren-Union Mobilität/VCR Media London


Probleme bereitete nicht der Sprit, sondern das schlechte Wetter.

Probleme bereitete nicht der Sprit, sondern das schlechte Wetter.

Foto: Autoren-Union Mobilität/VCR Media London


Probleme bereitete nicht der Sprit, sondern das schlechte Wetter.

Probleme bereitete nicht der Sprit, sondern das schlechte Wetter.

Foto: Autoren-Union Mobilität/VCR Media London


Auch der Mors war mit eFuel reibungslos unterwegs.

Auch der Mors war mit eFuel reibungslos unterwegs.

Foto: Autoren-Union Mobilität/VCR Media London


Auch der Mors war mit eFuel reibungslos unterwegs.

Auch der Mors war mit eFuel reibungslos unterwegs.

Foto: Autoren-Union Mobilität/VCR Media London


Damit jeder sehen konnte, was die beiden Veteranen antrieb.

Damit jeder sehen konnte, was die beiden Veteranen antrieb.

Foto: Autoren-Union Mobilität/VCR Media London


Damit jeder sehen konnte, was die beiden Veteranen antrieb.

Damit jeder sehen konnte, was die beiden Veteranen antrieb.

Foto: Autoren-Union Mobilität/VCR Media London