Fahrbericht Mercedes-Benz e-Citan: Das passt

Nicht jeder Stammkunde war seinerzeit amused, als Mercedes-Benz den Citan auf Basis des Kangoo einführte: Zuviel Renault und zu wenig Mercedes. Die Stuttgarter waren erst später dazugestoßen. In der aktuellen Generation war die Entwicklungskooperation von Beginn an enger. So folgt nun auf den Kangoo E-Tech der Franzosen auch der e-Citan der Deutschen. Die elektrifizierte Ausgabe des Stadtlieferwagens kann (fast) alles genauso gut wie der Verbrenner und ist in einer Hinsicht sogar besser. Auch die Pkw-Version steht als nobler EQT in Kürze bereit.

Ganz bewusst unterscheidet sich der e-Citan bis auf den Antrieb so gut wie kaum vom Benziner oder Diesel. Da hat es die Transporterfraktion ohenhin etwas leichter als die Pkw-Abteilung. Wie bereits vom Kangoo E-Tech bekannt leistet der Motor in der Spitze 90 kW (122 PS). Entscheidender ist natürlich das in jedem Moment spürbare Drehmoment von 245 Newtonmetern. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 132 km/h. Das passt. Im Eco-Modus sind es 110 km/h.

Den großen Unterschied zwischen Renault und Mercedes macht das Interieur aus. Hier gehen die Stuttgarter ihren ganz eigenen Weg und orientieren sich an der Art des Hauses. Über der Basisversion Base rangiert die Ausführung Pro. Neben mehr Außendetails in Wagenfarbe gibt es vor allem ein höherwertigeres Interieur, in dem sich Kuriere und Handwerker wie im Pkw umsorgt fühlen. Mit dem aufpreispflichtigen Design-Paket und dem ebenfalls auf Wunsch erhältlichen Multimediasystem MBUX (Mercedes-Benz user Experience) sowie dem haptisch äußerst schmeichelhaften Lederlenkrad zieht noch mehr Mercedes-Anmut in den kleinen Transporter ein. Das ist schon fast des Guten zu viel.

Auch was die Angebotsvielfalt an Ausführungen angeht, reiht sich der e-Citan nahtlos in die übrige Modellpalette ein. Es gibt ihn als kurzen und langen Van, mit Heckklappe und fester Trennwand, mit bis zu 180 Grad öffnenden Hecktüren und zur Seite drehbarem Gitter für mehr Ladelänge bei umklappbaren Beifahrersitz sowie als Tourer mit serienmäßiger zweiter Schiebetür als Kombi für die Personenbeförderung. Die kompakte Version misst 4,50 Meter in der Länge, die Langversion mit 40 Zentimetern mehr Radstand bringt es auf 4,92 Meter. Dabei bietet der e-Citan ein Ladevolumen von 2,9 respektive 3,62 Kubikmetern. Der Tourer schluckt in der kurzen Ausführung bis zu 1979 Liter, die Langversion folgt später. Keineswegs selbstverständlich im Segment ist die Anhängelast von bis zu 1450 Kilogramm (Tourer: 1,5 Tonnen). Das passt ebenfalls.

Keine Frage, Lieferwagen müssen nicht laut sein. Im Gegenteil. Und so scheint gerade die Elektoausführung die beste Wahl beim Citan zu sein. Wer auf Fahrgeräusche nicht ganz verzichten kann, muss es auch nicht. Auf den meisten Straßenbelägen rollen die Reifen gut hörbar ab, ohne aber aufdringlich zu wirken. Die Lenkung arbeitet leicht und präzise, die Stellung des Schalthebels liegt allerdings nicht überall parallel zur Position des Buchstabens für die momentane Einstellung. Zudem ließ sich zumindest beim noch wenig gefahrenen Neufahrzeug der Wählhebel nur recht schwergängig bewegen.

Als äußerst angenehm erweist sich hingegen das Einstellen der drei Rekuperationsstufen (D-/ D / D+). Sie lassen sich bequem über das Drücken des Schalthebels nach recht wechseln. Die Bewegung ist vom manuellen Modus einer Automatik oder eines Doppelkupplungsgetriebes bekannt und erweist sich als äußerst praxisgerecht. Geht es beispielsweise auf der Autobahn bergab, wird der Hebel wie beim Schalten einfach kurz nach hinten gezogen, um in eine Art Freilauf zu wechseln, mit dem der e-Citan dann ganz lässig den Schwung mitnimmt und ohne Druck auf das Fahrpedal in Fahrt bleibt. Für den innerstädtischen Verkehr empfiehlt sich die größtmögliche Rekuperationsstufe. Sie erreicht nicht One-Pedal-Maß, aber verzögert spürbar. Für den Stadtverkehr scheint Mercedes hier eine nahezu perfekte Abstimmung gefunden zu haben. Auch hier passt es also.

Der e-Citan wird ausschließlich mit einer Batteriekapazität von 45 Kilowattstunden ausgeliefert (das gilt übrigens auch für den EQT). Die sorgt für eine Reichweite nach WLTP-Messung von 280 Kilometern. Den von Mercedes-Benz angegebenen Stromverbrauch von 19 kWh haben wir im kombinierten Autobahn-, Landstraßen- und Stadtverkehr unter schwedischen Tempolimits mühelos unterschritten. Der Bordcomputer zeigte bei Durchschnittsgeschwinigkeiten von 41 bis 48 km/h Werte von 15 bzw. 16 Kilowattstunden für 100 Kilometer an. Das passt also auch.

Zu haben sein wird der Mercedes-Benz e-Citan noch in dieser Jahreshälfte. Der Grundpreis dürfte bei etwa 36.000 Euro netto liegen. Geladen werden kann der Small Van an einem DC-Ladepunkt mit bis zu 80 kW. Dann braucht es knapp 40 Minuten, um die Batteriekapazität von zehn auf 80 Prozent zu bringen. Für eine AC-Komplettladung nennt Mercedes bei bis zu elf kW Wechselstrom (Serie) viereinhalb Stunden, bei bis zu 22 kW (optional) sollen es zweieinhalb sein.

Mit dem EQT gibt es dann noch die Pkw-Variante. Hier beginnen die Preise bei rund 49.000 Euro. Der Hochdachkombi für den Privatgebrauch legt bei der Anmutung der Ausstattung natürlich deutlich über dem Citan, und ist beispielsweise mit Alcantara-Interieur erhältlich. Er hat allerdings, anders als der e-Citan, gegenüber der Verbrennerversion einen kleinen Nachteil: Wegen der Batterie musste die Befestigung der hinteren Sitze geändert werden. Das Resultat: Zwar fährt auch beim EQT die Sitzfläche beim Umklappen der Rückenlehnen ein Stück nach unten, aber für die Schaffung einer ebenen Ladefläche reicht es dann doch nicht. Auch hier wird es später eine Varainte mit längerem Radstand geben. (cen/jri)


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Footage: Mercedes-Benz e-Citan.

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