Audi Q6 e-Tron: Mit Power und Preisalarm

Es hat gedauert, bis Audi den Q6 e-Tron fertig entwickelt hatte. Software-Probleme und ein Chefwechsel hatten den Serienstart des vollelektrischen Mittelklasse-SUV um fast zwei Jahre verzögert. Im August nun rollt der erste komplett in Ingolstadt produzierte Stromer zum Händler. Und das Warten, soviel sei schon mal verraten, hat sich gelohnt. Der Q6 e-Tron ist ein richtig gutes Elektroauto geworden, das in Sachen Performance, Ladeleistung und Reichweite überzeugen kann – weniger dagegen mit einer altbekannten Audi-Eigenart.

Audi knüpft große Erwartungen an den Q6 e-Tron. Nicht nur soll er den alten Markenclaim „Vorsprung durch Technik“ wiederbeleben. Er ist auch das erste Elektromodell der Bayern, dass auf der ganzen Welt funktionieren muss. Vor allem in den USA, wo rund 40 Prozent des Volumens abgesetzt werden soll. Ob es allerdings nun gleich ein Sprung ist, sei angesichts der wachsenden Konkurrenz aus West und Fernost mal dahingestellt. Aber wenigstens ist der selbst ernannte Konkurrent zu Tesla Model Y, BMW iX3 oder Nio EL6 ein großer Schritt in die richtige Richtung. Die neue „Premium Platform Electric“ (PPE) mit 800-Volt-Technik macht’s möglich, die eine große Bandbreite an Leistungs- und Antriebsvarianten, so etwa auch für die Nachfolger von A6 Avant und A7 ermöglicht. Auch die Zusammenarbeit mit Porsche, die auf der gleichen Plattform den Macan Electric aufgebaut haben, zahlte sich aus. Selten war ein tonnenschweres Audi-SUV so fahraktiv und leichtfüßig unterwegs.

Das gilt sowohl für die Quattro-Version als auch für das S-Modell, die zum Marktstart angeboten werden und für erste Ausfahrten zur Verfügung standen. In beiden Fällen arbeitet an der Hinterachse eine PSM-(permanentmagneterregte Synchron)-Maschine, vorne kommt eine nach Bedarf zupackende, ansonsten frei drehende ASM (Asynchron)-Maschine zum Einsatz, die jeweils an ein Ein-Gang-Getriebe gekoppelt sind. Beim Quattro entsteht damit eine Systemleistung von 285 kW (387 PS), die das gut 2,4 Tonnen schwere SUV in 5,9 Sekunden auf Tempo 100 schnellen lässt und erst bei 210 km/h elektronisch eingebremst wird. Der SQ6 e-Tron entwickelt 360 kW, im Launch Control Modus kurzzeitig auch 380 kW (516 PS), mit dem er den Standardsprint in 4,3 Sekunden erledigt und bis zu 230 km/h in der Spitze erreicht.

Auf der Straße erledigen beide mühelos und mit einer großen Leichtigkeit ihren Job. Obwohl, oder gerade weil im Unterboden eine 590 Kilogramm schwere Batterie sitzt, die auch in schnellen Kurven einen stabilen Schwerpunkt garantiert. Über die Drive-select-Fahrmodi lassen sich Lenkung und Fahrwerk variieren, wobei der Sportmodus zu empfehlen ist, der straff, aber nicht unkomfortabel getrimmt ist, dafür aber im Vergleich eine spürbar bessere Anbindung an Fahrzeug und Straße vermittelt. Für den gelungenen Kompromiss aus geschmeidigem Abrollkomfort und sportlichem Handling sorgt nicht zuletzt die optionale Luftfederung mit passiven Dämpfern, die etwa auf brüchigem Belag weicher ausfedern und in schnellen Kurven die Zügel stramm ziehen.

Alle Q6 e-Tron fahren mit einer 100 kWh-Batterie (netto 94,9 kWh), die Reichweiten von bis zu 625 Kilometer (Quattro), respektive 598 Kilometer ermöglichen sollen. Im noch folgenden Einstiegsmodell (Performance), allein mit Hinterradantrieb, sollen mit einer Akkuladung im Idealfall sogar 641 Kilometer zu schaffen sein. Dafür hat Audi unter anderem eine serienmäßige Wärmepumpe verbaut und das Thermomanagement optimiert. Geht die Reichweite dann doch irgendwann zur Neige, schlägt die große Stunde der 800-Volt-Technik. Denn mit der serienmäßigen Schnellladefunktion sollen sich die Energiespeicher mit bis zu 270 kW in nur 21 Minuten zu 80 Prozent wieder füllen, schon nach zehn Minuten sollen bis zu 255 Kilometer nachgeladen sein. Und falls die Ladesäule – wie so viele in der Republik – nun mit 400 Volt lädt, beherrscht das SUV erstmals auch das sogenannte Bankladen, bei dem sich die Batterie in zwei 400-Volt-Akkus teilt, die dann parallel mit je 135 kW geladen werden. Dauert dann allerdings auch länger. Ebenso wie das AC-Laden mit Wechselstrom, das zurzeit nur mit 11 kW möglich ist, und damit eine volle Ladung mehr als zehn Stunden dauert. Dafür gibt es Abzüge in der B-Note – auch wenn Audi eine 22-kW-Option nachreichen will.

Aber auch schon im Stand macht das 4,77 Meter lange, 1,97 Meter breite und 1,65 Meter hohe SUV was her. Der hohe Bug mit geschlossenem Single-Frame-Kühlermaske ist von allerlei Kanten, Sicken und Luftlöchern umgeben, was für latente Unruhe sorgt. Besser wird es in der Seitenansicht, wo dynamisch gezeichnete Linien und muskulöse Schultern ein dynamisches Schattenspiel ergeben, getoppt von den auf Wunsch bis zu 21 Zoll großen Rädern. Am Heck fasziniert dagegen eine Lightshow, wo sechs OLED-Panels mit 360 Licht-Segmenten im Millisekundentakt unterschiedliche Signaturen oder Warnhinweise erzeugen können.

Innen setzt jetzt auch der Q6 e-tron auf das gebogene Display, das aus einem 11,9-Zoll großen Instrumentenanzeige und einem 14,5-Zoll-Touchscreen besteht. Beide arbeiten mit OLED-Technik und bieten eine außergewöhnlich gute Darstellung, auch wenn man die Anzeigenflut erst einmal gedanklich sortieren muss. Für die Lautstärke und die Assistenzsysteme gibt es physische Knöpfe, und die wichtigsten Einstellungen für die Klimaanlage findet man immer am unteren Rand des Touchscreens. Hinzu kommt ein weiteres 11,9-Zoll-Display vor dem Beifahrersitz, das für den Fahrer nicht einsehbar ist. Dafür sieht dieser ein brillantes Head-up-Display mit Augmented Reality vor sich, das Fahr- und Navigationsanzeigen auf 88 Zoll in beeindruckendem Kontrast quasi auf die Straße projiziert. Die Abstandsmarkierungen, wegweisenden Pfeile oder farblichen Warnhinweise sind nun auch bei hellem Licht gut zu erkennen.

Die gute Laune nach dem Erstkontakt mit dem ambitionierten SUV-Stromer verhagelt am Ende jedoch wieder einmal ein Blick in die Preisliste. Dort werden für die beiden Allrad-Modelle mindestens 74.400 Euro für den Q6 e-Tron und 93.800 Euro für das S-Modell aufgerufen. Und dabei sind viele der Goodies noch gar nicht dabei, sodass sich die Summen auch schnell der 100.000er-Hürde nähern werden. Das Performance genannte Einstiegsmodell mit Heckantrieb und 240 kW (326 PS) soll immerhin schon ab 68.800 Euro zu haben sein. Voraussichtlich im kommenden Jahr soll dann noch eine preisgünstigere Variante mit kleinerer Batterie und geringerer Reichweite folgen. Noch für dieses Jahr ist eine RS-Topversion angekündigt. (cen)


Daten Audi Q6 e-Tron quattro

Länge x Breite x Höhe (m): 4,77 x 1,97 x 1,65
Radstand (m): 2,90

Antrieb: Synchron- (PSM) und Asynchronmaschine (ASM), Allradantrieb, 1-stufiges Reduktionsgetriebe
Systemleistung: 285 kW / 387 PS
Höchstgeschwindigkeit: 210 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 5,9 Sek.
Energieverbrauch (WLTP): 19,6-17,0 kWh
CO2-Emissionen (WLTP): 0 g/km
Batteriegröße: 100 kWh (netto 94,9)
Reichweite (WLTP): 625 km
Ladeleistung AC/DC: 11 kW/270 kW
Leergewicht: min. 2350 kg
Kofferraumvolumen: 526 (+64 Frunk) – 1529 Liter
Basispreis: 74.400 Euro


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Audi SQ6 e-Tron.

Audi SQ6 e-Tron.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Audi


Audi Q6 e-Tron Quattro.

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Audi Q6 e-Tron Quattro.

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Audi Q6 e-Tron Quattro und Autor Frank Wald.

Audi Q6 e-Tron Quattro und Autor Frank Wald.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Audi/Julia Schäfer


Audi Q6 e-Tron quattro.

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Audi Q6 e-Tron Quattro.

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Audi Q6 e-Tron Quattro.

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Audi Q6 e-Tron Quattro und Autor Frank Wald.

Audi Q6 e-Tron Quattro und Autor Frank Wald.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Audi/Julia Schäfer


Audi Q6 e-Tron quattro.

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Audi Q6 e-Tron quattro.

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Audi Q6 e-Tron quattro.

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Audi SQ6 e-Tron.

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Audi SQ6 e-Tron.

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