Kommentar: Ford und die Auto-Suggestion
21. November 2024 Von Peter Schwerdtmann
Sie alle fanden sich nach den Erfolgen der Vergangenheit bei der Steigerung der Effizienz der Antriebe wie auch bei der Reduzierung von Abgasmengen oder Feinstaub auf einmal auf der Anklagebank wieder. Brüssel, die Mitgliedsstaaten und viele Lobbyistengruppen verlangten den rigorosen Wandel – weg vom Verbrennungsmotor, hin zur Elektromobilität. Die Daumenschrauben waren die üblichen: Die Rahmenbedingungen – hier die Abgasvorschriften – so zu verschärfen, dass sie nicht ohne Technologiewechsel erfüllt werden konnten; die Kraftstoffkosten künstlich anheben, Prämien zahlen, Lademöglichkeiten schaffen, Privilegien schaffen und die vorhandene Technologie nach Kräften ächten.
Nicht nur Ford erkannte die Zeichen der Zeit. Aber das Unternehmen reagierte rigoroser mit einer Strategie hin zu Elektro only, während es andere erst einmal bei Versprechungen beließen. Ford, in der Vergangenheit Vollsortimenter, bietet heute nur noch jeweils drei Modelle mit Verbrennungsmotor und mit Elektroantrieb, von denen letztere übrigens alle Namen von traditionsreichen Verbrennern tragen (Mustang, Capri, Explorer) und deutlich mehr als 40.000 Euro kosten. Das Kernwerk in Köln wurde komplett und teuer auf Elektroautos umgestellt. Dort sammeln sich die elektrischen Heilsbringer nun auf Halde und bringen Probleme statt Profit. Dabei setzte Ford konsequenter als andere nur die Vorgaben der Politik um.
Die Kölner stehen heute im doppelten Wortsinn im Regen, im aktuellen Herbststurm und vor den Trümmern ihres Vertrauens in scheinbar unverrückbare und gnadenlose Rahmenbedingungen. Doch die Prämien sind weg, die Ladeinfrastruktur steht auch noch nicht und die einst so verheißungsvoll grün erscheinenden Bürger mögen das Elektroauto nun doch nicht, jedenfalls nicht genug. Der Erfolg reicht weder für den Profit des Unternehmens, noch ist er groß genug, um die politisch gesetzten Vorgaben für die Flottenverbräuche erfüllen zu können.
Nicht nur Ford findet sich nach Jahren des Engagements für die Elektromobilität in einer prekären Lage wieder. Volkswagen liefert ein noch gewichtigeres Beispiel dafür, was ein vorschnelles Bekenntnis zur Elektromonokultur anrichten kann. Da sind die Unternehmen besser dran, denen klar war, dass ihre Märkte allein mit Elektroautos nicht zufrieden sein würden.
Mit Ford und Volkswagen im Blick sollten sich auch die Gurus heute die Frage stellen, ob der Vorwurf der Langsamkeit wirklich trifft oder ob man der Automobilindustrie nicht vielmehr Autosuggestion vorhalten muss wegen des eher vorschnellen Handelns unter dem Druck von Politik, Heilsverkündern und Lobbyisten? Einen spürbaren Einfluss der Elektromobilität aufs Klima werden wir in diesem Jahrzehnt jedenfalls nicht mehr erleben. Außer Spesen nichts gewesen; Arbeitsplätze weg.
Irgendwann wird eine kluge Uni auf die Idee kommen, zu untersuchen, wie die Dinge hätten laufen können, wenn die Entwicklung des Verbrennungsmotors und alternativer Kraftstoffe weiter vorangetrieben worden wären bei gleichzeitigem Aufbau einer freundlichen Umwelt für das elektrisch angetriebene Fahrzeug. Fürs E-Mobil spricht so viel, dass eine friedliche und nützliche Koexistenz sogar heute noch möglich wäre. Nicht nur die Gurus, wir alle sind dabei besser beraten, dafür weniger Dogmen durchsetzen zu wollen. (aum)
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