Praxistest VW Passat Variant: Mehr Platz, mehr Technik, mehr Geld

Der VW Passat stammt aus einer Zeit, als die automobile Welt in Wolfsburg noch in Ordnung schien, bis der einstige Konzernchef und Musk-„Blindgänger“ Herbert Diess das Unternehmen vollmundig in das Nur-noch-Elektro-Abenteuer stürzte. Nach acht Generationen hat der Firmenwagen-Bestseller in seiner voraussichtlich letzten Ausgabe sowohl seine Limousinen-Variante als auch die deutsche Fertigung eingebüßt. Der Passat Variant läuft nun im slowakischen Bratislava vom Band, zusammen mit dem Skoda Superb, mit dem er sich auch die technische Plattform teilt – ganz sicher nicht die schlechteste Entscheidung.

Optisch bleibt der Kombi-Klassiker seinem Ursprung treu: schnörkellos, funktional, aber mit zeitgemäßen Akzenten wie einem durchgehenden Rücklichtband, das nicht nur schick aussieht, sondern auch die Brücke zum Elektro-Pendant ID 7 Tourer schlägt. Wie dieser schlüpft auch der Verbrenner-Kombi eleganter durch den Fahrtwind, der Luftwiderstandsbeiwert sank von 0,31 auf 0,25. Dazu ist er um ordentliche 14,4 Zentimeter auf eine Gesamtlänge von 4,92 Metern gewachsen. Auch der Radstand streckt sich um fünf Zentimeter auf 2,84 Meter, was nicht nur für eine schlankere Silhouette sorgt, sondern auch im Innenraum für üppige Platzverhältnisse. Selbst große Mitfahrer bis 1,95 Meter Körpergröße finden vorne wie hinten genügend Beinfreiheit.

Die Vordersitze überzeugen mit gutem Seitenhalt und Langstreckenkomfort, insbesondere in der von uns getesteten Business-Ausstattung mit Massagefunktion. Dazu gesellt sich ein Kofferraum, der mit 690 bis 1920 Liter Ladevolumen die Dimensionen vergangener Großraum-Limousinen erreicht und mühelos Getränkekisten, Kinderwagen oder Wocheneinkäufe verschluckt. Praktische Details wie eine niedrige Ladekante, verstellbarer Ladeboden und klettbare Stoppelemente erleichtern den Alltag. Leider wird die Ladefläche beim Umklappen der Rücksitzlehnen nicht ganz eben.

Die Materialauswahl ist gut, wenn auch nicht durchgängig hochwertig. Während der obere Bereich des Interieurs angenehm soft wirkt, bleibt es „untenrum“ bei hartem Kunststoff. Wie beim ID 7 wanderte der Automatik-Wahlhebel ans Lenkrad und schafft dadurch mehr Stauraum in der Mittelkonsole. Für Getränkebecher, Schlüssel und Handy ist reichlich Platz. Die Ablagen sind VW-typisch gut durchdacht, das Ganze wirkt sehr aufgeräumt.

Deutlich verbessert wurde das Bedienkonzept. VW hat die Kritik an früheren Infotainmentsystemen offensichtlich ernst genommen. Serienmäßig ist der Passat Variant mit einem 12,9 Zoll großen Touchscreen ausgestattet, der in unserem Testwagen (optional) auf 15 Zoll angewachsen ist. Auflösung, Reaktionszeit und Benutzerführung sind hervorragend. Beleuchtete Slider für Lautstärke und Temperatur erleichtern die Bedienung auch bei schlechten Lichtverhältnissen. Allerdings wirkt der Blinkerhebel, der nun auch die Scheibenwischer steuert, damit etwas überladen.

Und wie fährt sich der Passat Variant? Die getestete Einstiegsversion mit dem 1,5-Liter-Benziner und Mildhybrid-Unterstützung leistet 150 PS (110 kW). Im automobilen Alltag bewältigt der Vierzylinder damit souverän jede Aufgabe, solange man ihn nicht zu stark fordert. Beim Start ist er noch flüsterleise und die 48-Volt-Technik ermöglicht Segeln und sanfte Rekuperation. Auch schaltet der Motor beim bummeligen Dahingleiten zwei Zylinder ab – ohne, dass man es merkt. Verlangt man ihm jedoch mehr ab, etwa beim Kickdown auf der Autobahn-Beschleunigungsspur, klingt der 1.5 eTSI angestrengt. Das Standard-Aggregat im VW-Konzern, das vom VW Golf über Skoda Octavia und Cupra Terramar bis Audi A5 zu finden ist, stößt im fast fünf Meter langen und 1,6 Tonnen schweren Kombi an seine Grenzen. Ein bisschen mehr Hubraum würde dem Wagen gut tun. Auch das DSG-Getriebe muss sich immer erst sortieren, bevor der Schub einsetzt. Gerade beim Überholen wäre etwas mehr Drehmoment wünschenswert. Versöhnlich stimmt dafür der moderate Verbrauch. Beeindruckende 6,1 Liter im Test, gerade mal einen halben Liter über der Norm. Für einen fast fünf Meter langen und 1,6 Tonnen schweren Kombi ein sehr guter Wert.

Echte Freude beschert hingegen das Fahrwerk, insbesondere in Kombination mit dem optional verbautem DCC-Pro-System, das eine Feinabstimmung der Dämpfer in 15 Stufen, von straff-sportlich bis komfortabel-reiselustig, erlaubt. Auf der Straße fühlt sich der Passat damit stets satt und sicher an. Längswellen auf der Autobahn bügelt er genauso souverän aus wie Unebenheiten auf Landstraßen. Und die ebenfalls variable Lenkung trägt mit direktem Handling und präziser Führung ebenfalls zum guten Gefühl bei. Egal ob enge Kurven oder schnelle Autobahnfahrt: Der Passat vermittelt ein hohes Maß an Gelassenheit und Ruhe. Nicht zuletzt auch ein Effekt der ausgezeichneten Dämmung, die Roll- und Windgeräusche auch bei hohem Tempo auf ein Minimum reduziert. Das Resultat ist ein Reisegefühl, das an deutlich teurere Fahrzeuge erinnert.

Apropos teuer: Vorbei sind leider auch die Zeiten, wo der Passat noch ein Wagen fürs gemeine Volk war. Unter 41.665 Euro ist der Flotten-Bestseller nicht mehr zu bekommen. In der von uns getesteten Business-Ausstattung werden schon mindestens 46.870 fällig. Und da ist der große Infotainment-Monitor (nur im Paket mit Head-up-Display und Navigationssystem für 1285 Euro), die adaptive Fahrwerksregelung (1305 Euro) oder die 18-Zoll-Alu-Räder (1730 Euro) noch nicht mal dabei. Zusammen mit einigen weiteren nützlichen Komfort-Features wie LED-Matrix-Licht (2020 Euro), Interieur- und Gepäckraumpaket (1345 Euro & 270 Euro) Panorama-Schiebedach ( 1430 Euro) oder Anhängerrangier-Assistent Trailer-Assist (1260 Euro) spuckt der Konfigurator einen Preis jenseits der 55.000 Euro aus. Wohlgemerkt, immer noch mit dem Basis-Benziner. Wer den gleich starken Diesel wählt, zahlt noch einmal 4000 Euro drauf, gar nicht zu reden vom Plug-in-Hybrid-Antrieb, der erst ab 57.465 Euro startet. (aum)

Daten VW Passat Variant

Länge x Breite x Höhe (m): 4,92 x 1,85 x 1,52
Radstand (m): 2,84
Antrieb: Mild-Hybrid, 1498 ccm, FWD, 7-Gang-DSG-Automatik
Leistung: 110 kW / 150 PS
Max. Drehmoment: 250 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 222 km
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 9,3 s
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 5,4 l
CO2-Emissionen: 0 g/km (WLTP): 123
CO2-Klasse: D
Leergewicht / Zuladung: min. 1573/557
Kofferraumvolumen: 690–1920 Liter
Preis: ab 41.665 Euro
Testwagenpreis: 55.250 Euro


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VW Passat Variant.

VW Passat Variant.

Photo: Autoren-Union Mobilität/Frank Wald


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Photo: VW via Autoren-Union Mobilität


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