Kommentar: Wie eine Studie sich selbst widerlegt
11. Februar 2025 Von Peter Schwerdtmann
Niemand wird der Denkfabrik Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) ungeprüft unterstellen wollen, ihre Meta-Studie zum Thema e-Fuels im Auftrag der Klima-Allianz Deutschland falle in die Kategorie dieser statistischen Schein-Riesen. Das FÖS hatte hierfür immerhin die Ergebnisse zum Thema des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs (ADAC), des Bundesministeriums für Umwelt (BMUV), des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (Fraunhofer ISI) und der Internationalen Energieagentur (IEA) zusammengeführt allesamt Vertreter, wenn auch zum Teil unterschiedlicher, Interessen.
Die Meta-Ergebnisse wiederholen die politisch korrekten Meinungen der Elektro only-Fraktion: E-Fuels verschwendeten bei ihrer Herstellung den wertvollen regenerativ hergestellten Strom, sind in Deutschland nicht ausreichend herstellbar, von schlechtem Wirkungsgrad und außerdem teuer. Sie seien deswegen keine Alternative zu Benzin und Diesel. Deswegen müssten Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren ab 2035 weiterhin verboten bleiben.
An einer Stelle wird bei dieser Meta-Studie überdeutlich, welche Rolle die Auswahl der richtigen Basis spielt. In diesem Fall gehen alle davon aus, dass etwa bis zum Jahr 2045, also in 20 Jahren, drei Viertel bis vier Fünftel des Pkw-Bestands rein elektrisch betrieben werden. Wer diese Prämisse glaubt, kommt schnell zu dem Schluss, für den kleinen Rest der Verbrenner lohne sich der Aufwand nicht.
Wenn tatsächlich der Elektroanteil im Bestand von heute zwei Prozent auf 80 Prozent in zehn Jahren wachsen soll, dann müssten allein in Deutschland bis 2045 mehr als 40 Millionen Elektroautos neu zugelassen sein. 2024 wurden keine drei Millionen Personenwagen aller Antriebsarten zugelassen. Aus heutiger Sicht scheint ein solcher E-Anteil nur mit kompletter Umstellung der Produktion auf Elektro und damit nur unter massivem Druck erreichbar. Doch was geschieht danach mit dem Rest der Verbrenner, die ein Fahrzeug allein oder in Hybridfahrzeugen gemeinsam mit einem Elektromotor antreiben? Benzin? Diesel? Und was gilt für die Regionen der Welt, die beim Verbrenner bleiben wollen oder müssen?
Ist doch ganz einfach. So fordert die Klima-Allianz, den Fokus auf E-Autos und den öffentlichen Nahverkehr zu richten. Klingt gut. Doch die Frage muss erlaubt sein: In welcher Welt leben die? Fragt man das Stefanie Langkamp, Geschäftsleiterin Politik der Klima-Allianz, klingt das so: „Die Metastudie belegt: Wer das europäische Verbrenner-Aus infrage stellt, führt Autokäufer in die Irre", sagt sie „E-Fuels im Pkw-Bereich seien eine Fata Morgana und keine Alternative zu E-Autos.“
150 Windkraftanlagen an Land können 240.000 E-Autos mit Strom versorgen, aber nur 37.500 Verbrenner mit e-Fuels. „Mit derselben Strommenge könnten also mehr als sechsmal so viele Fahrzeuge elektrisch betrieben werden", erklärt Matthias Runkel, Leiter Verkehrs- und Finanzpolitik beim FÖS und Autor der Studie. E-Autos sind laut Runkel auch wesentlich klimafreundlicher, denn im gesamten Lebenszyklus, verursachten E-Autos 40 Prozent bis 50 Prozent weniger CO2-Emissionen als mit e-Fuels betriebene Autos, meint Runkel. Ein Blick auf diese Zahlen lässt vermuten, dass die Emissionen der Rohstoffbeschaffung für die Batterien sowie deren Bau und Recycling außen vorgelassen wurden und nur regenerativ erzeugter Strom und nicht unsere 30 Prozent Kohlestrom gerechnet wurden.
Diese Details beiseitelassend, vergessen wir also besser die e-Fuels als Lösung der Emissionsprobleme im Verkehr? Mitnichten! Auch diese Metastudie schiebt die Beteiligten in der Politik in eine bestimmte Richtung und schwingt den großen Hammer: E-Fuels sind nichts für den Bürger und seine persönliche Mobilität. Der Bürger wird vergrault mit den Argumenten von Stromverschwendung, Ineffizienz, fehlender Verfügbarkeit und wahrscheinlich extrem hohen Preisen.
Und dann werden alle Kontra-Argumente in den Wind geschlagen. Denn wir brauchen die e-Fuels für den Luft- und Schiffsverkehr, so Matthias Runkel und die EU. Dort seien sie unverzichtbar, stellt auch diese Studie wieder einmal fest und bestätigt damit die Sichtweise der Kommission und vieler Stiftungen, Lobbygruppen und grün motivierter Institutionen.
Der Zeitpunkt der Veröffentlichung rund zwei Wochen vor der Bundestagswahl ist sicher mit Bedacht gewählt. Eine Studie mit diesen Absendern führt sicher zu einer breiten Berichterstattung. Ist ja schließlich eine Meta-Studie. Da kann sich eine Redaktion kaum verweigern. Kommentiert wird morgen oder nie – je nach Tendenz des Mediums. (aum)
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