Wortklauberei (60): Alles so schön relativ hier

Wer händeringend nach einer positiven Nachricht sucht, dem sei das Relative empfohlen. Wer sich auf die Prozente versteht, der hat es relativ leicht, Menschen zu beeindrucken, die nur ein Blick für die reine Zahl haben. Gestern lieferte der Verband der europäischen Automobilhersteller (ACEA) ein Bespiel, das Eindruck hinterlassen sollte: In Europa stieg die Zahl der Verkäufe bei E-Autos im Januar 2025 im Vergleich zum Januar 2024 um rund 34 Prozent. Ein Quantensprung?

Die Entwicklung beim Anteil der Stromer am Fahrzeugabsatz um plus fünf Prozentpunkte von zehn Prozent im Januar 2024 auf 15 Prozent in diesem Januar führte bei Kommentaren sogar zu der vergleichsweise deutlichen Bewertung als „satter Anstieg“. Und es stimmt: Der Zuwachs um 50 Prozent ist verhältnismäßig groß. Wer die ganze Wirklichkeit betrachtet, könnte allerdings zu einem anderen Bild kommen: Im Januar wurden in Europa 125.000 Elektroautos verkauft. Der Gesamtmarkt schrumpfte gegenüber dem Vergleichsmonat um drei Prozent auf 831.000 Fahrzeuge. Außerdem dürfte der E-Anteil künstlich erhöht sein, weil in einigen Staaten Europas die E-Auto-Förderung zum Jahreswechsel auslief.

So wird aus der verhältnismäßig guten Nachricht bei genauerem Hinsehen eine für das E-Auto eher ernüchternde Botschaft. Noch immer werden nicht mehr als zwei von hundert in Europa zugelassenen Personenwagen elektrisch angetrieben. Das ist relativ wenig, gemessen am Getöse. (aum)


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Peter Schwerdtmann.

Peter Schwerdtmann.

Photo: Auto-Medienportal.Net