Für Volkswagen wird 2025 ein Jahr des Übergangs
11. März 2025 Von Guido Reinking
„2025 ist für uns ein Jahr, in dem wir beschleunigen. Ein Jahr, in dem die neue Kraft des Volkswagen-Konzerns konkret erlebbar wird“, versprach Blume bei der Vorlage der Jahreszahlen. Das Ziel sei, 2035 „Global Automotive Tech-Driver“ zu sein – der „globale Technologietreiber für die Automobilindustrie“. Das will VW nicht nur beim Elektroantrieb erreichen, sondern auch bei der Software im Auto und der Entwicklung selbstfahrender Autos: Im ID.Buzz sei autonomes Fahren bereits serienreif so der Konzernchef. Auf der IAA im September in München soll unter anderem der dann serienreife VW ID 2 vorgestellt werden. Auch die Konzernmarke Lamborghini plant ein Elektroauto – mit 2000 PS, kündigte Blume an.
Das vergangene Jahr ist für Volkswagen besser gelaufen als befürchtet: Auch wenn sich der Absatzrückgang in China, dem wichtigsten Markt für die VW-Gruppe, deutlich im Ergebnis bemerkbar gemacht hat, denn dort sei das Unternehmen „bei der E-Mobilität sehr schwach“, so Blume, und ist vom Wettbewerb abgehängt worden. Kooperationen mit dortigen Herstellern wie Xpeng und SAIC, eine eigens für China entwickelte Elektroplattform und die Software der Konzerntochter Cariad sollen für neuen Schwung im Reich der Mitte sorgen.
Allerdings noch nicht in diesem Jahr. Da erwartet VW in China einen weiteren Absatz- und Gewinnrückgang. Schon 2024 ist der Gewinn dort von 2,6 auf 1,7 Milliarden Euro eingebrochen. In diesem Jahr sollen es nur zwischen 0,5 und einer Milliarde Euro sein. Erst ab 2027, wenn die neue Strategie greift und speziell für China entwickelte Autos auf den Markt kommen, soll der Verkauf wieder steigen und der Gewinn dauerhaft über zwei Milliarden Euro liegen.
Da der Absatz in Europa und Nordamerika schon in diesem Jahr leicht positiv sein soll, erwartet das Unternehmen im großen und ganzen ein Geschäft auf Vorjahresniveau, sagte VW-Finanzvorstand Arno Antlitz. 2024 hat die Gruppe weltweit knapp über neun Millionen Autos verkauft, 330.000 weniger als im Vorjahr. Das operative Ergebnis fiel auf 19 Milliarden Euro, die Rendite sank von sieben auf 5,9 Prozent.
Rückenwind soll vor allem von neuen Modellen kommen. „Der Bestelleingang des VW ID 7 ist auf Passat-Niveau“, sagte Antlitz. Das Mittelklassemodell gilt als erfolgreichstes Elektroauto des Konzerns und hat die Erwartungen bisher übertroffen. Weitere elektrische Produkthighlights wie der erschwingliche ID 2 oder das Einstiegsmodell ID 1 kommen erst 2026 und 2027 in den Handel. Für den US-Markt liegen die Hoffnungen auf Scout, einer Traditionsmarke für Pick-ups, die VW gerade wiederbelebt. 2026 soll das erste Modell, ein Hybrid, in den Handel kommen.
Bis dahin müssen vor allem neue Verbrennermodelle für mehr Absatz und Umsatz außerhalb Chinas sorgen. Wieviel Gewinn nachher in der Kasse des Unternehmens landet, hängt auch von unsichern politischen Faktoren ab. So verdunkeln die von US-Präsident Donald Trump angedrohten Zölle den Ausblick. Eine der drei großen Batteriefabriken baut VW in Kanada. Sollte Trump seine Drohungen wahr machen, müsste das Unternehmen hohe Zölle auf die Zellen bezahlen, bevor sie in Autos in dem US-Werk von VW eingebaut werden können.
Zumindest für das Werk in Puebla in Mexiko hat VW schon eine Lösung: Die Produktion des Golf wird von Wolfsburg dorthin verlegt. Dann wird Puebla weniger abhängig vom Export in die USA, der sich wegen der angekündigten Zölle deutlich teurer werden dürfte. Der Golf wird in Mexiko auch für Europa gebaut – wie einst der Käfer, der seine letzte Lebensjahre ebenfalls in Mexiko verbrachte.
Gut möglich, dass der Golf mit Verbrenner dem Unternehmen länger erhalten bleibt, als ursprünglich geplant: „Wir werden bis weit in die 30er Jahre alle Antrieb anbieten“, sagte Blume. Denn der Hochlauf der E-Mobilität geht langsamer voran als gehofft. Also fährt das Unternehmen weiter zweigleisig.
Auch wenn VW in Europa aktuell rund 17 Prozent Elektroautos verkauft: „Wir müssten in diesem Jahr auf über 20 Prozent kommen“, sagt Finanzchef Antlitz. Doch der Erfolg hängt von Faktoren ab, die das Unternehmen nicht kontrollieren kann: „Wir haben attraktive Elektromodelle im Programm. Aber die Rahmenbedingungen müssen auch stimmen – wie die Ladeinfrastruktur und niedrige Energiepreise“, so Blume und wies drauf hin, dass die Kilowattstunde Strom an einer Ladesäule in China wenige Cent koste.
Zumindest die EU-Kommission hat nun Erleichterungen angekündigt. „Die CO2-Ziele bleiben die gleichen, wir bekommen aber mehr Zeit, sie umzusetzen“, sagte Antlitz. Im vergangenen Jahr hatte die Marke VW ihr CO2-Ziel in der EU sogar übererfüllt. Angerechnet wurde ihr das aber nicht.
Volkswagen hatte schon mit Strafzahlungen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro für dieses Jahr gerechnet, hätte die EU an ihren starren CO2-Vorgaben festgehalten. Das bleibt dem Unternehmen nun wahrscheinlich erspart. Die Börse reagierte auch deshalb positiv auf die VW-Zahlen und ließ den Kurs der Aktie weiter steigen,. Damit hat sich der Wert des Papiers nahezu verdoppelt, seit Volkswagen mit der Belegschaft weitgehende Kostensenkungen vereinbart hat. (aum)
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