Trotz Rekord war es für Cupra ein verflixtes siebtes Jahr
14. März 2025 Von Guido Reinking
Mittlerweile hat Cupra – 2018 als sportlicher Ableger von Seat gestartet – 800.000 Autos verkauft. In diesem Jahr soll die Millionen-Schwelle überschritten werden. Damit die Rekordserie auch 2026 nicht abreißt, wird Cupra im September auf der IAA den Raval vorstellen, ein kompaktes Elektroauto für rund 25.000 Euro. Er wird im Stammwerk Martorell entwickelt und produziert. Volkswagen wird dort den technische ähnlichen ID 2 und den SUV-Ableger ID 2 X fertigen. Auch ein Skoda-Modell auf der Basis läuft parallel vom Band. Damit ist das Stammwerk von Seat ein Schlüsselstandort für die Elektrifizierung des VW-Konzerns in Europa.
Ein noch kleineres Elektromodell werden Seat oder Cupra zunächst nicht anbieten. VW hatte jüngst den ID Every 1 vorgestellt, den Prototyp eines Elektroautos für rund 20.000 Euro. „Wir bringen ein solches Fahrzeug nicht, weil es sich für uns nicht rechnet“, sagt Wayne Griffiths. Offenbar gibt es in den Herstellungskosten des kleinsten ID keinen Spielraum für einen geringeren Preis, den Seat im Vergleich zu Volkswagen aber nehmen müsste.
Während Cupra mittlerweile mehrere Elektroautos und Plug-in-Hybride im Programm hat – erfolgreichstes E-Modell ist der Born – verkauft Seat nur Verbrenner. Damit fährt die Marke ganz gut, wie die ebenfalls gestiegene Absatzzahlen zeigen. „Auch Seat werden wir elektrifizieren. Die Frage ist nur, wann“, so Wayne Griffiths. Die Seat-Kunden seien derzeit für ein teures Elektroauto zu preissensibel.
Dennoch machte der Seat/Cupra-Chef klar, dass an der Elektrifizierung kein Weg vorbeigeht: „Da haben wir keinen Plan B.“ Auch wenn sich die Kunden, vor allem auf dem Heimatmarkt Spanien, beim Kauf noch zurückhalten: Nur fünf Prozent der Neuwagen haben dort einen Elektroantrieb. In ganz Europa sind es zwar über zehn Prozent, so Griffiths, „wir müssten aber schon bei 25 Prozent sein“. In der Konsequenz müsse man als Autohersteller flexibel bleiben: „Das Ziel 2035 steht fest. Die Frage ist, wie wir dahin kommen.“ Ab 2035 dürfen in Europa nur noch Autos verkauft werden, die sich klimaneutral betreiben lassen, vor allem also Elektroautos. Deshalb muss auch Seat, soll die Marke weiter bestehen, über kurz oder lang elektrisch werden. Dass die Marke eine Zukunft hat, daran lässt Wayne Griffith keinen Zweifel: „Seat ist eine wertvolle Einstiegsmarke für die gesamte Gruppe.“ Die Marke hat die jüngsten Kunden im gesamten VW-Konzern und konnte im vergangenen Jahr deutlich wachsen.
Seat feiert in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag. Da sind die Rekordzahlen wie ein verfrühtes Geburtstagsgeschenk: 310.000 Fahrzeuge setzte die Marke 2024 ab, 7,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Und das, obwohl es schon seit Jahren kein grundlegend neues Modelle mehr gab. Die Kunden scheint es nicht stören. Auch in diesem Jahr soll es bei der Überarbeitung der Kleinwagen Ibiza und der B-Segment-SUV Arona bleiben, um das Angebot frisch zu halten. Beide Autos sind seit 2017 im Programm.
Seat und Cupra haben 2024 gemeinsam 558.100 Autos verkauft (plus 7,5 Prozent). Der Umsatz stieg um 1,4 Prozent auf 14,5 Milliarden Euro, der Betriebsgewinn um 1,3 Prozent auf 633 Millionen Euro. Ohne die Zölle der EU auf Elektroautos aus China hätte der Gewinn sogar noch höher ausfallen können. Der Cupra Tavascan, das neue vollelektrische SUV-Coupé der Spanier, wird in China produziert. Deshalb hat die EU einen Einfuhrzoll von 21,3 Prozent auf das Auto verhängt. Damit lässt sich ausgerechnet das mit und 50.000 Euro teuerste Modell der Marke kaum noch profitabel verkaufen. „Ohne den Zoll hätte unsere Gewinnmarge bei über fünf Prozent gelegen“, sagt Wayne Griffiths – statt bei 4,4 Prozent. So war es dann doch ein verflixtes siebtes Jahr. (aum)
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