Jaguar und die Stunde Null
14. Mai 2025 Von Walther Wuttke
Als Veranstaltungsort wählten die Verantwortlichen nicht gerade zufällig das Haus der Kunst – schließlich fand die Weltpremiere während der Miami Art Week statt, und offensichtlich sehen die Jaguar-Kreativen ihr jüngstes Werk als Kunstwerk auf Rädern. Wobei die Studie auf den ersten Blick durchaus dem Opulenz-Anspruch gerecht wird. Der Zweisitzer mit avantgardistischen Scherentüren erstreckt sich über mehr als fünf Meter und steht auf 23-Zoll-Rädern. Die Form ist durchaus polarisierend und löst das bisher eher angepasste Design der bekannten Modelle aus. Der Type 00 wurde ganz bewusst entworfen, um mit der bisherigen Geschichte der Marke abzuschließen und ein neues Kapitel zu beginnen.
Die Transformation der traditionsreichen britischen Marke, die heute zum indischen Tata-Konzern gehört, begann vor drei Jahren. „Uns war klar, dass wir nicht so wie bisher weitermachen wollten. Wir hatten erkannt, dass wir in einem Premiummarkt, der mehr Volumen verlangt, kommerziell nicht erfolgreich sein konnten. Wir haben uns dann auf den Kern der Marke Jaguar besonnen und auf dieser Basis haben wir ein relativ kleines Team an den Start gebracht, um Jaguar dahin zu bringen, wo die Marke früher war“, erklärt Marc Lee, Brand Director Jaguar Europe. „Wir wollten zu unseren Wurzeln zurück.“ Die Zeiten da die Marke versuchte, als Premiumhersteller die klassischen Segmente zu bedienen, sind mit dem Type 00 endgültig Geschichte.
Das wird sich auch in den Preisen für die neuen Modelle ausdrücken. Die Preisliste für die Serienversion des Type 00 als viertüriger GT wird bei deutlich mehr als 100.000 Euro beginnen, und angesichts der geringen Stückzahlen werden auch nicht alle bisherigen Jaguar-Händler die neue Modellfamilie anbieten. „Wir werden mit den neuen Modellen sicherlich nicht in den großen Volumenmarkt gehen.“ Aber, beruhigt Lee, „die vorhandenen Stützpunkte werden weiter alle Service-Arbeiten übernehmen“.
Beim Start in die neue Zukunft stand offensichtlich der legendäre Jaguar E-Type Pate. Die Bezeichnung Type 00 wurde nicht zufällig gewählt. Die lange Haube und die Proportionen liegen sehr nahe an dem Vorbild, das als einziges Automobil im New Yorker Museum of Modern Art ausgestellt ist und das Enzo Ferrari einst als den schönsten Sportwagen der Welt auszeichnete.
Mit dem Type 00 greift Jaguar, so Lee, „des Markenethos des Gründers Sir William Lyons wieder auf“. Für Lyons galt das Prinzip „Copy Nothing“ und so gestaltete er auch seine Fahrzeuge. Dieses Denken war in den vergangenen Jahrzehnten nicht mehr konsequent verfolgt worden.
Ob der Type 00 ein Einzelstück bleibt oder in Zukunft die Basis für ein Luxus-Coupé wird, darüber schweigen sich die Verantwortlichen noch aus. Auf jeden Fall werden weitere Modelle in der neuen Designsprache folgen und dabei, wie die schon angekündigte Limousine, Elemente der Studie übernehmen. „Wir werden konsequent unseren eigenen Weg gehen, aber welche Modelle wir machen werden, wollen wir heute noch nicht sagen“, blickt Lee in die Zukunft. Als Kundschaft sieht er „unabhängige und selbstbewusste Menschen, die sich gerne abheben möchten“.
Die Opulenz der Karosserie setzt sich im Innenraum fort, wo sich durchaus ungewöhnliche Materialien wie Bronze und Travertin begegnen. Fahrer und Beifahrer werden in der Studie durch eine hohe Mittelkonsole voneinander getrennt, in der sich eine Vertiefung befindet, in der eine Steuerung passt, über die die individuellen Einstellungen definiert werden können. Über die technischen Daten des Serienfahrzeugs ist noch nicht viel bekannt. Die Reichweite soll bei 770 Kilometer liegen, und an einer 350-kW-Ladesäule soll in 15 Minuten Energie für rund 320 Kilometer geladen werden können. (aum)
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Jaguar Type 00.
Photo: Autoren-Union Mobilität
Jaguar Type 00.
Photo: Autoren-Union Mobilität
Jaguar Type 00.
Photo: Autoren-Union Mobilität
Jaguar Type 00.
Photo: Autoren-Union Mobilität
Jaguar Type 00.
Photo: Autoren-Union Mobilität
Präsentation des Jaguar Type 00 in München.
Photo: JLR via Autoren-Union Mobilität
Präsentation des Jaguar Type 00 in München.
Photo: JLR via Autoren-Union Mobilität
Präsentation des Jaguar Type 00 in München.
Photo: JLR via Autoren-Union Mobilität
Präsentation des Jaguar Type 00 in München.
Photo: JLR via Autoren-Union Mobilität
Präsentation des Jaguar Type 00 in München.
Photo: JLR via Autoren-Union Mobilität
Jaguar Type 00.
Photo: JLR via Autoren-Union Mobilität
Jaguar Type 00.
Photo: JLR via Autoren-Union Mobilität
Jaguar Type 00.
Photo: JLR via Autoren-Union Mobilität