Audi A5 e-hybrid: Stark unter Strom, schwach an der Säule

Audi setzt die Elektrifizierung seiner Flotte fort. Mit dem A5 e-hybrid bieten die Ingolstädter in der neuen A5-Baureihe erstmals neben den reinen Verbrennern nun auch Plug-in-Hybrid-Modelle an. Zwei Leistungsstufen mit 220 kW (299 PS) und 270 kW (367 PS) Systemleistung und bis zu 110 Kilometer elektrische Reichweite sollen Dienstwagenfahrer und Privatkunden gleichermaßen überzeugen. Soweit die Theorie. In der Praxis zeigt sich: Der A5 e-hybrid fährt exzellent – aber leider mit angezogener Handbremse bei der Ladeleistung.

Dabei fängt alles so gut an. Rein optisch gibt es kaum Unterschiede zu den herkömmlichen Verbrennern: Die sportlich gestreckte Silhouette, die scharf gezeichnete Front und die dezenten, aber markanten Schultern wirken natürlich auch als Plug-in-Hybrid überzeugend. Wer die stärkere Variante mit 270 kW bestellt, bekommt das volle S5-Stylingprogramm mit schwarzem Optikpaket, Privacy-Verglasung, 19-Zöllern, LED-Lichtgrafik und roten Bremssätteln. Auch innen erwartet Fahrer und Mitfahrer die übliche Audi-Komfortzone: MMI-Infotainment, hochwertige Materialien, logisch platzierte Bedienelemente, Ambientebeleuchtung – das passt.

Das gilt noch mehr für den Antrieb. In der stärkeren Version sorgt der 2.0 TFSI mit 252 PS gemeinsam mit der integrierten E-Maschine für eine Systemleistung von 270 kW oder 367 PS – das reicht für 5,1 Sekunden von null auf hundert. Und es fühlt sich souverän an. Nicht hektisch, nicht aufdringlich – einfach kraftvoll und kontrolliert. Der Wechsel zwischen E-Motor und Verbrenner ist praktisch unsichtbar, selbst bei abrupten Lastwechseln bleibt das Zusammenspiel geschmeidig. Das ist fein abgestimmt und auf Komfort ausgelegt – wie man es von einem Auto dieser Klasse erwarten darf.

Auch der EV-Modus hält, was die neue Hochvoltbatterie im Heck, deren Kapazität mit 25,9 kWh im Vergleich zum Vorgängermodell A6 TFSI e nahezu verdoppelt wurde, verspricht. Denn die rein elektrische Reichweite von bis zu 110 Kilometern ist nicht nur ein theoretischer Wert, sondern in der Praxis mit zurückhaltendem Gasfuß durchaus realistisch. Auch an kalten Tagen sind somit über 80 Kilometer drin – das reicht, um den typischen Berufsverkehr souverän elektrisch zu absolvieren. Im Alltag funktioniert der A5 e-hybrid also erstaunlich oft wie ein reines E-Auto. Wäre da nicht das leidige Thema Laden.

Denn genau hier offenbart der Audi eine kaum zu erklärende Schwäche: Trotz der üppigen Akkuleistung mit netto 20,7 kWh bleibt der A5 e-hybrid beim Wechselstromladen stecken – bei immerhin verbesserten 11 kW. Das reicht für eine vollständige Ladung in rund zweieinhalb Stunden. Was fehlt ist der Gleichstrom. Während der neue A3 PHEV bereits serienmäßig mit 50 kW DC lädt und damit in rund 30 Minuten wieder einsatzbereit ist, bleibt der A5 beim „Schnellladen“ auf der Strecke. Warum? Angeblich, weil A5-Fahrer ein anderes Ladeverhalten hätten. Ein Argument, das wenig überzeugt – schließlich wird dieses Modell vor allem als Dienstwagen genutzt. Und genau da könnte ein gefüllter Akku nach einem 30-Minuten-Stopp beim Kunden, an der Raststätte oder beim Supermarkteinkauf möglicherweise doch dazu animieren, das Leasingfahrzeug nicht wieder mit original verpacktem Ladekabel zurückzugeben.

So bleibt das Gefühl, dass Audi mit dem A5 e-hybrid eine alltagstaugliche Elektrifizierung will – aber nicht den konsequenten Schritt geht. Der Sprung zur Schnellladung hätte das Paket rund gemacht. Stattdessen bleibt man auf halber Strecke stehen. Das ist schade, denn technisch zeigt der A5, was heute möglich ist. Die neue Hochvoltbatterie mit deutlich gesteigerter Energiedichte nimmt kaum mehr Platz ein als zuvor, bringt aber fast doppelt so viel Reichweite. Die Energiegewinnung über Rekuperation funktioniert effizient, insbesondere bei stärkerem Verzögern mit Bremspedaleinsatz – bis zu 88 kW können so wieder eingespeist werden. Über Schaltpaddles lässt sich zudem die Schubrekuperation in mehreren Stufen einstellen – ein Detail, mit dem nicht nur technikaffine Fahrer im Alltag spielen werden.

Ebenso intelligent agiert das Hybrid-Management. Je nach gewähltem Modus („EV“ oder „Hybrid“) entscheidet das System, wann wie und wo elektrisch oder hybridisch gefahren wird. Die Betriebsstrategie bezieht bei aktivierter Navigation sogar Streckenprofile, Geschwindigkeiten und Topografie mit ein. Innerorts wird dabei bevorzugt elektrisch gefahren, außerorts greift der Verbrenner unterstützend zu. Das funktioniert gut und unauffällig. Der Fahrer muss sich nicht kümmern – er kann, muss aber nicht.

Auch Komfort gibt es reichlich. Bereits serienmäßig bietet der A5 e-hybrid eine breite Ausstattung: Progressivlenkung, MMI-Display, induktives Laden fürs Smartphone, 3-Zonen-Klimaautomatik und Standklimatisierung sind mit an Bord. Letztere lässt sich per App oder Schlüssel aktivieren und temperiert den Innenraum noch vor Fahrtbeginn. Optional ist sogar die Komfortstandklimatisierung erhältlich, die Sitzheizung, -lüftung, Lenkradheizung und Glasflächenheizung umfasst.

Nur der Laderaum zeigt: Irgendwo muss die Batterie ja hin. Beim Avant schrumpft das Volumen auf 361 Liter, mit umgeklappter Rückbank auf 1306 Liter – ausreichend, aber eben nicht mehr Klassenbestwert. Bei der Limousine sieht es mit 331 bis 1175 Litern ähnlich aus. Auch hier gilt: Alltagstauglich, aber nicht überragend.

Und der Preis? Für einen Plug-in-Hybrid dieser Klasse angemessen, aber kein Schnäppchen. Die Limousine mit 220 kW startet bei 62.500 Euro, der Avant bei 64.150 Euro. Für die stärkere Variante werden mindestens 70.900 Euro fällig, mit Kombi-Aufpreis 72.550 Euro. Rechnet man dazu mögliche Extras – etwa das Fahrassistenzpaket, Bang & Olufsen Soundsystem oder adaptive Dämpfer – ist man schnell bei 80.000 Euro und mehr. Viel Geld für ein Auto, das in entscheidenden Punkten fast, aber eben nicht ganz up to date ist.

Der A5 e-hybrid fährt also auf hohem Niveau – aber eben nicht auf höchstem. Audi liefert hier ein durchdachtes, fein abgestimmtes Hybridmodell mit realem Alltagsnutzen, hoher Effizienz und Fahrfreude. Doch ohne Schnelllader bleibt das Versprechen vom elektrischen Alltag nur halb erfüllt. Das ist nicht dramatisch, aber es kratzt am Premiumanspruch. (aum)

Daten Audi A5 e-hybrid quattro Limousine

Länge x Breite x Höhe (m): 4,83 x 1,86 x 1,46
Radstand (m): 2,90

Antrieb: Plug-in-Hybrid mit 4-Zyl-Turbobenziner, 1984 ccm, 7-Gang-Automatik, Allradantrieb
Systemleistung: 270 kW / 367 PS
Systemdrehmoment: 500 Nm
Höchstgeschwindigkeit / elektrisch: 250 km/h / 140 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 5,1 Sek.
Batteriekapazität (netto/brutto): 25,9 kWh / 20,7 kWh
Ladeleistung AC: 11 kW
Elektrische Reichweite / kombiniert: 110 km / 97 – 107 km
WLTP-Stromverbrauch: 15,7 – 15,1
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 2,6 - 2,1 Liter
CO2-Emissionen: 60 - 47 g/km (WLTP)
Energieeffizienzklasse: B
Leergewicht (EU)/ Zuladung: min. 2095 kg / max. 550 kg
Anhängelast bei 12% Steigung: 1700 kg
Kofferraumvolumen: 331-1175 Liter
Preis: ab 70.900 Euro


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Bilder zum Artikel

Audi A5 e-hybrid.

Audi A5 e-hybrid.

Photo: Frank Wald via Autoren-Union Mobilität


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Audi A5 e-hybrid.

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Audi A5 e-hybrid und Autor Frank Wald.

Audi A5 e-hybrid und Autor Frank Wald.

Photo: Tobias Sagmeister via Autoren-Union Mobilität


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Audi A5 Limousine e-hybrid quattro.

Audi A5 Limousine e-hybrid quattro.

Video: Audi via Autoren-Union Mobilität