Fahrbericht Dacia Sandero Eco-G: Autogas als Alternative
14. Juni 2025 Von Guido Reinking
Lohn der Mühe: Mit dem preiswerten Gas, es kostet etwas über einen Euro pro Liter, fahren wir von Frankfurt bis nach Hamburg und noch etwas in der Stadt herum. Macht einen Verbrauch von sechs bis sieben Litern auf 100 Kilometer. Für Benzin wäre das viel, aber wir sind mit Autogas unterwegs, auch Flüssiggas oder LPG genannt. Es enthält weniger Energie, hat aber andere Vorteile: Auf 100 Kilometer haben wir bei flotter Fahrweise keine sieben Euro für den Kraftstoff bezahlt. Bei Benzinbetrieb wäre der Dacia Sandero mit sieben Euro vielleicht 60 bis 70 Kilometer weit gekommen.
Der Dacia Sandero Eco-G kann mit Autogas oder Benzin betrieben werden. Er hat neben einem LPG-Tank in der Reserveradmulde noch einen 50 Liter Benzintank, kommt mit zwei vollen Tanks sogar über 1000 Kilometer weit. Aber wer rechnen kann, fährt lieber nur mit Autogas. Das schont nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Umwelt: Zehn Prozent weniger CO2 entsteht im LPG-Betrieb und die Verbrennung ist sauberer: Die Stickoxyd-Emission liegt im Vergleich zum Diesel um den Faktor 50 niedriger. Feinstaub fällt so gut wie nicht an. Deshalb ist es für Dacia und Renault auch kein Problem, mit den LPG-Modellen die neue Abgasnorm Euro 7 einzuhalten.
Dennoch hat die alte Bundesregierung 2022 die Förderung von Autogas gestrichen. Davor war es noch günstiger. Jetzt profitiert der LPG-Preis nur noch von der niedrigeren CO2-Steuer. LPG („Liquid Petroleum Gas“) ist ein Nebenprodukt bei der Erdölförderung. Es ist zwar nicht klimaneutral, da es oftmals neben der Ölquelle abgefackelt wird, ist es aber sinnvoller, es zum Fahren zu nutzen. Anders als beim Erdgasantrieb (CNG) steht der LPG-Tank auch unter keinem so hohen Druck.
Derzeit bieten nur noch Renault und Dacia LPG-Motoren ab Werk an. Das Angebot war einmal größer. LPG galt als der Diesel des kleinen Mannes, preiswerter in der Anschaffung, aber ähnlich sparsam: Unter anderem hatten Fiat, Opel, Kia, Lada und Skoda die Technik im Programm. Mit dem Angebot schrumpft auch der Bestand: Aktuell gibt es laut KBA noch rund 300.000 LPG-Fahrzeuge. Vor zehn Jahren waren es eine halbe Million.
Renault und Dacia hingegen lassen sich nicht beirren. Vor allem für die Budget-Marke Dacia ist LPG der ideale Weg, mit wenig Geld viel zu erreichen. Deshalb investieren die Rumänen weiter in die Technik: „Wir entwickeln derzeit weitere neue Antriebe, wie den des Bigster Mild Hybrid G 140“, sagt ein Dacia-Sprecher. Der Autogasantrieb im Bigster kostet gegenüber dem reinen Benziner keinen Aufpreis, bietet aber einen nochmals niedrigeren CO2-Ausstoß: 18 Prozent unterhalb eines vergleichbaren Benzinmotors.
Für Kunden anderer Marken gibt es nur noch die Möglichkeit, ihr Auto nachträglich umrüsten zu lassen. Spezialwerkstätten installieren für 2000 bis 4000 Euro den Gastank, Leitungen, Einspritzdüsen und Elektronik. Davon machen nicht selten Besitzer eines durstigen US-Modells wie dem Hummer Gebrauch. Allerdings sind moderne Direkteinspritzer für die nachträgliche Umrüstung meist nicht geeignet.
Dacia-Kunden müssen sich darüber keine Gedanken machen: Neben dem Sandero gibt es auch Jogger, Duster und künftig eben auch den Bigster ab Werk im Gasantrieb. Und die LPG-Modlel kosten gegenüber den reinen Benziner keinen Aufpreis. Offenbar überwiegen die Vorteile der CO2-Einsparung mindestens viel wie der Mehrkosten für den Einbau der LPG-Anlage: Jedes Gramm über dem EU-Grenzwert kostet den Hersteller 95 Euro.
Entsprechend groß ist der Anteil der Kunden, die Autogas wählen: In Deutschland entscheiden sich 15, europaweit sogar 35 Prozent der Dacia-Kunden für eine LPG-Motorisierung.
Im Alltagsbetrieb fällt der Wechsel zwischen Benzin- und Gasbetrieb kaum auf. Ist der LPG-Tank leer gefahren, schaltet der Dacia automatisch auf Benzin um. Die angeblich niedrigere Leistung im Benzinbetrieb ist im Alltag kaum zu spüren. Der Gedanke an das teure Benzin, das nun in den Motor rinnt, lässt einen nach der nächsten LPG-Tankstelle Ausschau halten. Laut Flüssiggas-Verband soll es in Deutschland 6000 Stationen geben. Damit bietet statistisch jede dritte Tankstelle Flüssiggas an. EU-weit sollen es sogar 31.000 LPG-Stationen sein. Italien ist dabei das Land mit dem höchsten LPG-Anteil, denn hier ist das Gas nochmals günstiger.
Eine App hilft bei der Suche nach einer Gas-Tankstelle, denn leider zeigt das Navi des Sandero die Stationen nicht an. Nach dem der Gastank wieder gefüllt ist, fahren wir mit dem guten Gefühl weiter, etwas für Umwelt und Geldbeutel zu tun, ohne tausende Euro für einen Elektroantrieb ausgegeben zu haben. (aum)
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Dacia Sandero Eco-G: Die Autogasanlage kostet bei dem beliebten Kleinwagen keinen Aufpreis.
Photo: Dacia via Autoren-Union Mobilität
Autogas-Antrieb bei Dacia: Umschalten per Knopfdruck.
Photo: Dacia via Autoren-Union Mobilität
Autogas-Antrieb bei Dacia: Zum Benzintank kommt ein LPG-Tank in der Reserveradmulde.
Photo: Dacia via Autoren-Union Mobilität
Autogas-Umrüstung.
Photo: Auto-Medienportal.Net/ADAC
Autogas-Betankung.
Photo: Auto-Medienportal.Net/Aral