Toyota in Le Mans: Mit Wasserstoff in die Zukunft
15. Juni 2025 Von Walther Wuttke
Was haben Weintrinker und die Rennwagen in Le Mans gemeinsam? Nun, zum einen sollte man vermeiden, nach mehreren Gläsern in das Auto einzusteigen und das legendäre Langstreckenrennen in der Stadt an der Sarthe in Angriff zu nehmen. Auf der anderen Seite aber liefern Weintrinker einen wertvollen Beitrag für einen umweltschonenden Motorsport. In Le Mans gingen die Hypercars, die höchste Rennklasse, mit Biofuel an den Start, und dieser Treibstoff wird aus dem Abfall der Weinlese gewonnen, der nicht mehr für andere Zwecke eingesetzt werden kann. „Wer einen sauberen Motorsport haben will, sollte also mehr Wein trinken“, erklärt schmunzelnd Thomas Heidbrink, Manager Communications, Marketing und Events bei Toyota Gazoo Racing Europe.
Den Biosprit für die Rennwagen lieferte in diesem Jahr der französische Konzern Total Energies. „Excellium Racing 100“ soll, verspricht das Unternehmen, die CO2-Emissionen, gemessen über die gesamte Produktionskette, um 65 Prozent senken und ist den Regeln der Europäischen Union entsprechend zu 100 Prozent nachhaltig produziert. Um den Treibstoff zu gewinnen, werden die Erntereste zunächst gewaschen, um das darin enthaltene Ethanol zu gewinnen. Nach mehreren Produktionsschritten wird das Ethanol schließlich zum Biotreibstoff raffiniert. Dieser Sprit ist allerdings nur ein erster Schritt zu einem abgasarmen Motorsport.
Die Antriebe der Zukunft werden Wasserstoff nutzen und damit der Vision von Jules Verne nahekommen: „Wasser ist die Kohle der Zukunft. Die Energie von morgen ist Wasser, das durch elektrischen Strom zerlegt worden ist. Die so zerlegten Elemente des Wassers, Wasserstoff und Sauerstoff, werden auf unabsehbare Zeit hinaus die Energieversorgung der Erde sichern“, blickte Verne bereits im Jahr 1874 in die Zukunft.
Wahrscheinlich hätte sich der Schriftsteller für den in Le Mans von Toyota gezeigten Rennwagen GR LH2 Racing Concept begeistert. Der mit flüssigem Wasserstoff angetriebene Prototyp nutzt als Basis das Hypercar Toyota GE010 Hybrid, mit dem Toyota aktuell an der Langstrecken-Weltmeisterschaft teilnimmt. Wasserstoff als Energieträger im Motorsport ist für den japanischen Konzern keine neue Entwicklung. In den vergangenen Jahren haben die Japaner immer wieder gezeigt, dass diese Technologie eine Zukunft auf der Rennstrecke hat. Vor zwei Jahren absolvierte ein Toyota Corolla mit Wasserstoffmotor eine Demonstrationsrunde in Le Mans, und in Japan wird Wasserstoff schon seit einiger Zeit in der Taikyu-Langstreckenserie genutzt.
Der GR LH2 Racing Concept wird von einem mit einem Hybridsystem gekoppelten 3,5-Liter-Motor angetrieben, der flüssigen Wasserstoff nutzt. Die genauen technischen Daten werden noch nicht veröffentlicht. Der Prototyp geht jetzt in den Testbetrieb, um Erkenntnisse für den Einsatz im Wettbewerb zu gewinnen. Dabei geht es auch darum zu ermitteln, wie viele Runden mit einer Wasserstoffladung gefahren werden können. Neben Toyota arbeiten auch Alpine und Ligier (in Zusammenarbeit mit Bosch) an Wasserstoff-Rennmotoren. Der für das Rennen in Le Mans verantwortliche Automobile Club de L’Ouest (ACO) plant ein Reglement für Rennwagen mit Wasserstoff, das bereits im Jahr 2028 in Kraft treten soll. Für ACO-Präsident Pierre Fillon gehört Wasserstoff „zu den Maßnahmen mit denen wir unser Ziel erreichen wollen, im Jahr 2030 ein CO2-neutrales Rennen zu veranstalten“. Das aktuelle Reglement für die Hypercars gilt allerdings noch bis 2032.
Doch bis das neue Reglement in Kraft treten kann, gilt es noch einige Details zu klären. „Zunächst müssen wir wissen, welchen Wasserstoff wir einsetzen sollen. Toyota hat sich für flüssigen Wasserstoff ausgesprochen“, erklärt Heidbrink. Und wie bei so vielen Dingen, die auf den ersten Blick sinnvoll erscheinen, stecken auch bei dem Wechsel zu dem neuen Energieträger die Probleme im Detail. So muss auf jeden Fall die Infrastruktur von der Lagerung bis zur Tankanlage in der Boxengasse neu aufgebaut werden. „In Japan sind beide Elemente in der Boxengasse untergebracht“, erklärt Heidbrink, aber in anderen Ländern müssen die Vorschriften der Gefahrgutverordnung beachtet werden, und deshalb wurde der Prototyp auch ohne volle Tanks nach Le Mans gebracht. (aum)
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Toyota GR H2 Racing Concept.
Photo: Toyota via Autoren-Union Mobilität
Toyota GR H2 Racing Concept.
Photo: Toyota via Autoren-Union Mobilität
Toyota GR H2 Racing Concept.
Photo: Toyota via Autoren-Union Mobilität
Toyota GR H2 Racing Concept.
Photo: Toyota via Autoren-Union Mobilität
Mit Wasserstoff betriebener Toyota Corolla in der Rennerprobung.
Photo: Autoren-Union Mobilität/Toyota