Fahrbericht DS No. 8: Schöngeist unter Strom
16. Juni 2025 Von Frank Wald
Doch auch das gemeine Volk wird mit Komfort und Stil verwöhnt. Schon beim Einsteigen nimmt der DS No. 8 den Fahrer in Empfang wie ein Concierge im Boutique-Hotel: Die Türgriffe fahren elektrisch aus, das Cockpit funkelt in ambientem Lichtspiel, die Massagesitze plustern sich einladend auf. Einmal Platz genommen, gleitet man in eine Welt aus samtigem Alcantara, kunstvollen Gravuren, schimmernden Einlegern und großzügig verteilten Luxus-Accessoires. Nackengebläse? Selbstverständlich. Sitzbelüftung? Serienreif. In der Jahresedition „Jules Verne“ gibt es Perlenstickerei, plissierte Bespannung und lasergeschnittene Muster im Alcantara der Türverkleidung.
Die breite Mittelkonsole trennt Fahrer und Beifahrer und ist solide strukturiert. Statt Touchscreen-Tyrannei gibt es viele echte Tasten. Die Menüführung auf dem schmalen, 16 Zoll großen Zentraldisplay ist klar, der Bildschirm farblich individualisierbar, ein Head-up-Display projiziert Fahrerinformationen direkt auf die Scheibe, das 10,25-Zoll-Instrumentendisplay zeigt klassisch-modern Geschwindigkeit, Akkustand und Navigation. Allein das vierspeichige, doppelt abgeflachte Lenkrad-Design in X-Form mag originell wirken, überzeugt in der Handhabung aber weniger. Und auch die Bedienelemente, wie die Spiegelverstellung tief unten am Armaturenbrett, zeugen mehr von gestalterischem Willen als von ergonomischem Feinsinn.
Drei Antriebsvarianten stehen zur Wahl: das Basismodell mit 169 kW (230 PS) und 74 kWh-Batterie, eine Long-Range-Version mit 180 kW (245 PS) und 97 kWh großem Akku sowie eine Topversion mit Allradantrieb und 257 kW (350 PS). Die mittlere Konfiguration genügt in nahezu allen Lebenslagen, ob städtisches Gleiten, zügiges Autobahnfahren oder kurvige Landstraße: Der DS bleibt gelassen, souverän und unaufgeregt. 750 Kilometer WLTP-Reichweite stehen auf dem Papier, bei konstanten 120 km/h sollen es realistische 500 Kilometer sein. Während unserer Ausfahrt pendelt sich der Verbrauch bei unter 18 kWh/100 km ein – ein gutes Ergebnis für ein 2,2-Tonnen-Fahrzeug mit 21-Zoll-Rädern.
Auf Landstraßen gefällt der DS mit feiner Federung. Das optional adaptive Fahrwerk scannt die Straße per Kamera und reagiert im Idealfall auf Unebenheiten, bevor sie durchdringen. Das funktioniert gut, aber nicht perfekt: Der Algorithmus reagiert nicht immer zielsicher, feine Querrillen oder kurz aufeinanderfolgende Bodenwellen dringen gelegentlich ins Fahrwerk durch. Dafür glänzt der DS No.8 unterwegs mit angenehmer Akustik: Die Karosserie ist perfekt gedämmt, Wind- und Abrollgeräusche bleiben dezent im Hintergrund, lassen das hochwertige Focal-Soundsystem noch besser zur Geltung kommen.
Wer es darauf anlegt, aktiviert den „Sport“-Modus – dann strafft sich das Fahrwerk, die Lenkung wird direkter, der Antritt bissiger. Doch selbst dann bleibt der DS seinem Wesen treu: Er animiert nicht zum Heiz-, sondern zum Herrschaftsmodus. Das gilt selbst für die Topversion mit 257 kW (350 PS) und Allradantrieb, die in 5,4 Sekunden auf Tempo 100 sprintet.
Beim Laden zeigt sich der DS solide. Mit maximal 160 kW am Schnelllader ist er sicher nicht Klassenbester, erreicht aber akzeptable Ladezeiten – vorausgesetzt, die Ladeinfrastruktur liefert konstant Leistung. Die Ladeleistung soll über längere Zeit stabil bleiben, ein Vorteil gegenüber Modellen mit steiler, aber kurzer Leistungsspitze. Wechselstromladen erfolgt serienmäßig dreiphasig mit 11 kW, ein optionales 22-kW-Modul ist angekündigt. Eine Vehicle-to-Load-Funktion (V2L) für den Anschluss externer Geräte fehlt derzeit noch.
Weniger souverän ist leider der Platz im Fond. Zwar versprechen 2,90 Meter Radstand gute Beinfreiheit, doch die tief montierte Batterie hebt die Sitzfläche so an, dass die Knie recht steil angewinkelt stehen. Zudem drückt die Coupé-Dachlinie auf den Scheitel – groß gewachsene Passagiere ducken sich instinktiv. Und auch beim Einstieg fordert der niedrige Türausschnitt Konzentration. Für ein Reisemobil dieser Klasse wirkt das fast unüberlegt – Schönheit vor Nutzwert scheint die Devise. Immerhin: Der Kofferraum bietet mit 620 Litern großzügig Platz, mit umgelegter Lehne verlängert sich die Ladefläche auf bis zu 1,50 Meter.
Beim Preis zeigt sich der DS No. 8 selbstbewusst. Das Basismodell startet bei 57.700 Euro, die Étoile-Version kostet mindestens 65.100 Euro, die Long-Range-Ausführung liegt bei über 70.000 Euro, das Allrad-Topmodell kratzt an der 80.000-Euro-Grenze. Extras wie Panoramaglasdach, 21-Zoll-Aeroräder oder Nappaleder treiben den Preis weiter nach oben. Damit bewegt sich der No.8 im Umfeld etablierter Premiumanbieter – ohne jedoch deren Markenimage mitzubringen. DS setzt stattdessen auf handwerkliche Details, französischen Stil und eine komfortbetonte Auslegung. Und genau dort liegt auch die Stärke des Fahrzeugs: als entspannter, kultivierter Reisebegleiter, der seinen Passagieren ein hochwertiges Fahrerlebnis bieten will. Der DS No. 8 fährt nicht vor, er fährt vornehm. (aum)
Daten DS No. 8 FWD Long Range
Länge x Breite x Höhe (m): 4,83 x 1,92 x 1,57
Radstand (m): 2,90
Antrieb: Elektrisch, 180 kW (245 PS), Frontantrieb, 1-Gang-Automatikgetriebe
Max. Drehmoment: 343 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 190 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 7,8 Sek.
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 15,9-16,8 kWh
Batteriekapazität: 97,2 kWh
Reichweite (WLTP): 750 km
Max. Ladeleistung: 11 kW AC/ 160 kW DC
Leergewicht / Zuladung: 2180 kg / 520 kg
Kofferraumvolumen: 620-1873 Liter
Anhängelast: 1400 kg
Preis: ab 63.200 Euro
Wenn Sie der Artikel für Ihr Medium interessiert, registrieren Sie sich bitte hier!
Dann können Sie den Artikel oder die Bilder und Videos herunterladen.
DS No. 8.
Photo: Autoren-Union Mobilität/Frank Wald
DS No. 8.
Photo: Autoren-Union Mobilität/Frank Wald
DS No. 8.
Photo: Autoren-Union Mobilität/Frank Wald
DS No. 8.
Photo: Stellantis via Autoren-Union Mobilität
DS No. 8.
Photo: Stellantis via Autoren-Union Mobilität
DS No. 8.
Photo: Stellantis via Autoren-Union Mobilität
DS No. 8.
Photo: Stellantis via Autoren-Union Mobilität
DS No. 8.
Photo: Stellantis via Autoren-Union Mobilität
DS No. 8.
Photo: Stellantis via Autoren-Union Mobilität
DS No. 8.
Photo: Stellantis via Autoren-Union Mobilität
DS No. 8.
Photo: Stellantis via Autoren-Union Mobilität
DS No. 8.
Photo: Stellantis via Autoren-Union Mobilität
DS No. 8.
Photo: Stellantis via Autoren-Union Mobilität
DS No. 8.
Photo: Stellantis via Autoren-Union Mobilität
DS No. 8 und historisches Vorläufermodell Citroën DS.
Photo: Autoren-Union Mobilität/Frank Wald
DS No. 8 als Einzelstück für den französischen Staatspräsidenten.
Photo: Autoren-Union Mobilität/Frank Wald