Praxistest Mitsubishi Outlander: Es kann nur einen geben

Sang und klanglos ist der Outlander, das große SUV und Topmodell der kränkelnden Marke Mitsubishi, vor ungefähr zehn Jahren vom deutschen Markt verschwunden. Zwischenzeitlich verkündete die Marke mit den drei Diamanten im Wappen obendrein, sich vom europäischen Markt zurückziehen zu wollen. Dann kam es zur Allianz mit Renault und Nissan und fürderhin teilten sich neue Modelle wie Colt und ASX ihre Gestalt mir den Originalen französischer Herkunft. Nun ist der Outlander zurück und glänzt, auch wenn er sich die Plattform mit dem Nissan X-Trail teilt, mit formaler Eigenständigkeit. Es kann eben nur einen geben.

Mit einer Länge von 4,72 Metern ist die vierte Generation des SUV in dieser Dimension mit ihrem Vorgänger nahezu identisch, sie ist um nur 2,5 Zentimeter gewachsen. Kräftiger zugelegt hat der Outlander in der Breite, 1,86 Meter bedeuten ein Plus von sechs Zentimetern. Markant ist vor allem die Frontpartie, die von zwei großzügig eingefassten LED-Scheinwerfern dominiert wird.

Das Design ist stämmig und robust, besonders mit den 20 Zoll großen Leichtmetallrädern der Spitzenausstattung Top steht der Mitsubishi überaus solide und selbstbewusst auf dem Asphalt. Der kann gerne auch mal von einen furchigen Waldweg abgelöst werden, denn der Outlander hat eine Bodenfreiheit von immerhin 20 Zentimetern. Und für guten Vortrieb wenn die Wege schlammig werden sorgt der Elektromotor an der Hinterachse, der in den entsprechend per Drehsteller einstellbaren Off-Road-Programmen Schotter, Schnee oder Matsch konstant unter Strom steht und unterstützt, das SUV so zum Allradler macht.

Innen setz der Outlander auf klare Linien und ruhige Formen, die Materialien sind besonnen ausgewählt und schaffen eine gediegene Atmosphäre. Lederbezogene Sitze mit elektrischer Verstellung, Lenkrad- und Sitzheizung, ein verständiges Infotainmentsystem und reichlich Ablagemöglichkeiten machen den Wagen sympathisch. Auch, dass die Bedienung leicht fällt und quasi selbsterklärend ist, bekommt einen goldenen Stern im Test-Tagebuch. Zudem gibt es jene Tasten und Potentiometer, die, wie wir meinen, auch im Digital-Zeitalter unverzichtbar sind. Das Klima lässt sich über ein eigenes Bedienfeld an der Mittelkonsole analog einstellen und die Audio-Lautstärke kann zusätzlich zur Wippe am lederbezogenen Multifunktionslenkrad manuell per Drehsteller angepasst werden.

Die entspannte Stimmung an Bord verflüchtigt sich allerdings nach den ersten Kilometern. Bei den vorgeschriebenen Assistenzsystemen haben die Ingenieure bei Mitsubishi die Vorgaben mehr als erfüllt und so plärrt das vierfache Tempowarn-Ping schon los, wenn die Geschwindigkeit auch nur um einen Kilometer in der Stunde überschritten wird. Vor allem aber erkennen die Sensoren die Geschwindigkeitslimits am Straßenrand, wenn aber Tempo 30 nur an Werktagen oder zu bestimmten Uhrzeiten gilt, bleibt dies unentdeckt. Auch wenn eine Zone mit Geschwindigkeitsbeschränkung endet, bekommt das das System nur selten mit.

Wer nun sucht, wo die lästige Funktion abgeschaltet werden kann, und den Blick durch die Menüs schweifen lässt, wird erneut lautstark ermahnt. Denn auf der Lenksäule des Outlander beobachtet ein weiterer Sensor den Fahrer. Und wenn der die Augen auch nur kurz auf den Bildschirm richtet, wird er mit weiteren akustischen Schallsignalen zur Ordnung gerufen. Das passierte auch immer wieder beim Ausschalten des Spurassistenten, wofür im Menü der Begriff „Rettungsgasse“ angeklickt werden muss. Denn der vermeintliche Helfer lenkt nicht nur kräftig gegen, sondern bremst das ganze Fahrzeug ab, wenn beim Überfahren einer Linie der Blinker vergessen wird. Der nachfolgende Verkehr hat dafür wenig Verständnis.

Dabei könnte das Reisen im Outlander so angenehm sein, denn mindestens genauso ernst wie Kalibrierung der Assistenten haben es die Entwickler mit Abstimmung und der Geräuschdämmung des Antriebs genommen. Das gut 2,1 Tonnen schwere SUV bewegt sich mir katzenhafter Eleganz und überaus leise. Die Systemleistung von 306 PS erlaubt eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 7,9 Sekunden, das drückt die Passagiere schon spürbar in die Sitze. Bei Tempo 170 ist Schluss mit dem Vorwärtsdrang, dann regelt die Elektronik die Leistung ab.

Wer per Knopfdruck auf der Mittelkonsole den ausschließlich elektrischen Modus wählt, kann 135 km/h schnell fahren und kommt bei gemäßigter Gangart etwa 85 Kilometer weit. Der Verbrenner, er arbeitet ohne Turboladung und Direkteinspritzung, schöpft aus 2,4 Litern Hubraum 136 PS und lädt bei geringer Leistungsanforderung nur die 22,7 kWh fassende Batterie. Erst bei schnellerer Fahrt schaltet er in den Antriebsmodus, verliert aber nichts von seiner akustischen Zurückhaltung. Selbst das bei anderen Fahrzeugen aufgrund der stufenlosen Automatik nervige Hochdrehen bleibt unerhört.

Das Zusammenspiel der insgesamt drei Antriebsmotoren funktioniert perfekt und so bleibt meist unbemerkt, wenn sie alleine oder im Ensemble arbeiten. An der Vorderachse tut eine E-Maschine mit 85 kW / 116 PS Dienst, die 255 Newtonmeter Drehmoment liefert. Hinten kommt ein Elektriker mit 100 kW / 136 PS und 195 Newtonmeter zum Einsatz, der gelegentlich oder, wie erwähnt, im Allradmodus werkelt. Das Resultat spielt auch für den günstigen Treibstoffverbrauch eine Rolle, 0,8 Liter verlangt der gewichtige Outlander für 100 Kilometer. Schließlich werden gut vier Fünftel der Strecke elektrisch zurückgelegt, was nicht in die Verbrauchsmessung einfließt. Wer nur Kurzstrecke fährt, wird zum völlig unbekannten Gast an der Tankstelle. Bei längeren Strecken variiert der Konsum je nach Distanz. Wir kamen im gemischten Betrieb auf lediglich 4,5 Liter für 100 Kilometer.

Etwas mehr als 30 Minuten braucht die Batterie an der Schnellladestation um auf 80 Prozent ihrer Kapazität zu kommen. An der Wallbox dauert es länger, sechseinhalb Stunden dauert der Ladevorgang mit dem Typ-2-Kabel, dann aber ist sie zu 100 Prozent gefüllt. Hinter der Ladeklappe finden ich zwei Anschlüsse, die Typ-2-Buchse und der vor allem in Japan gerne genutzte Chademo-Anschluss.

Der Outlander wuchert mit seinen Pfunden. Er bietet im Innenraum viel Platz für alle. Die gewachsene Breite schafft auf bequemen mit Leder bezogenen Sitzen reichlich Ellbogenfreiheit für Fahrer und Beifahrer und macht selbst die Rückbank mit ihrer dreifach verstellbaren Rückenlehne auf der Langstrecke fit für drei Mitfahrer. In den Kofferraum passen mindesten 495 Liter Gepäck, nach dem Umklappen der Rückbank steigt die Kapazität auf 1404 Liter. Für Caravan-Camper eignet sich er neue Outlander eher als sein Vorgänger, denn er bietet eine vernünftigen Anhängelast von 1600 Kilogramm. Damit kann er zwar nicht an die Rekordwerte von 2,5 Tonnen des Urvater Pajero anknüpfen, für einen Wohnwagen der Mittelklasse reich das jedoch allemal.

Gelungen ist die Abstimmung des Fahrwerks. Fugen und Wellen irritieren die Federung nicht, sie ist halbwegs straff, jedoch nicht unkomfortabel. Das kommt auch dem Fahrverhalten zu Gute. Zwar neigt sich die Karosserie in Kurven leicht, aber die Lenkung zeigt sich sanft und dennoch zielgenau, dies ist eine weitere Annehmlichkeit, um lange Fahrten ermüdungsfrei zu überstehen. Der Outlander ist kein Spezialist für Querdynamik, mit ihm sind Chauffeure eher entspannt, wenn auch nicht unagil unterwegs. Die Bremsen runden das positive Bild ab und erfreuen mit gutem Ansprechverhalten und Standfestigkeit. Über Wippen am Lenkrad und einer Taste auf der Mittelkonsole lässt sich das für Ein-Pedal-Betrieb konfigurieren, dann ersetzt die hohe Rekuperationsrate weitgehen des Bremseneingriff.

Ein Schnäppchen wie früher ist der Outlander nicht mehr. Knapp 50.000 Euro kostet die bereits sehr gut ausgestattete Basisversion, wer die anspruchsvollste Variante „Top“ wählt, kann außer für Metalliclack kein Extra-Geld für Sonderausstattungen mehr ausgeben. Allerdings kostet die teuerste Version des Mitsubishi Spitzenmodells dann auch 61.040 Euro. (aum)

Daten Mitsubishi Outlander:

Länge x Breite x Höhe (m): 4,72 x 1,86 x 1,75
Radstand (m): 2,7
Antrieb: R4-Benziner, 2360 ccm, 2 E-Motoren, AWD, CVT
Leistung Verbrenner: 100 kW / 136 PS
Drehmoment: 203 Nm bei 4000 U/min
E-Motor vorn: 85 kW / 116 PS
Drehmoment: 255 Nm
E-Motor hinten: 100 kW / 136 PS
Drehmoment 195 Nm
Systemleistung: 225 kW / 306 PS
Batterie: 22,7 kWh
Reichweite elektrisch: 85 km
Höchstgeschwindigkeit: 170 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 7,9 Sek.
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 0,8 Liter
CO2-Emissionen: 19 g/km
Testverbrauch: 4,5 Liter
Leergewicht / Zuladung: min. 2167 kg / max. 498 kg
Kofferraumvolumen: 495 - 1404 Liter
Max. Anhängelast: 1600 kg
Basispreis: 49.990 Euro
Testwagenpreis: 61.040 Euro


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Bilder zum Artikel

Mitsubishi Outlander.

Mitsubishi Outlander.

Photo: Autoren-Union Mobilität/Michael Kirchberger


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