Ausprobiert: Das Fahrrad mit den Auto-Genen

In den Städten wird es immer enger, trotzdem werden die Autos immer größer. Dass es so nicht weitergehen kann, liegt auf der Hand. Das Hamburger Start-up Hopper Mobility hat eine Lösung für dieses Dilemmas entwickelt: Ein Dreirad namens Hopper, das die Vorteile von Bike und Auto miteinander kombiniert und den Stadtverkehr entspannter, übersichtlicher und umweltfreundlicher macht. Wir haben das Tretmobil ausprobiert.

Der Fahrradmarkt in Deutschland boomt, und er entwickelt sich immer mehr zu einem Markt für Elektro-Zweiräder, so genannte Pedelecs. Bei den Verkaufszahlen in diesem Jahr übertreffen die Hybridmodelle bereits die klassischen Fahrräder mit herkömmlichen Pedalantrieb. Der Trend dürfte sich fortsetzen, nicht zuletzt aufgrund immer neuer Mobilitätskonzepte mit elektrischer Unterstützung: Bestes Beispiel ist der Hopper.

Er ist ein E-Bike mit mehreren Besonderheiten: Nämlich mit drei Rädern, zwei Sitzen, einer Karosserie, einem abschließbaren Gepäckraum, einem Lenkrad und einer herausragenden Wendigkeit, möglich gemacht durch die Hinterradlenkung. Am Heck sitzt das gelenkte und angetriebene 10-Zoll-Rad, die beiden 20-Zoll-Vorderräder sind starr angebracht. So kann der Hopper bei vollem Lenkeinschlag auf der Stelle drehen, der Wendekreis beträgt zwei Meter. Kein anderes Fahrzeug dieser Größe ist so beweglich – was allerdings zugleich bedeutet, dass man sich ans Kurvenfahren mit dem Hopper erst einmal herantasten muss. Wer bei flottem Tempo zu beherzt am Lenkrad des Hopper dreht, riskiert das Umkippen der Fuhre. Daher gilt: Langsam ausprobieren, bis man den richtigen Dreh 'raus hat.

Und damit rückt auch schon die nächste Besonderheit in den Fokus: der Hopper hat nämlich keinen Zweiradlenker, sondern ein Lenkrad. Unter anderem deswegen, damit Autofahrerinnen und Autofahrer, die mit einem Umstieg liebäugeln, wie gewohnt zugreifen können. Das gilt auch für Radlerinnen und Radler, denn unter dem eigentlichen Volant des Hopper gibt es einen zweiten Ring, der sich wie eine Handbremse beim Fahrrad nach oben ziehen lässt. Dann werden die beiden Scheibenbremsen an den Vorderrädern betätigt, die das Vehikel zuverlässig und berechenbar verzögern. Die Idee ist genial und sie funktioniert ohne jegliches Eingewöhnen. Außerdem ist auch noch ein Fußbremshebel vorhanden, der aufs Hinterrad wirkt.

Während Lenkrad und Pedale fest installiert sind, lässt sich der gefederte Sitz mehrfach verstellen, so dass nahezu jeder eine bequeme und sichere Position finden sollte. Und dann kann es auch schon losgehen, denn für den Hopper ist kein Führerschein nötig, ebenso wenig eine Versicherung, und Steuern werden auch nicht fällig. Gefahren werden darf der Hopper auf Radwegen, die breit genug sind, und natürlich auch auf der Straße. Die Elektro-Unterstützung funktioniert bis zu einem Tempo von 25 km/h, wie bei jedem anderen Pedelec auch.

Die gewünschte Unterstützung beim Treten lässt sich in fünf Stufen einstellen. Das funktioniert per Tasten auf den Lenkradspeichen. Über weitere Tasten lassen sich die Blinker, die LED-Beleuchtung, das Frontscheibengebläse und die Anzeigen auf dem Digitalcockpit steuern. Auch der Rückwärtsgang kann per Tastendruck aktiviert werden, denn immerhin tritt der Hopper mit einem Leergewicht von 140 Kilogramm an, und es dürfen bis zu 160 Kilogramm zugeladen werden. Da freut man sich beim Rangieren über die Extrakraft des Radnabenmotors. Der stammt übrigens vom deutschen Zulieferer Heinzmann, bietet eine Dauerleistung von 250 Watt (1350 Watt Maximalleistung) und ein Drehmoment von bis zu 110 Newtonmetern. Auch die Lithium-Eisenphosphat-Batterie der Firma AES ist ein deutsches Produkt. Der Akku wiegt 11 Kilogramm, lässt sich – beispielsweise zum Laden – herausnehmen und hat eine Speicherkapazität von 1,44 kWh. Daraus ergibt sich eine Reichweite von rund 60 Kilometern, abhängig vom Tempo, von der Zuladung und vom Geländeprofil. In Kürze soll ein Solardach angeboten werden, das elektrische Energie produziert und in den Akku speist.

Das Fahrgefühl des Hopper ist im besten Sinne unkompliziert – und tatsächlich irgendwo auf der Mitte zwischen Fahrrad und Auto angesiedelt. Fahrerin oder Fahrer bekommen, wie auf einem Bike, alles mit, was um sie herum passiert. Zugleich aber bietet die Karosserie aus glasfaserverstärktem Kunststoff einen vernünftigen Wetterschutz. Außerdem können die offenen Seiten des Hopper durch spezielle Planen inklusive integrierten Seitenscheiben und Reißverschluss-Öffnungen geschlossen werden. Auch beim Komfort hält der Hopper die Balance zwischen Auto und Fahrrad: Der Sitz ist bequemer als jeder Sattel, es gibt kleine Ablageflächen und sogar eine USB-Buchse, um das Mobiltelefon aufzuladen.

Angeboten wird der 2,12 Meter lange, 105 Zentimeter breite und 1,49 Meter hohe Hopper nicht nur in fünf Karosseriefarben, sondern auch in zwei Varianten, nämlich Passenger und Cargo. Das zweisitzige Passenger-Modell hat einen abschließbaren Kofferraum in der Heckverkleidung mit einen Stauvolumen von 125 Litern. Die Cargo-Variante wiederum ist einsitzig und bietet dafür bis zu 300 Liter Laderaum. Beide Varianten werden in Hamburg gefertigt, wo das 2021 gegründete Start-up Hopper Mobility seinen Sitz hat.

Wer ein modernes, kompaktes, abgasfreies Alltagsfahrzeug für kürzere Strecken sucht und sich über Bewegung an der frischen Luft freut, für den wäre eine Probefahrt mit dem Hopper durchaus empfehlenswert. Dinge, die das Autofahren in der Stadt verleiden – Parkplatzsuche, Stau, Lärm- und Abgasbelastung – entfallen beim Hopper. Und ebenso entfallen Fahrrad-Nachteile wie das Fehlen eines Wetterschutzes, wenig Bequemlichkeit und wenig Platz für Gepäck. Der Passenger-Hopper wird ab 11.900 Euro angeboten, das Cargo-Modell kostet ab 12.300 Euro. Ob das teuer oder billig ist, hängt in diesem Fall vor allem von der Perspektive ab: Nämlich ob man den Hopper mit einem Auto vergleicht, oder mit einem Fahrrad. Tatsächlich befindet er sich irgendwo dazwischen. (aum)


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Hopper.

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Photo: Hopper via Autoren-Union Mobilität


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Die drei Gründer von Hopper Mobility (von links): Martin Halama, Philipp Herrmann und Torben Müller-Hansen.

Die drei Gründer von Hopper Mobility (von links): Martin Halama, Philipp Herrmann und Torben Müller-Hansen.

Photo: Hopper via Autoren-Union Mobilität