Praxistest Cupra Terramar VZ 4drive: Mit Freude beim Fahren

Seats sportliche Submarke Cupra hat sich aus dem Stand einen überaus hohen Beliebtheitsgrad erobert. Skeptiker wollten anfangs nicht an das Konzept glauben, das dem nicht gerade langweiligen Portfolio der spanischen VW-Tochtergesellschaft noch einen deutlichen Schub sportlicher Gene verabreicht. Doch mit zweistelligen Zuwachsraten gehört Cupra inzwischen zu den erfolgreichsten Automarken nicht nur in Europa. Die jüngste Neuerscheinung ist das SUV Terramar, das die Technik des VW Tiguan hernimmt, aber bei Motorleistung, Design und Fahrdynamik deutlich mehr in die Waagschale wirft.

56.120 Euro kostet der rund 4,5 Meter lange Hochdach-Kombi, dafür gibt es einen stramm aufgeladenen Zweiliter-Benziner mit 195 kW (265 PS), einen permanenten Allradantrieb und ein Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Gängen. Und eine freche, aber nicht zu aggressive Optik obendrein.

Beim Namen hat sich Cupra bei der historischen Rennstrecke gleichen Namens bedient, deren verblichene Überreste heute noch in der Gemeinde Saint Pere de Ribes bei Sitges in Katalonien zu bewundern sind. VZ 4drive lautet die vollständige Modellbezeichnung des Cupra-Sportlers, wobei das Kürzel VZ auf die jeweils leistungsstärksten Versionen der Baureihe hinweist. Großzügig verteilt sind auch die markentypischen kupferfarbenen Intarsien, an der scharf gezeichneten Frontschürze, in den Speichen der 20 Zoll großen Leichtmetallrädern, auf der Motorhaube und am Heck sowie am Armaturenbrett und den Rückseiten der Sitzlehnen.

Die coupéartige Silhouette gibt der Karosserie optischen Schwung, sie ist um zehn Zentimeter tiefergelegt und passt sich mit einer adaptiven Federung dem jeweiligen Fahrstil und den Anforderungen der Straße an. Seinen Auftritt zelebriert das SUV beinahe ausschließlich im dunklen Anzug. Die schwarzen und grauen Metallic- oder Mattlacke wirken dennoch nicht düster, kosten aber 1150 bis 2510 Euro Aufpreis. Auch für Weiß, den einzig hellen Farbton, müssen 795 Euro mehr bezahlt werden. Kostenneutral gibt es laut Konfigurator nur ein dunkles Blau.

Der Innenraum wird mit farblichen Akzenten aufgehellt. Erneut kommt der Kupferton an den Lüftungsdüsen, den Türgriffen und am Lenkrad zum Einsatz. Aluminium findet sich dagegen an der Pedalerie, auch die Fußstütze links glänzt silberfarben. Ablagen gibt es zur Genüge, in der Mittelkonsole wartet unter dem 12,9 Zoll großen Zentralbildschirm ein gekühltes Fach darauf, das Smartphone induktiv aufzuladen. Bei der Bedienung der Klima- und der Audioanlage muss sich der Chauffeur mit den ungeliebten Schiebeflächen abfinden, die weder mit Genauigkeit noch mit hohem Bedienungstempo erfreuen können. Auch Hartplastik ist hier und dort verbaut, allerdings dort, wo die tastende Hand üblicherweise nicht hinfasst. Mühsam ist außerdem das Abschalten des Spurhalteassistenten, und auch die Tempowarnung stellt nur störrisch ihren Betrieb ein. Das aber wollen wir nicht Cupra zur Last legen, sondern der EU, die diese Assistenten neben vielen anderen unsinnigerweise zur Zwangsausstattung gemacht hat.

Kritik üben wir jedoch an der Ungenauigkeit der Sensoren. Zusatzschilder etwa, die eine Tempolimitierung auf Montag bis Freitag von 7 bis 16 Uhr begrenzen, erkennen sie nicht und warnen so noch eine ganze Weile weiter. Auch der Notbremsassistent gehört nicht zu den sanftmütigsten aller Begleiter und haut gelegentlich zum Schrecken aller Mitfahrer die Bremse rein. Gerade bei rückwärtigen Querverkehr (der auch mal aus einem Einkaufswagen bestehen kann) ist die Toleranzschwelle sehr niedrig.

Für mehr Freude sorgen die wohlgeformten Sportsitze, die das Ein- und Aussteigen nicht wesentlich erschweren, aber enormen Seitenhalt bei zügiger Kurvenfahrt bieten. Elektrisch lassen sie sich verstellen und so finden Fahrer und Beifahrer stets zügig und geschwind eine passen Position. Vorne ist das Raumangebot ohnehin gut, und wenn nicht Hünen am Lenkrad sitzen und ihren Sessel in die letztmögliche Position fahren, bekommen auch die Passagiere auf der geteilten Rückbank, die sich ebenfalls in der Länge verschieben lässt, angemessene Knie- und Fußfreiheit. 540 Liter passen in den Kofferraum, zugeladen werden dürfen maximal 615 Kilogramm. Auch als Zugwagen gibt der Terramar eine gute Figur ab, bei rund 1,75 Tonnen Leergewicht darf er satte 2200 Kilogramm auf den Haken nehmen.

Gestartet wird der Vierzylinder per Startknopf, der unübersehbar rechts innerhalb des belederten Lenkradkranzes platziert ist. Zusammen mit dem Performance-Schalter auf der linken Seite bildet er ein Pärchen. Über diesen kann der Fahrmodus variiert werden, auf Knopfdruck ändern sich das Ansprechverhalten der Maschine und ihre Geräuschentwicklung. Letzteres funktioniert nicht mechanisch über Auspuffklappen, sondern über einen Soundgenerator, der einen etwas aufgesetzt angestrengten Klang in den Innenraum spielt. Immerhin bleibt die Umwelt auf diese Weise davon unberührt.

Begeisterung weckt der Terramar dann mit seinem Antritt. Ohne eine Sekunde der Andacht reagiert er auf den Leistungsabruf, ist stets präsent und willig, in 5,9 Sekunden gelingt der Sprint von 0 auf 100 km/h. Traktionsschwächen leistet sich der Cupra dank Allradantrieb auch bei nasser Fahrbahn nicht, die DSG-Automatik schaltet dabei ohne das Ruckeln beim Anfahren, das bei dieser Getriebevariante bisweilen vorkommt. 243 km/h Spitze schafft der Cupra-Sportler, die progressive Lenkung und das straffe, aber dennoch gerade noch komfortable Federung vermitteln in allen Situationen souveränes Kontrolle. Der saubere Strich durch die Kurve fällt damit äußerst leicht.

Klar, dass bei diesem Leistungspotenzial eine Menge Energie eingesetzt werden muss. 8,7 Liter Benzin verbraucht der Terramar VZ nach WLTP-Angabe. Der damit einhergehende CO2-Ausstoß von 199 g/km könnte fast den Klimakleber auf den Plan rufen. Aber es geht auch etwas verträglicher. Wer den Cupra einfach rollen lässt und den Wechsel zwischen Gas und Bremse harmonisch gestaltet, kommt auch mit deutlich weniger als 8 Liter Sprit 100 Kilometer weit. Der Tank fasst 60 Liter, fünf mehr als bei den frontgetriebenen Terramar-Versionen, der Vorrat ist bei verhaltener Fahrweise durchaus langstreckentauglich.

Die jüngste Cupra-Neuvorstellung zeigt sich als Multitalent. Dem engagierten Chauffeur bietet sie ein hohes Potenzial an Fahrfreude, der Familie ein gutes Raumangebot mit noch komfortablen Federungskomfort. Der Basispreis des Terramar ist angesichts der vielfältigen Ausstattung mehr als angemessen. Wer die Sechskolbenbremse von Akebono für 2480 Euro oder das ebenfalls empfehlenswerte Audio-System von Sennheiser mit 340 Watt Leistung und dann noch das Glaspanoramadach oder die 20-Zoll-Räder ordert, muss noch einige Tausender drauflegen. Aber selten verbleibt dem Auto-Enthusiasten dann der Eindruck, sein Geld für Überflüssigeres ausgegeben zu haben. (aum)


Technische Daten Cupra Terramar VZ 4Drive

Länge x Breite x Höhe (m): 4,52 x 1,87 x 1,59
Radstand (m): 2,81
Antrieb: R4-Benziner, 1984 ccm, AWD, 7-Gang-Aut.
Leistung: 195 kW / 265 PS
Drehmoment: 400 Nm bei 1650 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 243 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 5,9 Sek.
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 8,7 Liter
CO2-Emissionen: 199 g/km
Testverbrauch: 8,4 Liter
Leergewicht / Zuladung: min. 1750 kg / max. 615 kg
Kofferraumvolumen: 540 - 1630 Liter
Max. Anhängelast: 2200 kg
Basispreis: 56.120 Euro
Testwagenpreis: 63.440 Euro


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Bilder zum Artikel

Cupra Terramar VZ 4drive.

Cupra Terramar VZ 4drive.

Photo: Michael Kirchberger via Autoren-Union Mobilität


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Cupra Terramar VZ 4drive.

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