USA: Die V8-Herrlichkeit kommt wieder
13. Oktober 2025 Von Jens Meiners
Jetzt reagiert die Industrie. Die Fähigkeit, großvolumige Motoren zu entwickeln, hatte man nie ganz aufgegeben, und es deutet sich überall eine fundamentale strategische Neuausrichtung an. Zum Beispiel bei Dodge: Dort wurde noch im November 2024 mit einer Sonderserie des SUV Durango vom „letzten 6,4-Liter-V8“ Abschied genommen. Jetzt die Kehrtwende: Für das kommende Modelljahr gibt es den Durango nur noch mit Hemi-V8-Motoren. Der Einstiegs-Sechszylinder ist entfallen.
Auch der kultige Sportwagen Charger wird ganz anders auftreten als ursprünglich geplant. Eigentlich sollte er nur noch als Elektroauto angeboten werden; der Aufschrei der Fans hatte jedoch bereits dazu geführt, dass Dodge ihn auch mit einem turboaufgeladenen Sechszylinder auf den Markt bringt. Doch die Spitze kommt erst noch: Jetzt wird auch der große Hemi-V8 wieder in das Auto hineinentwickelt; das Auto-Medienportal hatte bereits im November 2024 dahingehend spekuliert. Dafür wird das angekündigte elektrische Spitzenmodell namens Banshee ersatzlos gestrichen – kein Wunder, werden doch die regulären Elektro-Versionen des Charger mittlerweile mit bis zu 40 Prozent Rabatt verschleudert.
Derweil hat Stellantis die angekündigte vollelektrische Variante des Ram Pickup 1500 sang- und klanglos gestrichen. Und die zweite Generation des Ford F-150 Lightning, die eigentlich schon heuer auf den Markt kommen sollte, wurde auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben: Vor 2028 tut sich nichts. Ford setzt sich jedoch nicht nur von der bisherigen Elektro-Strategie, sondern auch vom Downsizing ab. Hier war man jahrelang Vorreiter, doch jetzt gibt es den F-150 wieder mit einem 5,0-Liter-V8.
Längst stellen sich auch die ausländischen Hersteller auf den Wandel auf dem zweitgrößten Markt der Welt ein. Die Hyundai-Nobelmarke Genesis prüft die Rückkehr des V8, und der bisher als Elektroauto geplante kommende SUV namens GV90 (auf Basis der Studie Neolun) erhält zumindest einen Range Extender, mit dem die Batterie kontinuierlich sauber aufgeladen wird. Porsche wiederum verlängert nicht nur die Laufzeit des klassisch angetriebenen Cayenne und bringt einen neuen Macan mit Verbrennungsmotor, sondern stellt auch das oberhalb des Cayenne angeordnete Spitzen-SUV komplett um.
Der Über-SUV von Porsche, entwickelt mit dem US-Markt im Sinn, sollte ursprünglich ein E-Auto werden, kommt aber jetzt mit Verbrenner und als Plug-In-Hybrid. Eine Elektroversion wird es wohl nicht einmal gegen Aufpreis geben. Und auch der 2+2 sitzige Lanzador von Lamborghini kommt nicht mehr als Elektroauto, sondern als Plug-In-Hybrid – mit Verbrennerherz, und sicher mit acht Zylindern.
Offen bleibt einstweilen, ob die Hersteller im Massenmarkt ihre Strategien anpassen. Denn großvolumige Saugmotoren sind nicht nur billiger und weniger anfällig als hochgezüchtete Downsizing-Motoren, sie glänzen oftmals auch mit erstaunlich niedrigen Realverbräuchen. Es würde also einiges dafür sprechen, die Produktplanungen auch in den günstigeren Segmenten noch einmal unter die Lupe zu nehmen.
Unterdessen könnte der Markt für E-Autos in den USA aktuell seine letzte Blüte erleben. Denn die Subventionen laufen Ende des Monats aus. In einem finalen Run ist der Elektro-Anteil noch einmal auf 10 Prozent der Neuwagenverkäufe hochgeschnellt, doch die Experten prognostizieren anschließend einen Absturz. Es spricht wenig dafür, dass sich der Trend noch einmal umkehrt. (aum)
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Dodge Charger.
Photo: Stellantis via Autoren-Union Mobilität
Dodge Charger und Dodge Durango.
Photo: Stellantis via Autoren-Union Mobilität
Dodge Charger (BEV) und Ram REV 1500.
Photo: Stellantis via Autoren-Union Mobilität
Dodge Charger.
Photo: Stellantis via Autoren-Union Mobilität
Ram REV 1500.
Photo: Stellantis via Autoren-Union Mobilität
Ford F-150 Lightning.
Photo: Autoren-Union Mobilität/Scotty Reiss
Lamborghini Lanzador Concept in Monterey.
Photo: Autoren-Union Mobilität/Lamborghini
Genesis Neolun Concept.
Photo: Autoren-Union Mobilität/Genesis