Praxistest Frankia Now 7.0: Oberklasse aus Oberfranken
31. Oktober 2025 Von Michael Kirchberger
Die Wahlmöglichkeiten beim Now sind gering, denn es gibt lediglich einen Grundriss. Der aber hat es in sich und kann mit drei unterschiedlichen Farbakzenten dem persönlichen Geschmack angepasst werden. Die Version „Ocean“ ist mit in Petrolblau getönten Elementen ausgestattet, „Peach“ ist eine rötlich-braune Farbe und „Sun“ strahlt in leuchtendem Orange mit der aufgehenden Sonne um die Wette. Die Aufteilung des Innenraums ist klassisch. An die drehbaren Pilotensitze im Fahrerhaus schließt eine Halbdinette mit ebenfalls drehbarem, ausklappbarem und in der Höhe verstellbaren Tisch und einer überaus komfortablen Sitzbank an. Auf der Fahrerseite folgt das Vario-Bad, gegenüber die Bordküche. Das Heck ist reserviert für zwei unterschiedlich lange Längseinzelbetten, darunter wartet die sehr geräumige Heckgarage mit rund 3000 Litern Volumen auf Beladung. Sie ist ausreichend hoch, dass sich Fahrräder aufrecht transportieren lassen, es gibt gute Befestigungsmöglichkeiten und einen rutschfesten Boden.
Die rechte Stauklappe gehört zum Serienstandard, für die linke verlangt Frankia einen Aufpreis. Als Grundmodell kostet der Now 7.0 satte 80.900 Euro. Dass er sich mit allerlei Sonderausstattungen dann stramm auf den Weg Richtung der 100.000-Euro-Marke macht, liegt an den vielzähligen Extras in der Ausstattungsliste, die Komfort und Wohlgefühl an Bord steigern. Da wäre zum Beispiel der Außenauszug auf der Fahrerseite, der mit bis zu 70 Kilogramm beladen werden kann und mit seiner wasserdichten Kunststoffwanne der richtige Platz für schmutzige Auffahrkeile oder Elektrokabel ist. 1590 Euro verlangt der Hersteller für die ebenso ungewöhnliche wie praktische Idee.
Serienmäßig gibt es hingegen die Vario-Kommode rechts neben der Eingangstür. Sie bietet nicht nur für Reiselektüre und anderes, was schnell zur Hand sein soll, in zwei übereinander angeordneten Fächern Platz, dank einer Entriegelung lassen sich die beiden Würfel einzeln aus ihrer Halterung nehmen und können dann als Fußbänkchen oder als Ablagefläche neben dem Tisch positioniert werden.
Eine weitere fränkisch-pfiffige Lösung ist die textilbezogene Seitenwand neben der Dinette. Sie fungiert als Armablage mit integrierten Aufbewahrungsfächern, was beim Lesen oder Fernsehgucken höchst komfortabel ist. Der Now kommt ohne Doppelboden aus, deshalb ist der Boden im Wohnbereich nicht ganz barrierefrei. Eine Stufe liegt vor Bad und Schlafzimmer, die andere zwischen Fahrerhaus und Dinette, was dazu führt, dass eine Vierer-Crew beim Essen auf verschiedenen Höhen am Tisch hockt. Die auf den gedrehten Pilotensitzen deutlich höher als die auf der Sitzbank. Trotz der Vertikalverstellung des Tischs lässt sich das nicht immer ausgleichen. Das elektrisch absenkbare Hubbett über der Sitzgruppe ermöglicht mit den Maßen 1,20 mal 1,97 Meter und rund 1600 Euro Aufpreis zwei weiteren Campern das Übernachten.
Auf der Höhe der Zeit ist die Küche mit ihrer schicken schwarzen Mischbatterie und einem zweiflammigen Kochfeld, auf dem auch größeres Kochgeschirr Platz findet. Im Unterschrank gibt es drei Auszüge, davon ein breiterer mit Besteckfach und zwei schmalere. Rechts bietet ein dachhoher Schrank Raum für Vorräte, außerdem wird hier auf Wunsch ein Auszug mit einer Espresso-Kapselmaschine eingebaut. Kostenpunkt für beides zusammen 560 Euro. Knapp 700 Euro mehr verlangt Frankia für den 138 Liter großen, angrenzenden Kompressorkühlschrank, der seinen serienmäßigen Absorberkollegen beim Volumen um satte 54 Liter übertrifft.
Gute Platzverhältnisse herrschen im gegenüberliegenden Waschraum. Die drehbare Kassettentoilette lässt sich höchst bequem benutzen, die Beinfreiheit bei geschlossener Tür ist mehr als ausreichend. Zum Duschen lässt sich die komplette Wand samt Waschbecken um 90 Grad Richtung Toilette schwenken, dabei bleibt genügend Bewegungsraum für die Körperpflege in der holzbelegten Duschtasse. Großer Brausespaß kommt außerdem auf, weil die Druckpumpe des Now das temperierte Nass mit Elan zum Duschkopf fördert, 135 Liter Frischwasservorrat sind an Bord.
Die beiden Betten im Schlafzimmer garantieren mit hochwertigen Matratzen und Maßen von 1,92 und 1,98 Meter Länge sowie der Möglichkeit, sie mit einem Mittelpolster zum Doppelbett umzubauen, erholsame Übernachtungen. Auf beiden Fenstern gibt es Ausstellfenster, für zusätzliche Belüftung sorgt die mittelgroße Heki-Luke im Dach. Unter den Fußenden der Betten ist Raum für weiteres Gepäck und Garderobe, die an Kleiderstangen aufgehängt werden kann. Platz für Wäsche und sonstiges schaffen zwei Dachstaukästen über den Kopfkissen. Ein samtiger Vorhang, in der „Sun“-Edition ebenfalls in goldigem Orange gehalten, schützt nicht nur vor Lichteinfall oder neugierigen Blicken, sondern dämmt den Schall recht ordentlich, wenn einer der Camper die Sportschau noch bis zu Ende schauen möchte.
Optisch ist der Frankia gelungen. Außen nimmt eine ansprechende Grafik dem sieben Meter langen und gut drei Meter hohen Aufbau die Vehemenz, das grundsätzlich schwarz lackierte Fahrerhaus des Ducato verleiht ihm zusammen mit der leicht gewölbten Heckwand beinahe schon die Eleganz eines Liners. Innen wechseln sich Schranktüren und -klappen im hellen Holzdekor mit dem Grau der Korpusse ab. Farbtupfer setzen je nach Editionsversion die cordähnlichen Textilbezüge hinter den Ablagefächern. Zusammen wirkt das durchaus gediegen, aber überhaupt nicht langweilig.
Unterwegs erlaubt sich der Franke keine Auffälligkeiten. Allerdings sollte es schon der 2,3-Liter-Diesel mit 140 PS sein statt des Basismotors, der es nur auf 120 PS bringt. Denn beim Einfädeln auf die Autobahn oder beim Überholen kann dies ein wesentlicher Sicherheitsgewinn sein. Zwar treibt das die Kosten wie auch die Entscheidung für das achtstufige Automatikgetriebe weiter nach oben, aber 2500 Euro für etwa mehr Spritzigkeit und 3700 Euro für erhöhten Komfort beim Schalten sind gut investiertes Geld.
Auch der vergleichsweise hohe Grundpreis des Now rechnet sich. Denn die Verarbeitung ist bis ins Detail tadellos, selten waren wir mit einem solch klapperfrei und leise fahrenden Reisemobil unterwegs. Empfehlenswert ist auch die Wahl des größeren Tanks. Für knapp 400 Euro mehr wird der um 30 Liter größere Dieseltank eingebaut. Nicht dass der Now den Treibstoff allzu durstig verschlingen würde, 10,8 Liter sind ein guter Wert, der wohl auch davon herrührt, dass Frankia sich mit Leichtbau auskennt. Der von uns gewogene Testwagen brachte es unbeladen auf 2730 Kilogramm. Was eine weit über dem Durchschnitt liegende Zuladung ermöglicht und die Einhaltung der 3,5-Tonnen-Grenze auch bei einer vierköpfigen Besatzung verspricht. (aum)
Technische Daten Frankia Now 7.0
Länge x Breite x Höhe (m): 7,05 x 2,36 x 3,05
Radstand (m): 3,8
Motor: 4-Zyl.Diesel, Hubraum 2287 ccm, Turbolader, FWD, Aut.
Leistung: 104 kW/140 PS bei 3500/min,
Max. Drehmoment: 380 Nm bei 1500/min
Leergewicht: 2730 kg
Zuladung 770 kg
Max. Anhängelast: 2000 kg
Stehhöhe: 1,95 m
Schlaf-/Sitzplätze: 2/4
Frisch-/Abwassertank 135/95 Liter
Testverbrauch: 10,9 Liter Diesel je 100 km,
Grundpreis: 80.900 Euro
Testwagenpreis: 97.490 Euro
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Frankia Now 7.0.
Photo: Autoren-Union Mobilität/Michael Kirchberger
Frankia Now 7.0.
Photo: Autoren-Union Mobilität/Michael Kirchberger
Kastenlösung im Frankia Now 7.0.
Photo: Autoren-Union Mobilität/Michael Kirchberger
Frankia Now 7.0.
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Frankia Now 7.0.
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Frankia Now 7.0.
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Frankia Now 7.0: Hubbett.
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Grundriss: Frankia Now 7.0.
Photo: Autoren-Union Mobilität/Michael Kirchberger