Wortklauberei (3): Frust schieben

Heute wird einer der Tage sein, an deren Morgen schon klar ist, mit welchem Maß an Frust er enden wird. Denn heute findet ein „Auto-Gipfel“ statt. Zwar nur auf dem Bildschirm werden sich die Politik und die Automobilindustrie gegenübersitzen. Und was dabei herauskommt, wissen die Medien längt. So begann der Tag mit dem Morgenmagazin und Dunja Hayali und den üblichen Stichworten „Elektromobilität verschlafen“ und „Technologien von gestern“.

Nun, so eine Moderierende, die sich mit dem kompletten globalen Themenspektrum befassen muss, kann nicht alles wissen. Clevere Kollegen verbergen ihre ungesicherten Meinungen deswegen lieber hinter einem Fragezeichen. Andere lassen sich vom Mainstream so tragen, dass ihnen die professionelle Distanz fehlt. Das Thema Auto ist so eines, bei dem der Redakteur im Hintergrund und der Moderator vor der Kamera gern einmal sein berufliches Rüstzeug verdrängt. Die Versuchung, der kritischen und dennoch schweigenden Mehrheit scheinbar eine Stimme zu geben, überwältigt viele.

Bereitet es eigentlich Glückgefühle, auf der höchsten Welle des Mainstreams zu surfen? Vermutlich.

Und am Ufer sitzen ein paar Kollegen und können nur zuschauen. Abends werden sie ihre Hinweise vergeblich wiederholen: Die Automobilindustrie hat die Elektromobilität nicht verschlafen, sondern realistisch eingeschätzt. Wäre es anders, müsste nicht mit rund 10.000 Euro gelockt werden. Und: Der Verbrenner ist die Technologie der Zukunft dieser und der nächsten Generation. Wir brauchen allerdings andere Kraftstoffe.

Das wäre doch mal ein schönes Thema, Frau Hayali, etwas mit Zukunft, Technologie und globaler Bedeutung. (ampnet/Sm)


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Peter Schwerdtmann.

Peter Schwerdtmann.

Foto: Auto-Medienportal.Net