Wortklauberei (28): Platz da für den Pflegedienst!
19. Mai 2022 Von Peter Schwerdtmann, cen
Aber wer hat hier eigentlich festgelegt, was in diesem Fall das „Gemeinwohl“ ist. Definieren das die Bewohner der paar Wohnungen im Innenstadtbereich, die Pendler, die dort fürs Brutto-Sozialprodukt kämpfen oder die Shopper, die den Innenstadthandel am Leben und nicht auf die „grüne Wiese“ ausweichen sollen? Und was ist mit den mehr als 30.000 Studenten, die nicht alle nahe der Albert-Ludwigs-Universität wohnen können und zwischen den Uni-Lokalitäten wechseln müssen. Was ist, wenn die sich auf einmal ihrer Zahl bewusst werden und sich selbst als Gemeinwohl begreifen? Bekommen sie von der Stadt Entschädigung, weil sie nicht dort parken können, wo es bei ihrer Tätigkeit angemessen bequem und betriebswirtschaftlich richtig wäre?
Warum müssen wir, die wir auf dem flachen Land leben und in den Zentren arbeiten, eigentlich mit schlechtem Gewissen in unsere Autos steigen? Sollten nicht eher die Stadtplaner im Büßergewand herumlaufen, weil sie dem Individualverkehr seit Jahrzehnten den Lebensnerv abzuschneiden versuchen?
Es ist eben vieles eine Frage des Blickwinkels. Und unsere Gesellschaft scheint sich dafür entschieden zu haben, dass das Glück der Erde in Homeoffice, Nebenerwerbs-Landwirtschaft, Internethandel und Fernuniversität zu suchen ist. Mal sehen, wie lebendig unsere Städte in Zukunft noch sein werden. Zu unserem Demographie-Wandel jedenfalls passt die Bewegung. Die Pflegedienste werden nicht lange nach einem Parkplatz suchen müssen. (Peter Schwerdtmann, cen)
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