Fahrbericht Yamaha Tracer 9 GT+: Weltneuheit an Bord

Das gab es noch nie bei Yamaha – und auch bei keinem anderen Motorradhersteller: Die neue Tracer 9 GT+ kommt serienmäßig mit adaptivem Tempomat (ACC) samt radargestützter Kombibremse. Letztere macht den Unterschied aus zu vergleichbaren Systemen bei BMW und Ducati. Yamaha spricht von einer Weltneuheit und preist das neue Topmodell der Tracer-9-Familie als „ultimativen Sport Tourer“. Auch das Wort Premium fällt.

In der Tat macht die neue Hightech-Ausstattung bei der ersten offiziellen Testfahrt auf Sardinien einen famosen Job: Unaufdringlich, aber effektiv. Wie es sich für moderne Assistenzsysteme gehört. Das neue Kombibremssystem (Unified Brake System, UBS) ist an besagtes Radarsystem und an die Sechs-Achsen-Sensormesseinheit der Tracer 9 GT+ gekoppelt. Radargestützt analysiert es permanent die Folgeabstandsdaten des so genannten Millimeterwellen-Radars, das Yamaha relativ unscheinbar in die Front integriert hat.

Bremst der Fahrer, errechnet das System in Millisekunden den Abstand zum Hindernis. Erscheint dem UBS die Bremsintensität als zu zögerlich, erhöht es blitzschnell den Bremsdruck am Vorder- und am Hinterrad. Das geschieht spürbar, aber fein dosiert. So erspart die Technik System dem Fahrer den Schreckmoment, da passiere etwas ohne sein Zutun oder Wissen. Die restliche Arbeit erledigt das System im Verborgenen. Betätigt der Fahrer beispielsweise nur die Vorderradbremse, bremst die Hydraulikeinheit automatisch auch das Hinterrad mit ab. Verzögert der Fahrer nur hinten, wird gegebenenfalls auch die vordere Bremse aktiviert, um die bestmögliche Verzögerung zu erreichen und eine drohende Kollision zu vermeiden. Die erforderliche Bremskraft in Schräglage passt die Kurvenbremskontrolle im Zusammenspiel mit IMU und UBS automatisch an. Ein willkommenes Sicherheitsplus.

Wichtig zu wissen: „Es handelt sich bei dem Kombibremssystem nicht um ein Kollisionsvermeidungs- oder echtes Notbremssystem bis zum Stillstand, wie man es von Autos kennt“, erklärt Yamaha-Sprecher Marvin Eckert. Bedeutet: Das System hält die Augen für den Fahrer offen und unterstützt, anhalten muss er aber selber. Logisch auf zwei Rädern. Dafür funktioniert der adaptive Tempomat wie im Auto: Per Taste wird die Radareinheit aktiviert und das gewünschte Tempo eingestellt. Die ACC sorgt dann für einen konstanten Abstand zum Vordermann, indem sie selbstständig verzögert – erst per Motorbremse, dann per Bremseingriff – oder halt beschleunigt und sich so ans gefahrene Tempo anpasst. Vier Balken signalisieren dabei die frei wählbare Entfernung. Alles soweit bekannt und gelernt.

Im vorgegebenen ACC-Tempokorridor von 30 bis 160 km/h funktioniert das alles tadellos. Blinken interpretiert das System als Überholvorgang, also beschleunigt es automatisch, sollte das Zieltempo noch nicht erreicht sein. Sanfter zwar, als würde man selbst am Gasgriff drehen, aber merklich und konsequent. Gangwechsel toleriert der adaptive Tempomat, ohne den Dienst zu quittieren; das Betätigen einer der beiden Bremsen kappt den ACC-Modus. All das passiert sehr harmonisch und ist bei zäh fließendem Landstraßenverkehr oder auf langen Autobahnetappen eine angenehme, zeitgemäße Unterstützung.

Der bewährte CP3-Motor leistet auch in der 9 GT+ fulminante 119 PS und 93 Newtonmeter. Der Durchzug des Dreizylinders ist famos, das Ansauggeräusch eine Soundshow. Der verstellbare Windschild schirmt den Fahrer nahezu komplett vom Fahrwind ab. Bei leichtem bis mittleren Regen bleiben Schultern und Brust erfreulich lange trocken. In die seitlich öffnenden Koffer passt dank der relativ ausladenden Form ein Integralhelm.

Die Ausstattung der Tracer 9 GT+ ist üppig: LED-Beleuchtung samt LED-Kurvenlicht, optimiertes Quick-Shift-System für kupplungsfreies, schnelles Schalten rauf und runter, voll einstellbares, semi-aktives Fahrwerk, Heizgriffe, Kofferset (30 Liter rechts und links), Hauptständer – alles dabei. Das neue Sieben-Zoll-Farbdisplay lässt sich über die kostenfreie „Yamaha My Ride“-App mit dem Smartphone vernetzen. Für eine monatliche Rate kann man alternativ vollflächig mit der Garmin-App navigieren. Auch das ist ein Novum innerhalb der Tracer-Familie.

Die Sitzbank hat Yamaha neu geformt. Sie ist jetzt seitlich etwas schmaler geschnitten, dadurch kommt man besser mit den Füßen auf den Boden. Die Polsterung ist eher hart, aber durchaus langstreckentauglich. Trotz der komplexen Technik ist die Tracer 9GT+ ein angenehm unkompliziertes Bike. Fahrbereit wiegt sie 223 Kilogramm (ohne Koffer) – das ist nicht gerade wenig, aber voll okay für ein Sport-Touring-Bike in dieser Leistungsklasse, erst recht, wenn die athletische Ausstrahlung nicht darunter leidet. Der Testverbrauch auf Sardinien lag erfreulicherweise unter der offiziellen Herstellerangabe: 5,0 Liter stehen im Datenblatt, 4,9 Liter errechnete der Bordcomputer.

Neu im Tracer-9-Programm ist die Lackierung „Pastel Dark Grey“ mit kupferfarbenen Akzenten. Dazu gibt es für die GT+ die bewährte „Icon Performance“-Lackierung mit blauen Rädern. Drei voreingestellte Fahrmodi gibt Yamaha seinem neuen Topmodell mit auf den Weg: Street, Sport und Rain. „Custom“ steht als individuelle, vierte Option bereit und erlaubt unter anderem Eingriffseinstellungen für Schlupfregelung, Traktionskontrolle und die elektronisch gesteuerte Federung. Marktstart soll im Sommer 2023 sein. (cen/rfb)

Daten Yamaha Tracer 9 GT+

Antrieb: 3-Zyl-Reihenmotor, 890 ccm, Kette, 6 Gänge
Leistung: 88 kW / 119 PS bei 10 000 U/min
Max. Drehmoment: 93 Nm bei 7000 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 218 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: k.A.
Tankinhalt: 18,7 Liter
Sitzhöhe: 820-835 mm
Gewicht: 223 kg (fahrbereit)
Normverbrauch: 5,0 l/100 km
CO2-Emissionen: 116 g/km
Testverbrauch: 4,9 l/100 km
Bereifung: 120/70-17 (v.), 180/55-17 (h.)
Preis: ab 16.899 Euro (+ NK)


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Yamaha Tracer 9 GT+.

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Foto: Autoren-Union Mobilität/Yamaha


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