Praxistest Harley-Davidson Nightster Special: Sportster neu definiert

„Sportster?“ fragt der niederländische Tourist an der Tankstelle. „Nein, Nightster. Die Sportster sieht jetzt anders aus“, lautet die Antwort. Dennoch haben beide Modelle etwas gemeinsam: Harley-Davidson führt die eine wie die andere als einzige unter der Typenrubrik „Sport“ und wie früher die Sportster stellt nun die Nightster den Einstieg in den Motorradmythos aus Milwaukee dar. Und der Hersteller selbst spricht davon, dass die Nightster die Sportster-Erfahrung „für eine neue Generation von Fahrern neu definiert“. Das sind große Worte für das kleinste Pferd im Stall.

Aber ganz aus der Luft gegriffen ist das forsche Marketinggerede nicht: Die Nightster kann mehr denn je auch Biker begeistern, die mit Choppern und Cruisern aus den USA ansonsten eher weniger anfangen können. Das liegt vor allem an zwei Dingen. Da ist zum einen das tolle Handling und zum anderen der wassergekühlte Motor. Der Revolution Max bringt mit 975 Kubikzentimetern nur halb so viel Hubraum mit wie die mächtigsten Dinger der Kultmarke, hat es aber ebenfalls faustdick hinter den Ohren.

Eingefleischte H-D-Fans und Traditionalisten mögen die Nase rümpfen, alle anderen dürfen sich am munteren Triebwerk erfreuen. Die 90 PS hängen extrem gut am Gas und auch der Sound wird trotz Flüssigkeitskühlung den Erwartungen an eine Harley gerecht. Unter den rechtsseitigen silbernen Blenden stecken die Steuerketten, während die Zylinder links schwarz lackiert sind und keine Abdeckung tragen.

Ab 3000 Umdrehungen in der Minute liegt ausreichend Druck an. Mehr als 5000 Touren braucht es in der Regel nicht, wenn die Drehmomentspitze erreicht ist und im letzten Gang knapp 150 km/h auf dem Digitaltacho stehen. 500 Umdrehungen später holt der 60-Grad-V2 nochmal etwas tiefer Luft. Die Spitzenleistung wird bei 7500 Um/min abgerufen, der rote Bereich beginnt 1500 Umdrehungen später Die Sprünge in den drei Fahrmodi Rain, Road und Sport sind deutlich spürbar, wobei vor allem letzterer die 90 PS voll beeindruckend auskostet. Obendrein gibt es noch die Option auf zwei individuelle Custom-Konfigurationen.

Die Nightster überrascht mit einem famosem Handling. Trotz des mächtigen 19-Zoll-Rads gleitet sie mit tänzerischer Leichtigkeit übers Aspahltparkett und schiebt sich lässig durchs Kurvengeläuf.

Der 11,7-Liter-Tank liegt unter der Sitzbank und senkt so den Schwerpunkt. Da der Fahrersattel nur zu einer Seite hochklappte, sollte die Zapfsäule möglichst immer rechts liegen. Einziges kleines Ärgeniss ist der Krümmer des hinteren Zylinders. Trotz Hitzeschilds grillt er – vor allem beim Ampelstopp – gerne die rechte Kniekehle. Und optisch etwas misslungen wirkt der weite Bogen, den die vordere Bremsleitung und das Kabel für den Raddrehzahlsensor schlagen. Apropos Bremsen: Sie dürften gerne etwas weniger soft zum Druckpunkt kommen und mehr Biss zurückmelden.

Das Vier-Zoll-Rundinstrument „hängt“ unter der Lenkerklemme, was gut zu dem sportlichen Charakter passt. Den dynamischen Anspruch unterstreichen ebenso die geschlitzte (und leicht abnehmbare) Lampenmaske und die am Lenkerende angebrachten Rückspiegel. Die Menüführung der Funktionstasten ist rasch verinnerlicht und der serienmäßige Tempomat ebenfalls einfach zu bedienen. Reifendruck und Batteriespannung können ebenso abgerufen werden wie die Öltemperatur, zudem lässt sich der Bildschirm zum Navigieren und Musikhören via Bluetooth mit dem Smartphone verbinden, ein USB-Anschluss ist ebenfalls vorhanden und unauffälig, aber gut erreichbar platziert. Die Handhebel sind fünffach einstellbar.

Das S für Special steht gegenüber der Standardversion für den serienmäßigen Soziussitz, das Speed Screen, die Cruise Control, die Zusatzfahrmodi und die Felgen mit 14 gekreuzten Gussspeichen sowie das bluetoothfähige Display. Ein Griffheizungsschalter ist vorgerüstet.

Die Nightster ermöglicht auch A2-Führerscheininhabern am Mythos Harley-Davidson teilzuhaben und stellt Motorradneulinge nicht vor allzu große Herausforderungen. Alte Hasen widerum dürfen ihre Freude am superben Handling haben und ganz schnell vergessen haben, dass hier eigentlich ein Chopper am Werke ist. (cen/jri)

Daten Harley-Davidson Nightster Special

Antrieb: V2, 975 ccm, flüssigkeitsgekühlt, Riemen, 6 Gänge
Leistung: 66 kW / 90 PS bei 7500 U/min
Max. Drehmoment: 95 bei 5750 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: k.A.
Tankinhalt: 11,7 Liter
Sitzhöhe: 715 mm
Gewicht: 225 kg (fahrfertig)
Normverbrauch: 5,5 l/100 km
CO2-Emissionen: 128 g/km
Bereifung: 100/90 R19 (v.), 150/80 R 16 (h.)
Preis: 17.595 Euro


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Harley-Davidson Nightster Special.

Harley-Davidson Nightster Special.

Foto: Autoren-Union Mobilität


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Harley-Davidson Nightster Special: Der Tank steckt unter der Sitzbank.

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