IAA 2023: Gute Stimmung, mehr Besucher und Chance für eine Neuauflage

Die IAA Mobility 2023 stand zunächst unter keinem guten Stern: Absagen namhafter Autohersteller, Protestankündigungen von Klimaschützern, verkleinerte Pavillons und Ausstellungsflächen auf Druck der Münchener Stadtregierung. Nachdem die Messe am Sonntag ihre Pforten geschlossen hat, ist klar: Sie war – wider Erwarten – ein Erfolg. Über 500.000 Besucher haben den Open Space, die offene Ausstellungsflächen in der Innenstadt besucht, 100.000 mehr als vor zwei Jahren.

Allein am Samstag waren laut ausrichtendem Verband der Automobilindustrie bei strahlendem Sonnenschein 100.000 Besucher gekommen. Ein Drittel der Interessierten waren insgesamt aus dem Ausland angereist. Die laut Polizei rund 2500 Gegendemonstranten konnten den Besucherstrom nicht wirklich bremsen. Lediglich der Mercedes-Pavillon im Hof der Residenz war für zwei Stunden für das Publikum gesperrt, weil sich Protestierer mit einem Transparent an die Fassade gehängt hatten.

VDA-Präsidentin Hildegard Müller und die Chefs der Münchener Messe, Stefan Rummel und Reinhard Pfeiffer, werten die IAA Mobility 2023 naturgemäß als vollen Erfolg. Auch die meisten Aussteller scheinen zufrieden: Das Konzept sei aufgegangen, heißt es bei den großen Autoherstellern. Obwohl man zunächst Zweifel hatte, ob sich der Aufwand lohnt, in den Messehallen und in der Innenstadt präsent zu sein. Denn in diesem Jahr war die IAA geteilt: Der Businessbereich in der Messe München war für Fachbesucher und Journalisten gedacht, der Open Space in der City fürs breite Publikum. 3700 akkreditierte Journalisten aus 82 Ländern haben die IAA in diesem Jahr besucht.

Einige der 750 Aussteller aus 38 Ländern hatten Stände auf beiden Flächen, in den fünf IAA-Hallen in München Riem und im Open Space. Kleinere Unternehmen und Start-ups hatten sich entschieden, nur in den Messehallen präsent zu sein, um potentielle Kunden zu treffen.

Im Fokus standen in diesem Jahr vor allem die chinesischen Autohersteller, die den etablierten deutschen Marken den Kampf angesagt haben: Forthing, Leapmotor und Xpeng waren mit kleineren Ständen präsent. Mehr Fläche hatte MG und mit dem Cyberster einen echten Hingucker gezeigt. Der elektrische Sportwagen soll im nächsten Jahr auf den Markt kommen. Opel beispielsweise zeigte mit der Studie Experimental, wohin die Reise in Sachen Design in Rüsselsheim geht.

Unübersehbar war der Auftritt von BYD mit großen Ständen in der Messe und in der City. In China mittlerweile Marktführer vor VW, zeigte der Autokonzern die Mittelklasselimousine Seal U und den Denza D9, einen Luxusvan, der elektrisch oder als Plug-in-Hybrid angeboten wird. BYD baut gerade ein deutschlandweites Händlernetz auf. Bestseller der Marke wird hierzulande sicher der Dolphin, ein kompaktes Elektroauto im Stil des VW ID 3, allerdings mit einem Preis ab 31.000 Euro (ohne Förderung) – also rund 10.000 Euro günstiger als der Volkswagen. Entstanden ist die Automarke aus einem Batteriehersteller, der im Dolphin Lithium-Eisenphosphat-Batterien einsetzt. Sie sollen sicherer sein als Lithiumionen-Akkus.

Dass die deutschen Hersteller den Preiskampf annehmen, macht BMW klar: Der neue elektrische Mini soll mit rund 32.000 Euro deutlich günstiger werden als das aktuelle Batterie-Modell. Audi gab einen Ausblick auf den Q6, sein neues batterieelektrisches SUV, das sich die Plattform mit dem nächsten Porsche Macan teilen wird. Mercedes zeigt neben der Studie der nächsten Generation CLA auch die jüngst vorgestellte neue E-Klasse.

In den Messehallen sorgte eine Aktivistin von Greenpeace mit ihrem Protest unfreiwillig für eine Demonstration schwäbischer Wertarbeit. Sie stellte sich mit einem Plakat („The party is over“) auf die neue E-Klasse. Ein Polizist stellte sich daneben und brachte die Frau zurück auf die Erde. Das Glasdach des Mercedes widerstand dem Gewicht klaglos und ließ sich nach dem Vorfall – unter dem Applaus der Messebesucher – problemlos öffnen.

Ein Publikumsmagnet in der City war zweifellos der Porsche-Pavillon in Form eines 911. Lange Schlangen bildeten sich, um das Jubiläums-Modell 911 S/T von außen und innen zu bewundern. BMW weckte nicht weniger Interesse mit seiner Studie eines künftigen 3er, dem Vision Neue Klasse. Während das auf 1963 Stück limitierte Sondermodell aus Stuttgart von einem 525-PS-Boxermotor angetrieben wird, war die Vision Neue Klasse als Batterieauto zu sehen. Doch wie Mercedes bei ihrer CLA-Studie halten sich auch die Bayern die Möglichkeit offen, das neue Modell als Benziner und Diesel anzubieten.

Die Elektrifizierung nicht genügend voranzutreiben, das kann man den deutschen Autobauern und Zulieferern dennoch nicht vorwerfen. Derzeit wird vor allem an sparsameren Elektroantrieben gearbeitet: Mercedes will mit der nächsten Kompaktklasse die Batteriespannung auf 800 Volt erhöhen und den Verbrauch auf zwölf Kilowattstunden pro 100 Kilometer senken. Auch BMW versprach 30 Prozent weniger Verbrauch und 20 Prozent mehr Reichweite.

ZF bietet für sparsamere Antriebe bereits den richtigen Elektromotor an: Der Verbrauch soll durch den neuen magnetfreien Elektromotor um 15 Prozent sinken, der CO2-Fußabdruck bei der Herstellung sogar um 50 Prozent, weil keine Seltenen Erden mehr verwendet werden.

Mahle hat einen ebenfalls magnetfreien Elektromotor im Programm, der eine hohe Dauerleistung abgeben kann ohne zu überhitzen. Damit eignet sich der SCT-E-Motor für Sport- und Rennwagen ebenso wie für Lkw, die Gebirgspässe überwinden müssen.

Brose zeigte auf einem Stand in der Innenstadt, dass sich E-Mobilität nicht nur auf vier Rädern durchsetzt. Für einen der weltweit größten Zweiradhersteller produziert Brose in Indien einen Elektroantrieb für Motorroller. Das Endprodukt, eine Art Vespa mit E-Antrieb und Steuerelektronik von Brose, könnte man sich auch auf der Leopoldstraße vorstellen.

Die Liste der Highlights ließe sich beliebig fortsetzen. Ob es 2025 eine Wiederauflage der IAA Mobility in München geben wird, steht zwar noch nicht fest. „Für die IAA Mobility sind wir in guten und konstruktiven Gesprächen mit der Messe München GmbH“, sagte VDA-Präsidentin Müller. Viele der Aussteller verlassen München jedenfalls mit einer positiven Stimmung. (cen/gr)


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IAA Mobility 2023.

IAA Mobility 2023.

Foto: Autoren-Union Mobilität/VDA/IAA Mobility


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IAA 2023: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, Konzernchef Arnd Franz, Bundeskanzler Olaf Scholz, Bundesverkehrsminister Volker Wissing und VDA-Präsidentin Hildegard Müller am Mahle-Stand.

IAA 2023: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, Konzernchef Arnd Franz, Bundeskanzler Olaf Scholz, Bundesverkehrsminister Volker Wissing und VDA-Präsidentin Hildegard Müller am Mahle-Stand.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Mahle


IAA Mobility 2023: XEV Yoyo.

IAA Mobility 2023: XEV Yoyo.

Foto: Autoren-Union Mobilität/XEV


IAA Mobility 2023: Denza D9.

IAA Mobility 2023: Denza D9.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Walther Wuttke


IAA Mobility 2023: Leapmotor C10.

IAA Mobility 2023: Leapmotor C10.

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IAA Mobility 2023.

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IAA Mobility 2023: BMW-Chef Oliver Zipse und VDA-Präsidentin Hildegard Müller.

IAA Mobility 2023: BMW-Chef Oliver Zipse und VDA-Präsidentin Hildegard Müller.

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