Fahrbericht Ora Funky Cat GT: Möchtegern-Sportler mit Spaßmacher-Bonus

Große Freude bei Ora: Der Funky Cat, erster Stromer der Elektro-Submarke von Great Wall Motor, hat in Deutschland einen erfolgreichen Start hingelegt. Erst seit Mai auf dem Markt, hat der deutsche Importeur inzwischen mehr als 3000 Autos zugelassen, allein 2000 davon im August. „Damit sind wir zurzeit die erfolgreichste chinesische Marke in Deutschland“, freut sich Marketing-Sprecher Christian Andersen. Jetzt legen sie noch einmal nach, mit dem Funky Cat GT. Das verheißungsvolle Buchstabenkürzel weckt jedoch Erwartungen, dem das „flippige Kätzchen“ mit Kulleraugen-Optik nicht ganz gerecht wird.

Denn die Extra-Portion Power oder Sportlichkeit, die das Kürzel üblicherweise suggeriert, bleiben Motor und Antrieb hier schuldig. Die E-Maschine leistet nach wie vor 126 KW (171 PS), keinen Fitzel mehr als die Basisversion und auch die Performance-Daten sind entsprechend identisch: Mit maximal 250 Nm Drehmoment aus dem Stand geht’s in 8,2 Sekunden auf Tempo 100 und bei 160 km/h wird abgeriegelt. Auch Fahrwerk, Lenkung, Getriebeabstimmung, Rad-Reifengrößen bleiben unverändert. Das GT bezieht sich allein auf optische Elemente und Zusatzausstattungen. Und auch die offenbaren sich erst auf den zweiten Blick.

Am deutlichsten noch in der Front- und Heckansicht. Vorne fallen im Vergleich die größeren Lufteinlässe in Wabenoptik im Stoßfänger ins Auge – die ein E-Auto zwar gar nicht braucht, aber etwas aggressiver sieht es damit nun mal aus. Und hinten prangt ein Dachspoiler mit rot gerahmten GT-Aufdruck, der sich auch im roten Inlay der Frontschürze wiederfindet, und vier rote Streben deuten einen Heckdiffusor an. Rote Akzente finden sich außerdem in den Speichen der 18-Zoll-Leichtmetallfelgen und Bremssättel. Und auch im Innenraum sind Teile des Armaturenträgers und Lenkrads ebenso wie die Schultern der Sitzlehnen mit rotem Leder(imitat) bespannt. Rote Nähte, Gurte und GT-Prägungen auf den Kopfstützen runden das rot-gleich-Sport-Szenario ab. Nur bei der Lackierung wechselt der chinesische Stromer die Stilrichtung und wählt ein mauscheliges „Meteorite Grey“ als exklusive Außenfarbe.

Doch auch technisch gibt es Besonderheiten, die nur im GT zu finden sind. So wird im Vergleich zur bisherigen Funky Cat-Topausführung „400 Pro+“ die ohnehin bereits üppig ausgestattete Assistenz-Armada um einen Autobahnassistenten, der beim Blinken automatisch die Spur wechselt, sowie einem vorderen Querverkehrsassistenten mit Notbremsfunktion ergänzt. Damit wirft den 4,24 Meter langen und 1,83 Meter breiten Stromer nichts mehr aus der Bahn, was angesichts der bereits verbauten rund 20 elektronischen Helferchen allerdings auch schon bisher kaum möglich ist. Für Komfort sorgt ein sechsfach elektrisch verstellbarer Fahrersitz und ein vierfach elektrisch verstellbarer für den Fahrer, beide inklusive Belüftung, Heizung und Massage.

Und auch ein Spaßmacher ist exklusiv dem GT vorbehalten: der Launch-Control-Modus. Wer mit beiden Füßen gleichzeitig Brems- und Fahrpedal runtertritt und dann den linken Fuß lüpft, erlebt einen Beschleunigungs-Zoom, der das Blut zu Kopfe steigen lässt und tatsächlich einem ausgewachsenen Sportwagen zur Ehre gereicht. Allerdings ist bei solchen sportlichen Spielchen die 63 kWh-Batterie (netto: 59 kWh) schnell leer gesaugt, die beim GT im Vergleich zu seinen Baureihen-Brüdern mit gut 400 Kilometern nach WLTP-Norm ohnehin schon 20 Kilometer geringer ausfällt. Und das bei leider ebenso unverändert niedriger Schnellladeleistung, die mit maximal 67 kW und 48 Minuten für eine Akkufüllung von 15 auf 80 Prozent diesen Namen im Grunde nicht verdient.

Ansonsten bringt der Funky Cat GT schon von Haus aus alles mit, um flott und und schnell unterwegs zu sein. Der Elektromotor hat keine Mühe den knapp 1600 Kilogramm schweren Stromer jederzeit munter voranzutreiben. Der Tritt aufs Fahrpedal erzeugt den elektrotypisch ansatzlosen Antritt. Die Akkupacks im Fahrzeugboden sorgen dabei für einen tiefen Schwerpunkt, mit dem das schnurrende Kätzchen sicher und stabil durch die Kurven fegt. Das Fahrwerk ist eher auf Komfort getrimmt, bügelt Dellen und Buckel im Asphalt konsequent aus. Die Lenkung darf gerade für einen sportlicher positionierten GT gerne einen Tick direkter sein, wirkt auch im Fahrmodus Sport etwas synthetisch. Man darf gespannt sein, wie der neue vollelektrische Mini Cooper SE, der auf der gleichen Plattform aufbauen wird, allerdings mit 160 kW (218 PS) starker E-Maschine, damit sein markentypisches Go-Kart-Feeling umsetzt. Die Rekuperation lässt sich in drei Stufen einstellen, es gibt außerdem einen One-Pedal-Driving-Modus, in dem das Auto allein durch Gas-Weg-Nehmen zum Stillstand kommt.

Eine Topversion gibt’s selbstverständlich nur zum Top-Preis. Stolze 49.490 Euro verlangt Ora für seinen Funky Cat GT, 2000 Euro mehr als für das bisherige Spitzenmodell 400 Pro+. Klingt viel, ist auch viel, doch angesichts der hochwertigen Materialauswahl und Verarbeitung sowie der technischen Vollausstattung, die es zusammen gerechnet beim Wettbewerber kaum günstiger gibt, nicht übertrieben. Auch wird die Frage sein, was der neue Elektro-Mini an Bord haben wird. Dessen Topversion startet im höchsten „JCW Trim“ ab 45.060 Euro. (cen/fw)

Daten Ora Funky Cat GT

Länge x Breite x Höhe (m): 4,24 x 1,85 x 1,60
Radstand (m): 2,65
Antrieb: E-Motor, Frontantrieb, Automatik
Max. Leistung: 126 kW / 171 PS bei 5500 U/min
Max. Drehmoment: 250 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 8,2 Sek.
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 16,8 kWh
Batteriekapazität: 63,1 kWh (59,3 kWh netto)
WLTP-Reichweite: 400 km
Leergewicht / Zuladung: min. 1655 kg / max. 315 kg
Kofferraumvolumen: 228–858 Liter
Basispreis: 49.490 Euro


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Ora Funky Cat GT.

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Foto: Autoren-Union Mobilität/Frank Wald


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