Strafzölle gegen China-Autos: VW dagegen, Frankreich handelt

Volkswagen kritisiert die Pläne der EU-Kommission, den Import von Elektroautos aus China zu beschränken: „Ich halte nichts von Strafzöllen und Einfuhrbeschränkungen“, sagte der Chef der Marke VW, Thomas Schäfer, am Rande der Präsentation des neuen Tiguan in Wolfsburg. Das Unternehmen sieht die zunehmende Konkurrenz aus China in Europa offenbar nicht als Bedrohung: „Wir sind für offene Märkte.“

Die EU-Kommission prüft derzeit, ob sie die Importe von chinesischen Elektroautos beschränken soll. „Der Preis dieser Autos wird durch riesige staatliche Subventionen künstlich gedrückt – das verzerrt unseren Markt“, sagte Kommissionspräsidenten Ursula von der Leyen vor dem Europaparlament. China weist diesen Vorwurf zurück und warnt vor einem Wirtschaftskrieg. Derzeit kommen acht Prozent der neuen Elektroautos in Europa aus China. Die EU-Kommission schätzt, dass es in zwei Jahren 15 Prozent sind.

Vor allem Frankreich macht Druck, den schnell wachsenden Importen aus China einen Riegel vorzuschieben. Gleichzeitig geht die französische Regierung einen eigenen Weg und will noch in diesem Jahr einen Gesetzentwurf vorlegen, der den CO2-Fußabdruck bei der Förderung von Elektroautos berücksichtigt. Dabei soll einfließen, wieviel CO2 bei Produktion und Transport des Autos entsteht. Damit hätten Autos aus China kaum noch eine Chance auf eine staatliche Prämie.

Allerdings könnte der Schuss auch nach hinten losgehen. Denn auch Elektroautos aus europäischer Produktion könnten aus der Förderung herausfallen, wenn ihre Batterien aus China kommen – was nicht selten der Fall ist: „Eine solche Fahrzeugbatterie aus China trägt einen CO2-Rucksack von fünf Tonnen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Autozulieferers Mahle, Arnd Franz im Gespräch mit dem Auto-Medienportal.net.

Die Fertigung der Batteriezellen ist sehr energieintensiv. Wird diese Energie aus Kohle, Öl oder Gas gewonnen, fällt dabei tonnenweise CO2 an. In China kommt über 60 Prozent des Stroms aus Kohlekraftwerken. Etwa eine halbe Tonne CO2 verursacht der Seeweg nach Europa pro Fahrzeug. Das bedeutet: Ein Elektroautos aus China wird erst nach 40.000 bis 50.000 Kilometern klimaneutral – wenn es in Europa mit Ökostrom betrieben wird. Sonst dauert es noch länger.

VW-Chef Thomas Schäfer findet es grundsätzlich positiv, wenn bei der Förderung von Elektroautos der CO2-Fußabdruck der Produktion einbezogen sind: „Langfristig macht das Sinn.“ Volkswagen verspricht zwar, den Kunden seine Elektrofahrzeuge klimaneutral zu übergeben. Doch noch muss der CO2-Ausstoß bei der Fertigung über Zertifikate kompensiert werden. Denn: „Derzeit kommen die meisten Batterien noch nicht aus Europa“, gibt Schäfer zu bedenken. Volkswagen, BMW und Mercedes sind erst dabei, eigene Zell-Fertigungen in Europa aufzubauen. Bis dahin ist die europäische Industrie auf Importe solcher Zellen aus Asien angewiesen.

Welche Folgen die französischen Pläne für die europäischen Autohersteller haben, ist also noch unklar. In Frankreich bekommen Käufer von E-Autos eine Prämie von 7000 Euro, wenn das Fahrzeug unter 47.000 Euro kostet und weniger als 2,4 Tonnen wiegt. Damit sind preiswerte chinesische E-Fahrzeuge wie der MG 4 oder der BYD Dolphin förderberechtigt und werden entsprechend oft nachgefragt. Das meistverkaufte Elektroauto in Frankreich und das billigste in Deutschland ist jedoch der Dacia Spring. Der wäre ebenfalls von den neuen Regeln betroffen. Denn die rumänische Renault-Tochter Dacia lässt den Spring in China fertigen. Auch Tesla importiert Fahrzeuge aus chinesischer Produktion.

Die französische Regierung verhandelt derzeit mit Tesla über die Ansiedlung einer Fabrik. Auch der chinesische Hersteller BYD, der einen Produktionsstandort in Europa sucht, soll nach Frankreich gelockt werden. Dort könnten Antriebsbatterien dann mit CO2-neutralem Atomstrom gebaut werden. BYD hat auch das Ford-Werk im Saarland ins Auge gefasst. (cen/gr)


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Bilder zum Artikel

Elektromobilität.

Elektromobilität.

Foto: Autoren-Union Mobilität


BYD Dolphin.

BYD Dolphin.

Foto: Autoren-Union Mobilität/BYD


Dacia Spring.

Dacia Spring.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Dacia