Interview Wayne Griffiths: „Konkretes Projekt für ein elektrisches Stadtauto“

Der Erfolg von Cupra nährt Spekulationen, die spanische Schwestermarke Seat stünde vor dem Aus. Markenchef Wayne Griffiths will davon nichts wissen. Im Gegenteil: Seat soll künftig für die elektrische Einstiegsmobilität stehen. Ein Leichtfahrzeug à la Microlino oder Opel Rocks-e steht in den Startlöchern, verrät der Automanager im Interview mit Chefredakteur Guido Reinking von der Autoren-Union Mobilität. Schon bald soll eine erste Idee präsentiert werden, wie Seat junge Kunden auch im Zeitalter des Elektroautos mobil halten will.

Wir sitzen hier in der neuen Cupra Garage in Berlin am berühmten Tacheles. Sieht eher aus wie ein Club als wie ein Autohaus. Wie muss man sich den typischen Cupra-Kunden vorstellen, der hier reinkommt?

„Er oder sie ist jung, etwa 15 Jahre jünger als der Industriedurchschnitt. Das ist eine neue Generation, die eine andere Marke sucht als die der Eltern oder Großeltern. Der Cupra-Kunde braucht keine Bestätigung über Status-Symbole, Prestige, Luxus, Tradition, Heritage. Er sucht Design, Emotionen, zeitgenössische Werte wie null Emissionen und Umweltfreundlichkeit.“

Wie wird künftig das Verhältnis von Cupra und Seat sein? Seat sei als Automarke ein Auslaufmodell, war zu lesen. Stimmt das?

„Beide Marken sind für unser Unternehmen wichtig. Seat konzentriert sich auf Verbrenner und Hybrid, Cupra stärker auf die E-Mobilität. Ich bin unendlich froh, dass wir beide Marken und beide Technologien im Haus haben in diesen ungewissen Zeiten.“

Haben denn Verbrenner und Hybride gegenüber dem batterieelektrischen Auto noch eine Zukunft?

„Die E-Mobilität kommt doch ein bisschen langsamer als wir das alle geglaubt haben. Das zeigen die jüngsten Zahlen. In dieser Phase des Übergangs muss man beides haben.“

Wie ist denn das Verhältnis Seat Cupra geschäftlich? Hat Cupra schon überholt?

„Seat hat im ersten Halbjahr fast 20 Prozent mehr Autos ausgeliefert. Cupra wächst noch rasanter – um 59 Prozent. Wir haben seit 2018 schon 400.000 Cupra verkauft, sind zur schnellst wachsenden Marke im VW-Konzern geworden. Inzwischen macht Cupra fast die Hälfte des Verkaufsvolumens beider Marken aus, aber deutlich mehr vom Ergebnis. Und das brauchen wir, um die Elektrifizierung zu finanzieren.“

Seat hat sehr junge und weibliche Kunden. Wo ist der Unterschied zu Cupra?

„Cupra ist ganz anders als Seat positioniert, preislich höher. Die Kunden haben einen anderen Anspruch an Design, Leistung und Größe. Cupra bietet eher die größeren Autos wie Formentor oder Terramar an, der 2024 kommt. Der Schwerpunkt von Seat liegt bei den kleineren Modellen. Seat und Cupra sind zwei Marken mit unterschiedlichen Zielgruppen. Es gibt da keine Kannibalisierung. Und Seat ist immer noch die Marke mit den jüngsten Kunden im VW-Konzern…“

…die sich ein größeres Auto noch nicht leisten können, und wahrscheinlich auch kein elektrisches. Gibt es deshalb zurzeit keinen elektrischen Seat?

„Die Zeit ist noch nicht reif. Die Elektromobilität kommt von oben nach unten in den Markt, von den größeren zu den kleineren Modellen.“!

Es wird also kein Elektroauto für unter 20.000 Euro geben, zum Preis eines Seat Ibiza?

„Das ist mit der Technologie derzeit nicht leistbar. Aber wir beobachten das, denn die Technik macht auch hier Fortschritte.“

Könnte Seat einen elektrischen Kleinstwagen der Fahrzeugklasse L6e oder L7e anbieten, wie derzeit der Opel mit dem Rocks-e oder Microlino? Ist das ein Thema für Seat?

„Nicht nur ein Thema, es ist ein konkretes Projekt, an dem wir derzeit arbeiten.“

Der konventionelle Kleinwagen mit Benzinmotor stirbt aus. Ist das also die Lösung für den urbanen Individualverkehr?

„Bei Kleinwagen gibt es immer weniger Angebot, aber eine Nachfrage, vor allem in den Städten. Dort schrumpft die Zahl der Parkplätze und damit auch die der Autos. Stadtautos sollten möglichst klein sein. Die Stadt muss den Menschen gehören, die dort leben. Darauf müssen wir reagieren – aber nicht, indem man die individuelle Mobilität verbietet, sondern Lösungen anbietet.“

Volkswagen hat mit dem ID 2 die Studie eines elektrischen Kleinwagens gezeigt, der 2025 für unter 25.000 Euro auf den Markt kommen soll. Auch eine GTI-Version ist vorgesehen. Wäre das nicht eine gute Basis für einen Cupra oder Seat?

„Wir haben mit dem Cupra Urban Rebel unsere Idee von einem solchen Auto schon vorgestellt. Das Serienauto, der Raval, ist sehr sportlich und sehr designerorientiert.“

Wie ist denn der Dark Rebel angekommen, die Studie eines Sportwagens von Cupra?

„Cupra muss nicht Autos bauen, die jedem gefallen. Mit der Marke können wir auch polarisieren. Wir sind eine Challenger-Brand, ein Herausforderer. Und ich glaube, der Dark Rebel ist ein Auto – oder könnte ein Auto werden – das einige lieben würden.“ (cen/gr)


Wenn Sie der Artikel für Ihr Medium interessiert, registrieren Sie sich bitte hier!
Dann können Sie den Artikel oder die Bilder und Videos herunterladen.


Bilder zum Artikel

Wayne Griffiths.

Wayne Griffiths.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Seat


Cupra-Chef Wayne Griffiths am Raval.

Cupra-Chef Wayne Griffiths am Raval.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Cupra