Praxistest Peugeot 408 Hybrid 180 GT: Batmobil für die Familie

Die Vier spielt bei Peugeot eine besondere Rolle. Mit dem Mitte der 1950er Jahre auf den Markt gerollten 403 stieg die französische Traditionsmarke wieder in die Mittelklasse auf, und in Frankreich standen der 403 und später der 404 bei Monsieur und Madame Dupont für den Beweis, dass „man es geschafft hatte“ vor dem Haus. Die 400er-Baureihe etablierte sich für die nächsten Jahrzehnte in der Mittelklasse, doch mit dem 407 endete die Baureihe im Jahr 2011 ohne einen direkten Nachfolger. Und jetzt nach gerade zwölf Jahren kehrt die Vier in die Peugeot-Modellpalette zurück.

Allerdings fragt sich der Beobachter, was uns die Kreativen in Paris mit dem 408 sagen wollen. Wahrscheinlich, dass es durchaus möglich ist, viele Stilrichtungen so zu mischen, dass am Ende etwas Eigenständiges dabei herauskommt. Das Design mixt Elemente aus dem SUV-Bereich, fügt eine Prise Coupé hinzu und versucht so viele Kanten, Rundungen und Sicken wie möglich auf 4,70 Meter zu verteilen. Klingt wild, doch am Ende entsteht eine eigenständige und gelungene Form, die nicht zuletzt dank der Batmobil-Front die Blicke der Passanten auf sich zieht.

So weit die äußeren Werte. Die inneren Qualitäten zeigt der 408 beim Blick in den Innenraum. Hier setzt er die Tradition seiner Ahnen fort. Das Raumangebot hat Familienformat. Auch die Passagiere im Fond erleben trotz der coupéhaften Dachlinie erfreulich viel Platz, wobei allerdings bei allen Sitzen die Oberschenkelauflage etwas großzügiger dimensioniert sein dürfte. Trotzdem sind die Sitze langstreckentauglich und bieten ausreichend Seitenhalt. Die Familientauglichkeit setzt sich im Kofferraum fort, der sich dank niedriger Ladekante mit dem Urlaubsgepäck füllen lässt.

Der Mensch hinter dem ausgesprochen kleinen Lenkrad blickt auf das sogenannte i-Cockpit, auf das die Peugeot-Verantwortlichen sehr stolz, von dem viele Zeitgenossen aber nicht unbedingt überzeugt sind. Nach einer gewissen Gewöhnungsphase wird der Gedanke hinter der Anordnung deutlich. Mit der Kombination kleines Lenkrad und hochgesetzte Instrumente erspart sich die Marke ein aufwendiges Head-up-Display, und in der Tat liegen die wichtigsten Informationen gut im Blickfeld, bleibt der Blick ohne Ablenkung vom Verkehrsgeschehen nach vorne gerichtet. Neben dem i-Cockpit wurde der zentrale Bildschirm platziert, über den die Verbindung mit der digitalen Welt läuft. Dankenswerterweise werden hier auch die Eindrücke der seltsamerweise nicht serienmäßigen Rückfahrkamera aufgespielt, was beim Rangieren sehr hilfreich ist, denn die Sicht nach hinten ist einigermaßen eingeschränkt.

Der Monitor informiert beim Plug-in-Hybrid auch über die aktuellen Antriebsquellen. Im 408 Hybrid 180 GT entwickelt die Elektro-Verbrenner-Kombination 180 PS (133 kW), was sich in eine elektrische Reichweite von 70 bis 72 Kilometern und einen Verbrauch von 1,1 bis 1,2 Liter übersetzen soll. Beide Werte mögen auf einem Prüfstand tatsächlich erreicht werden, die Wirklichkeit auf dem rauen Asphalt sieht anders aus. Tatsächlich sind es eher 50 bis 60 Kilometer elektrische Reichweite, was in der Regel für den täglichen Weg zur Arbeit ausreicht und sechs Liter Benzinverbrauch – ein guter Wert.

Die Hybrideinheit arbeitet harmonisch, so dass die Insassen den Wechsel von einem Antrieb auf den anderen höchstens an der sich blau färbenden Tempoangabe bemerken. Und am Ende der Tour verrät der zentral angeordnete Computer, dass der 408 im gemischten Landstraßen- und Stadtverkehr bis zu 75 Prozent elektrisch unterwegs war. Auch bei zügiger Fahrweise auf der Autobahn übernimmt der Elektroantrieb immer wieder die Regie, so dass dort ein elektrischer Anteil von 25 Prozent erreicht werden kann.

Das Drive-Assist-Paket Plus 2.0 für 250 Euro Aufpreis bringt einen Hauch autonomes Fahren in den 408. Zusammen mit dem adaptiven Tempomaten übernimmt der elektronische Assistent die Regie und steuert den Peugeot über die Autobahn. Der Mensch hinter dem Lenkrad lässt dann selbiges an seinen Händen vorbei rotieren und greift nur noch ein, wenn eine Überholung ansteht. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase funktioniert diese Art der digitalen Machtübernahme sehr gut, und der Fahrer kann sich hinter dem Lenkrad entspannen.

Limousinen aus dem Hause Peugeot – und das galt ganz besonders für die 400er-Baureihe – galten als besonders mitunter übertrieben komfortabel abgestimmt. Nun, in diesem Kapitel fährt der 408 aus der Reihe und überrascht mit einer eher angenehm knackigen Abstimmung, die zusammen mit der präzise arbeitenden Lenkung durchaus dynamische Ausritte ermöglicht, wenn die Familie mal nicht an Bord ist. Allerdings reagiert das Fahrwerk einigermaßen allergisch auf Querfugen und teilt auch sonst den jeweiligen Straßenzustand mit.

Der 408 gehört nicht zu den Sonderangeboten auf dem Markt. Für den Plug-in-Hybrid wechseln mindestens 49.050 Euro den Besitzer, und einige Extras wie die feine Audioanlage von Focal, das Schiebedach und Drive Assist Plus 2.0 lassen den Preis deutlich auf mehr als 50.000 Euro steigen. (cen/ww)

Peugeot 408 Hybrid 180 GT

Länge x Breite x Höhe (m): 4,68 x 1,84 x 1,48
Radstand (m): 2,78
Antrieb: R4-Benziner, 1589 ccm, PHEV, FWD, 8-Gang-Aut.
Gesamtleistung: 133 kW / 180 PS
Max. Drehmoment: 360 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 225 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 7,6 Sek.
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 1,1–1,2 Liter
Elektr. Reichweite: 70–72 km (WLTP)
CO2-Emissionen: 27 g/km (WLTP)
Leergewicht / Zuladung: min. 1781 kg / max. 439 kg
Basispreis: 49.050 Euro


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Peugeot 408.

Peugeot 408.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Peugeot


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Peugeot 408 Hybrid.

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Foto: Autoren-Union Mobilität/Stellantis