Burkard Bovensiepen: Der Mann, der BMW Dampf machte

„Liebe Bundesregierung!“ So begann 1985 eine doppelseitige Anzeige, mit der sich Alpina in die Bundespolitik einmischte. Sprachgewaltig und mit hervorragenden Argumenten sezierte Chef und Markengründer Burkard Bovensiepen die verkehrspolitische Debatte. Schon damals suchte eine Tempolimit-Diskussion das Land heim, der Unternehmer wies schon damals auf die Möglichkeit hin, das angeblich knapp werdende Öl durch synthetische Kraftstoffe zu ersetzen.

Bovensiepen konnte es sich leisten, mit offenem Visier für die Interesse der Autofahrer zu kämpfen: Im Hintergrund stand seine Marke Alpina, damals einer der dynamischsten Autohersteller überhaupt. Begonnen hatte die Auto-Geschichte des ehemaligen Schreibmaschinenherstellers mit Leistungskits für die „Neue Klasse“ von BMW, dann verdiente man sich im Rennsport Meriten – unter anderem mit der Entwicklung des legendären 3.0 CSL. Seit 1978 firmierte Alpina als eigener Autohersteller, der auf Basis von BMW-Modellen konsequent leistungsgesteigerte und veredelte Modelle anbot.

Vor allem die Turbomotoren, entworfen vom berühmten Motorenentwickler Fritz Indra, sorgten für Furore: Im B7 Turbo wurden schon 1978 glatte 300 PS erreicht, und damit war der auf dem BMW 5er basierende Viertürer die schnellste Limousine der Welt. Als BMW das Potential leistungsgesteigerter Modelle für sich selbst entdeckte und die hauseigene M GmbH quasi zur Nebenmarke ausbaute, wich Alpina nach oben aus – mit noch mehr Leistung und Eleganz, während die M-Modelle deutlich hemdsärmeliger auftraten.

„Burkard Bovensiepen hatte ein sehr gutes Gespür, was zu einem wirtschaftlichen Erfolg für Ihn und die Firma werden könnte“, sagt Fritz Indra.
Der hauseigene Stil wurde unterstrichen durch die legendären Alpina-Streifen, die Sonderfarben Grün- und Blaumetallic sowie ein eigenes, charakteristisches Felgenprogramm. Analog dazu verfeinerte man auch die Interieurs. Übrigens profilierten sich die Buchloer auch mit umweltfreundlicher Technik: Als einer der ersten Hersteller bot Alpina geregelte Dreiwege-Katalysatoren an, die man damals noch für Fahrten ins „bleihaltige“ Ausland durch ein Zwischenstück im Abgastrakt ersetzen konnte.

Der Ansatz der Marke hat sich bis heute kaum geändert: Noch heute baut Alpina sportliche Ableitungen von BMW-Modellen, und zwar sowohl mit Otto- als auch mit Dieselmotoren und in unterschiedlichen Karosserieformen.

Die Zusammenarbeit mit BMW ist traditionell eng; einst hatten die Münchner überlegt, den M1 nach Buchloe abzugeben, und später hatte Alpina den Bau des auf BMW-Technik basierenden Ital Design Nazca 2 geprüft. In den USA übernimmt BMW seit vielen Jahren den Vertrieb von Alpina-Modellen, und seit vergangenem Jahr ist klar, dass BMW die Marke Alpina im Jahr 2026 komplett übernehmen wird – wohl auch um Mercedes-Maybach und den Horch-Varianten von Audi etwas entgegensetzen zu können.

Es gibt allerdings noch ein zweites, sehr erfolgreiches Standbein von Alpina, mit dem BMW gar nichts zu tun hat: Neben seinen Autos hat Alpina seit vielen Jahren einen Handel mit edlen Weinen aufgebaut. In den Kellern lagern Spitzenweine, die einem sorgfältig kuratierten Netzwerk internationaler Lieferanten entstammen. Schöne Autos und guter Wein – für Burkard Bovensiepen, den Genussmenschen, leidenschaftlichen Unternehmer und Streiter für die Freiheit, war das eine perfekte Kombination. Am 12. Oktober 2023 ist er im Alter von 87 Jahren gestorben. (aum/jm)


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Burkard Bovensiepen.

Burkard Bovensiepen.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Alpina (Archiv)