Kommentar: Äpfel und Birnen im CO2-Vergleich

Kein Zweifel: Der Elektroantrieb ist eine feine und reine Sache. Zweifel aber sind erlaubt, wenn seine Verfechter und Gegner streiten. Dann gilt regelmäßig der Satz vom alten Churchill: Glaub nur der Statistik, die du selbst gefälscht hast. In diesen Tagen haben die Brüsseler Umweltlobbyisten von Transport & Environment (T&E) mal wieder ein eindrucksvolles Beispiel dafür geliefert, wie man mit Vergleichen von Äpfel und Birnen hantieren muss, um sein Ziel zu erreichen.

Es geschieht ja in guter Absicht, im Interesse des Klimas und damit der ganzen Menschheit. Da darf der Zweck doch nicht von Zweifeln gefährdet werden. T&E vermeidet die Skepsis gegenüber den eigenen Aussagen mit wissenschaftlichem Argumentieren. Mit eigenen Studien und gekonnt gewählten Hochrechnungen fanden die Lobby-Aktivisten nun heraus, dass Verkehrsminister Volker Wissing der Umwelt schadet, wenn er versucht, e-Fuels auch für Personenwagen und Kleinlaster in Europa gesellschaftsfähig zu halten.

Die Fachleute von der anderen Seite haben T&E wegen des teilweise wissenschaftlichen Vorgehens bei den Studien angezählt. Elektroauto werden unter den bestmöglichen und der Verbrenner mit e-Fuels unter denkbar schlechtesten Bedingungen verglichen. Es könnte sich beim aktuellen Vergleich also um einen weiteren Versuch handeln, das Vertrauen der Menschen in die Wissenschaft zu missbrauchten. Aber das kennt man ja schon bei diesen Debatten, die von beiden Seiten oft auf einer moralischen, statt auf einer sachlichen Basis geführt werden. Wie sagte doch Churchill?

Es wird Zeit, sich mit der Realität zu beschäftigen und dabei ein paar Rahmenbedingungen zu beachten:

Die Elektromobilität wird kommen – aber nicht so schnell wie reklamiert. Auch in Deutschland werden wir es bis 2035 nicht schaffen, die rund 50 Millionen Pkw von heute elektrisch zu betreiben. Auch niedrigere Bestandszahlen, wie sie die Aktivisten erreichen wollen, werden daran nichts ändern, dass uns der Verbrenner erhalten bleibt, als reiner Verbrennungsmotor, als Wasserstoffmotor oder als Teil des Hybridantriebs.

Nicht die Technologie des Verbrennungsmotors ist des Teufels, es ist der heute darin verbrannte Treibstoff. Wenn wir die Bürger nicht noch einmal mit einer Quasi-Enteignung ihres Auto nicht noch mehr gegen den Umwelt- und Klimaschutz aufbringen wollen, brauchen wir schnell einen klimafreundlichen Kraftstoff, der den Ballungszentren die gute Luft zum Atmen wiedergibt.

Die Menschen werden nicht einsehen, dass solche Kraftstoffe gut genug für Flugzeuge und Schiffe sind, aber nicht für Kraftfahrzeuge. Wenn die Profis von Luft-, Schifffahrt und Logistik diesen Kraftstoff bezahlen können, dann wird der neue Kraftstoff ja wohl auch für die persönliche Mobilität erschwinglich werden können.

Deutschland will doch zurück in seine alte Rolle als Vorbild in Sachen Umwelt- und Klimaschutz. Wie wär’s denn dieses Mal mit pragmatischen Lösungen ohne ideologische Denkverbote? (cen/Sm)


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Peter Schwerdtmann.

Peter Schwerdtmann.

Foto: Auto-Medienportal.Net