Alpine möchte auf der Langstrecke ein Wörtchen mitreden

Sie heißen BMW, Lamborghini und Alpine. Die noch recht jungen Neuzugänge versprechen reichlich Spannung für das nächste Jahr in der Sportwagen-WM. Vor allem die Franzosen wollen mit ihrem brandneuen Hypercar A424 bei der Langstreckenweltmeisterschaft ein gewaltiges Wörtchen mitreden. Nicht nur bei der Jagd nach Gesamtsiegen, sondern vor allem auch bei den prestigeträchtigen und legendären 24 Stunden von Le Mans.

Das Werksauto des Teams Alpine Endurnace ist taufrisch und befindet sich noch in der Entwicklungsphase. Daher muss der Bolide bei den Abstimmungsfahrten im spanischen Jerez de la Frontera zunächst fit gemacht werden in Sachen Standfestigkeit, Balance und Aerodynamik. Außerdem soll sich der A424 (man darf aus Tradition auch die A424 sagen) für den geplanten harten Renneinsatz weiteren Funktionstests unterziehen.
Alpine testet jedoch nicht nur ihr neues Hypercar auf Herz und Nieren, sondern ebenso etliche Profi-Rennfahrer, die im nächsten Jahr das Auto pilotieren sollen.

So hat unter anderem auch der Formel-1-Pilot Mick Schumacher im Cockpit der A242 einen Tag lang Platz genommen. Der Sohn des siebenfachen F1-Rekord-Weltmeisters Michael Schumacher sammelte in Jerez erste Eindrücke in der Welt der Sportwagen-WM. Ob er einen Stammplatz im Alpine-Team einnimmt, bleibt allerdings noch offen. Schumacher hat für das nächste Jahr zwar kein festes Cockpit in der Formel 1, doch ist er dort als Ersatzfahrer bei Mercedes gesetzt.

„Wir schauen uns einige Fahrer an“, sagt Bruno Famin, Vizepräsident von Alpine Motorsport zum Schumacher-Einsatz in Jerez. „Die Tests mit Mick verliefen gut, wir führten aber ganz bewusst keine reinen Highspeed-Tests durch. Mick sollte zunächst das Auto und unser Team kennenlernen. Aber auch wir wollten ihn näher kennenlernen. Mick ist ein sehr schneller und cleverer Junge. Ich bin mir sicher, dass er alle Fähigkeiten mitbringt, um ein guter Langstreckenpilot zu werden, weil er ein guter Fahrer ist“, erläutert Famin.

Schumacher könnte in der nächsten WEC-Saison bereits für Alpine fahren. Welche Piloten aber letztendlich im A424-Cockpit sitzen, dazu äußert sich Bruno Famin jedoch noch nicht und macht es sogar spannend. „Wir haben noch genügend Zeit und werden die Fahrerpaarungen bis zum Renndebüt in Katar rechtzeitig bekanntgeben“, fügt der Franzose mit einem süffisanten Schmunzeln hinzu. Alpine spricht noch mit vielen weiteren Piloten. Darunter befindet sich auch der Rennfahrer Nicolas Lapierre, der das Projekt Alpine A424 als Entwicklungsfahrer bei der sportlichen Renault-Tochter maßgeblich vorantreibt.

Schumacher könnte Nachfolge seines Vaters antreten

Sollte Mick Schumacher zu Alpine stoßen, würde er in die Fußstapfen seines Vaters Michael treten. Der gewann in der Sportwagen-WM sowohl 1990 und 1991 mit Mercedes das Saisonfinale. Welche Qualitäten ein Fahrer in der FIA WEC überhaupt mitbringen muss und worauf es eigentlich ankommt, weiß Philippe Sinault. Schließlich kennt der erfahrene Teamchef von Alpine Endurance die Unterschiede im Motorsport nur zu gut: „Wir suchen keinen Superstar, sondern einen Langstreckenfahrer. Das ist ein schwieriger Job, denn manchmal müssen wir den Piloten bitten, bewusst langsamer zu fahren, um etwa Benzin zu sparen oder die Reifen zu schonen. Ein Monoposto-Pilot will immer ehrgeizig pushen. Hier geht es aber mehr um die Denkweise und den Teamgeist und du musst als Fahrer bereit sein, Kompromisse zu machen", meint Sinault, der von Schumacher aber durchweg überzeugt ist.

In der WEC (World Endurance Championship) tritt der Alpine A424 in einer der beiden Topklassen an. Mit ihrem LMDh-Prototypen (Le Mans Daytona hybrid) wollen die Franzosen bei den wichtigsten Langstreckenrennen der Welt antreten. Hierzu zählen die 24 Stunden von Daytona sowie die 24 Stunden von Le Mans. Die so genannten Hypercars treten in der Top-Kategorie als Nachfolger der LMP1-Autos an. Auch in der amerikanischen IMSA-Serie haben die Hypercars inzwischen die bisherigen DPi-Prototypen abgelöst und treten nach dem aus der USA stammenden Regelwerk gegeneinander an.

Um die hohen Entwicklungs- sowie die gleichermaßen hohen Testkosten in einem überschaubaren Rahmen zu halten, basiert der A424, wie alle LMDh-Rennboliden, auf vielen Einheitsbauteilen. So stammt das Hybridsystem, welches eine Dauerleistung von 50 kW (68 PS) bietet und mit bis zu 200 kW (271 PS) rekuperieren kann von Bosch. Die Batterie liefert Williams Advanced Engineering und das Getriebe kommt von Xtrac.

Beim Chassis können die Hersteller unter vier Anbietern auswählen. Alpine hat sich für die französische Firma Oreca entschieden. Den Motor, ein 3,4 Liter großer V6 mit Single-Turbolader, hat die Renault-Tochter in Zusammenarbeit mit dem Racing-Spezialisten Mecachrome entwickelt. Die Leistung des Hybriden liegt bei der in der LMDh-Klasse üblichen 680 PS.

Eine mattblaue Fingerübung für den Design-Chef

Für das Design der mattblauen Kohlefaser-Karosserie ist Antony Villain verantwortlich. Aus der Feder des Alpine-Design-Direktors stammt unter anderem auch die Neuauflage der Straßenversion des A110. Für den Franzosen war die Entwicklung des Rennwagens ein riesiges Vergnügen und ging recht schnell von der Hand, da auf viele Vorschriften verzichtet werden konnte.

„Straßenautos müssen gewisse Regularien erfüllen, wie beispielsweise den Fußgängerschutz. Ein Rennwagen macht dagegen vieles einfacher. Daher hatten wir bei der Gestaltung der Linienführung viel mehr Freiheiten. Trotzdem erfüllt die A424 alle notwendigen Crashanforderungen im Motorsport“, sagt der Franzose stolz. „Auch konnten wir viele Details am Auto unterbringen, wie etwa die Rückleuchten im historischen Alpine-Logo. Das macht die A424 einzigartig. Selbst aus der Ferne ist die rote Lichtsignatur noch sehr gut zu erkennen.“

Das von Signatech betreute Alpine-Team testete bereits im französischen Le Castellet und im spanischen Aragón. Zu den aktuellen Tests auf der Rennstrecke in Jerez gibt sich der Teamchef von Alpine Endurance hinsichtlich zufrieden. Philippe Sinault: „Trotz der ständig wechselnden Wetterbedingungen haben wir die richtigen Zeitfenster gefunden, um die Streckenzeit zu optimieren und das Auto weiter zu verbessern. Wir haben bedeutende Fortschritte gemacht, insbesondere bei der Aerodynamik, den Bordsystemen, sowie den für die Nachtfahrten wichtigen Scheinwerfereinstellungen.“ Mit den Lichtfunktionen betont Sinault die innovativen LED-Scheinwerfer inklusive GPS-gestütztem Kurvenlicht an, die in schnell gefahren Schikanen bereits im Vorfeld die nächste Biegung clever ausleuchten.

Die Erprobungsfahrten in Jerez de la Frontera sind inzwischen abgeschlossen. Für die Alpine-Mannschaft ist aber noch längst nicht Schluss. Das Team zieht weiter nach Portugal. Auf der Rennstrecke in Portimao soll unter anderem maßgeblich die Dauerhaltbarkeit erprobt werden. Sind die letzten Tests abgeschlossen, hat der Alpine A424 rund 6000 Rennkilometer abgespult und dürfte dann für den ersten Einsatz im März bei der Sportwagen-WM gewappnet sein. (cen)


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Bilder zum Artikel

Bruno Famin (l.), Vizepräsident von Alpine Motorsport, im Gespräch mit Endurance-Teamchef Philippe Sinault.

Bruno Famin (l.), Vizepräsident von Alpine Motorsport, im Gespräch mit Endurance-Teamchef Philippe Sinault.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Alpine


Alpine A424 bei Testfahrten in Jerez.

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Foto: Autoren-Union Mobilität/Alpine


Alpine A424 bei Testfahrten in Jerez.

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Alpine A424 bei Testfahrten in Jerez.

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Alpine A424 bei Testfahrten in Jerez.

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Alpine A424 bei Testfahrten in Jerez.

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Alpine A424 bei Testfahrten in Jerez.

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Alpine A424 bei Testfahrten in Jerez.

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Alpine A424 bei Testfahrten in Jerez.

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Alpine A424 bei Testfahrten in Jerez.

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Alpine A424 bei Testfahrten in Jerez.

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Alpine A424 bei Testfahrten in Jerez.

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Alpine A424 bei Testfahrten in Jerez.

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Alpine A424 bei Testfahrten in Jerez.

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Alpine A424 bei Testfahrten in Jerez.

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Alpine A424 bei Testfahrten in Jerez.

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Alpine A424 bei Testfahrten in Jerez.

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Alpine A424 bei Testfahrten in Jerez.

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Alpine A424 bei Testfahrten in Jerez.

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Alpine A424 bei Testfahrten in Jerez.

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Alpine A424 bei Testfahrten in Jerez.

Alpine A424 bei Testfahrten in Jerez.

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Alpine A424 bei Testfahrten in Jerez.

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Alpine A424 bei Testfahrten in Jerez.

Alpine A424 bei Testfahrten in Jerez.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Alpine


Alpine A424 bei Testfahrten in Jerez.

Alpine A424 bei Testfahrten in Jerez.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Alpine


Bruno Famin (l.), Vizepräsident von Alpine Motorsport, im Gespräch mit Endurance-Teamchef Philippe Sinault.

Bruno Famin (l.), Vizepräsident von Alpine Motorsport, im Gespräch mit Endurance-Teamchef Philippe Sinault.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Alpine