Stellantis testet in der Arena del Futuro die Zukunft des Ladens

Der Name klingt verlockend und nach italienischer Oper: In der „Arena del Futuro“ in der Nähe von Mailand wird allerdings nicht gesungen, sondern die Zukunft der Ladetechnik für E-Mobile auf eine neue Stufe gehoben. Am Rande der Autobahn zwischen Brescia und Mailand zieht sich am Rande des kleinen Ortes Chiari ein rund ein Kilometer langes Oval zwischen Autobahn, Schnellbahnstrecke und Bauernhöfen.

Statt wie zum Beispiel auf der Autobahn bei Frankfurt, Strom über eine Oberleitung an Lastwagen zu übertragen, gehen die Italiener unter den Asphalt und testen die Möglichkeit, Strom während der Fahrt über eine mit Leiterschleifen ausgerüstete Fahrspur zu laden. Beim so genannten Dynamic Wireless Power Transfer (DWPT) werden die Kontaktschleifen unter der Fahrbahn verlegt, so dass die Energie direkt in die Elektrofahrzeuge gespeist wird. Die E-Mobile benötigen dafür einen speziellen Empfänger, der die Energie an den Inverter und Motor abgibt, um so die Reichweite zu vergrößern und die Batterie zu schonen.

An dem Pilotprojekt ist unter anderem der Automobilkonzern Stellantis beteiligt. Koordiniert werden die Tests von der Autobahngesellschaft Brebemi, die zum spanischen Infrastrukturkonzern Aleatica gehört. „Mit dieser Technik“, erklärt Gianfranco Romeo von der Stellantis Unit Charging & Energy, „können die Batterien in Zukunft kleiner ausfallen und so Kosten und Gewicht eingespart werden.“ Schließlich sind die Akkus, so Romeo, wenn sie für eine möglichst hohe Reichweite ausgelegt sind, „ein großer Gewichtsfaktor und stehen für 40 bis 50 Prozent der Kosten“.

Auf der Teststrecke ziehen aktuell ein Fiat 500e und ein Stadtbus von Iveco ihre Runden. Auch der vollelektrische Maserati Grecale Folgore wird hier in Zukunft starten, um Daten zu sammeln und eine detaillierte Leistungsanalyse durchzuführen. Die Sportwagenmarke plant, bis 2025 die gesamte Produktpalette zu elektrifizieren.

Damit die Energie in Antrieb umgesetzt werden kann, benötigen die Fahrzeuge einen Empfänger unterhalb der Batterie sowie Kabel und Verbindungen, was sich in zusätzliches Gewicht von weniger als 50 Kilogramm übersetzt. Das wiederum kann durch eine kleinere Batterie ausgeglichen werden. „Allerdings“, so Romeo, „können die Personenwagen nicht nachgerüstet werden. Bei Nutzfahrzeugen ist das eher möglich.“ Der Strom kann, so die Verantwortlichen der Teststrecke, bis zu einer Geschwindigkeit von 130 km/h problemlos und bei allen Witterungsbedingungen – ausgenommen eine dichte Schneedecke – transportiert werden. Der Wirkungsgrad entspricht dem einer Schnellladestation.

Die Ladeschleifen liegen zwölf Zentimeter unter dem Asphalt und werden von den entsprechend ausgerüsteten Fahrzeugen bei der Überfahrt aktiviert. Die Technik eignet sich vor allem für schwere Nutzfahrzeuge, die so die Reichweite deutlich vergrößern können und nicht an einem Ladepunkt halten müssen.

Bei einer Testfahrt über die Arena versorgen die Schleifen im Asphalt einen Iveco-Bus mit einer Ladeleistung von bis zu 90 kW, und der kleine Fiat 500e erreicht bis zu 25 kW. Die Technik lässt sich auch auf Parkplätzen einrichten, um dort induktiv zu laden. Für Passanten und Tiere, so die Brebemi-Verantwortlichen, ist das System ungefährlich.

Die Kosten für die Aufrüstung der Straßen zu Ladepisten liegen zwischen 1,5 und 2,5 Millionen Euro je Kilometer und entsprechen nach den Berechnungen von Brebemi dem finanziellen Aufwand für Schnellladestationen. Der Ausbau ist ähnlich schnell wie die Ladegeschwindigkeit. Nach Angaben des Unternehmens lässt sich ein Kilometer Ladespur in einer Nacht verlegen, was sich in Zukunft, sind die Experten in Chiari überzeugt, noch weiter beschleunigen wird. (cen)


Wenn Sie der Artikel für Ihr Medium interessiert, registrieren Sie sich bitte hier!
Dann können Sie den Artikel oder die Bilder und Videos herunterladen.


Bilder zum Artikel

Arena del Futuro: Testfahrt im Fiat 500e mit Erfassung der Ladeleistung über Laptop.

Arena del Futuro: Testfahrt im Fiat 500e mit Erfassung der Ladeleistung über Laptop.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Stellantis


Arena del Futuro: Fiat 500e und ein Iveco-Bus auf der Teststrecke.

Arena del Futuro: Fiat 500e und ein Iveco-Bus auf der Teststrecke.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Stellantis


Arena del Futuro: Testfahrt im Fiat 500e.

Arena del Futuro: Testfahrt im Fiat 500e.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Stellantis


Arena 2: Testfahrt im Bus mit Ladeleistung über Laptop
Arena 3: Stromversorger am Rand der Piste
Arena 6: Ladefahrt im Fiat 500
Arena 7: Die Ladetschnik im Fahrzeug
Arena 8: Die Ladeschleife
Arena 9: Stationäres induktives Laden

Arena 2: Testfahrt im Bus mit Ladeleistung über Laptop Arena 3: Stromversorger am Rand der Piste Arena 6: Ladefahrt im Fiat 500 Arena 7: Die Ladetschnik im Fahrzeug Arena 8: Die Ladeschleife Arena 9: Stationäres induktives Laden

Foto: Autoren-Union Mobilität/Stellantis


Technik für induktives Laden unter einem Elektroauto.

Technik für induktives Laden unter einem Elektroauto.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Stellantis


Arena del Futuro: die Ladeschleife.

Arena del Futuro: die Ladeschleife.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Stellantis


Arena del Futuro: Stationäres induktives Laden.

Arena del Futuro: Stationäres induktives Laden.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Stellantis


Die Arena del Futuro.

Die Arena del Futuro.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Stellantis