Vorstellung Dayun ES3: Deutschlands zweitgünstigster Stromer

Es ist kein Geheimnis, die meisten Elektroautos sind groß, schwer und teuer. Der ADAC hat jüngst lediglich drei Fahrzeuge von Volumenherstellern ausfindig gemacht, die unter 30.000 Euro zu haben sind. Darunter auch den Dacia Spring als günstigsten Stromer Deutschlands. Ihm soll nun ein Neuling Konkurrenz machen, der ebenfalls aus China stammt. Der Dayun ES3 spielt von den Dimensionen her in der gleichen Liga, setzt sich preislich aber sogar noch ein wenig nach oben ab. Fakt bleibt: Es ist das zweitgünstigste Batterieauto auf dem Markt, sieht man von den halb so großen Microcars ab.

Dayun – keine Frage, da fühlen sich ältere Autofahrer leicht an Datsun erinnert. Das eine hat mit dem anderen aber nichts zu tun und ist nicht das einzige Beispiel eines chinesischen Herstellers ganz gezielt Assoziationen zu wecken. Das allein reicht natürlich nicht. Und auch als ernsthafter Kandidat für ein vollwertiges Elektroauto empfiehlt sich der ES3 ebenso wenig wie der Spring. Beide haben aber ihre Daseinsberechtigung als Zweit- oder Dritt und Pendlerfahrzeug. Sie erfüllen die Grundbedürfnisse der Mobilität. Nicht mehr und nicht weniger.

Vier Türen, vier Sitze und eine Leistung von 35 kW sowie Tempo 100 und 255 Liter Kofferrarumvolumen: Das muss reichen. Immerhin geht’s in 12,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h und liegt der Normverbrauch bei bescheidenen 10,7 Kilowattstunden. 299 Kilometer Reichweite prognostiziert die (natürlich) digitale Instrumentenanzeige. Nur in einem Punkt ist der 3,70 Meter kurze Chinese alles andere als bescheiden: bei der Ausstattung.

Das reicht vom Tempomaten und direkt messendes Reifendruckkontrollsystem über die Rückfahrkamera und Klimaautomatik bis hin zu den obligatorischen Kunstledersitzen. Auch mit Lenkradtasten, Freisprecheinrichung, elektrisch verstellbaren Außenspiegeln, Navigationssystem, Nebelscheinwerfern und Sitzheizung sowie Leichtmetallfelgen und Keyless Go kann der kleine Dayun dienen. Ein bisschen Klavierlack sowie kleine Eindrücke von Chrom und gebürstetem Aluminium lockern das Interieur ein wenig auf. Eine über den kompletten Innenboden reichende Einlage ersetzt einzelne Fußmatten.

Das umfangreiche Infotainment bietet vom WLAN-Hotspot über Android Auto und Apple Carplay bis hin zur mit Erklärvideos hinterlegten Bedienungsanleitung (!) alles, was das Herz begehrt. Vorerst müssen sich Kunden allerdings noch mit einer englischen Menüführung begnügen, sofern sie nicht des Chinesischen mächtig sind. Wir wissen absolut nicht, um was es gehen soll. In unseren frischen Vorführwagen hakte außerdem es aber noch ein wenig. So blieb beispielsweise das Radio stumm und auch die Anzeige für den Durchschnittsstromverbrauch rührte sich nach den ersten 50 Kilometern nicht von der Stelle. Und das dicke Handbuch für Deutschland sieht aus als ob es von flüchtiger Hand mit der Schreibmaschine getippt wurde. Von den vielen (auch anderswo typischen Übersetzungsfehlern) ganz zu schweigen. Nur ein Beispiel: „Hexe vor Versand das geborgene Fahrzeug.“ Da ist noch Luft nach oben.

Der Dayun – das Unternehmen baut übrigens an drei Standorten Fahrzeuge bis hin zum Schwerlast-Lkw – verfügt über die drei Fahrmodi „Eco“, „Normal“ und „Sport“. Angesichts der ohnehin nur 35 kW Leistung sind die Unterschiede aber marginal. Der Fahrkomfort geht in Ordnung, das höhenverstellbare Lenkrad hängt in der obersten Position aber immer noch relativ tief. Wer hinten mitfährt darf keine allzu großen Ansprüche stellen. Die einteilig umklappbare Sitzbank ist tief montiert und bietet daher nur wenig Beinauflage, die Kniefreiheit geht gerade noch in Ordnung. Doch für die Langstrecke ist der kleine Dayun eh nicht gemacht. Dafür gibt es über 19 Zentimeter Bodenfreiheit, womit die selbst gewählte Einordnung als City-SUV durchaus eine gewisse Berechtigung hat.

Aber auch der ES3 ist, ebenso wie der Dacia Spring oder zweitürige Microcars à la Aixam, nicht dazu gemacht, sich mit üblichen Pkw zu messen. Hier wie dort geht es um einfache Mobilität in verstopften Innenstädten oder vom ÖPNV abgehängten Dörfern auf dem Lande. Die zwölf Pendlerkilometer zum nächsten Bahnhof, der Einkauf im zehn Kilometer entfernten Supermarkt oder die täglichen vier Kilometer zum Kindergarten – dafür braucht es nicht mehr. Und mehr Platz bietet beispielsweise auch der Fiat 500e oder der Twingo Electric nicht – im Gegenteil.

Das Problem aller Kleinstautos ist ihr Preis. 12.000 bis 15.000 Euro für einen 2,75 Meter kurzen zweitürigen Diesel sind hier keine Seltenheit. Geht es um Elektro-Miniautos der Kategorie L6e oder L7e stehen gerne auch schon einmal bis zu 20.000 Euro und mehr in der Preisliste. Dafür sind die laufenden Kosten aber niedrig. Zumindest in diesem Umfeld relativieren sich die Anschaffungskosten für den Dayun wieder. Für ihn ruft die deutsche Lada Automobile GmbH als Importeur knapp 27.500 Euro auf.

Noch werden die Autos per Einzelabnahme zugelassen, eine europäische Typgenehmigung wird für Anfang nächsten Jahres erwartet. Wer etwas über 8000 Euro anzahlt, bekommt den kleinen City-Stromer im Fünf-Jahres-Leasing für 291 Euro im Monat. (cen)

Daten Dayun ES3

Länge x Breite x Höhe (m): 3,70 x 1,69 x 1,60
Radstand (m): 2,41
Antrieb: elektrisch, FWD, 1-Gang-Aut.
Leistung: 35 kW / 48 PS
Max. Drehmoment: 220 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 100 km/h (begrenzt)
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 12,5 Sek.
Batterie: Lithiumternär, 33,5 kWh
Normreichweite: 300 km
NEFZ-Normverbrauch: 10,7 kWh
Leergewicht / Zuladung: 1205 kg / 1475 kg
Kofferraumvolumen: 255 Liter
Wendekreis: 10,7 m
Preis: 27.490 Euro


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Dayun ES3.

Dayun ES3.

Foto: Autoren-Union Mobilität


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