„Mobilität sollte für viele erschwinglich sein“
Wie würden Sie den Automarkt in Europa derzeit beschrieben?
„Der Markt hat sich noch immer nicht völlig von der Corona-Krise erholt. Gleichzeitig wachsen die Sorgen der Konsumenten wegen der hohen Inflation der vergangenen Monate. Auch die Autopreise stiegen. Aber bei Toyota sind wir zufrieden. Wir verkaufen und diesem Jahr in ganz Europa einschließlich Lexus 1,17 Millionen Autos. Toyota ist die zweit erfolgreichste Marke in Europa, und das schon im zweiten Jahr.“
Fallen wir nicht aktuell von Erholung in die nächste Rezession, speziell beim Auftragseingang?
„Die Auftragseingänge sind tatsächlich unter Druck. Noch haben wir ein Auftragspolster von mehr als 300.000 Bestellungen. Aber die Lieferzeiten werden kürzer. Für das nächste Jahr erwarten wir noch ein kleines Wachstum und wollen mehr Autos verkaufen als dieses Jahr. Wir sehen derzeit noch keine Anzeichen für eine Rezession.“
Sind Sie besorgt wegen der neuen Wettbewerber aus China wie Nio, BYD und MG, die Lexus im Premium- und Toyota und Volumensegment angreifen?
„Wir beobachten immer alle Wettbewerber sehr genau. Aber wir sehen bei den Chinesen derzeit noch nicht das Wachstum, das zunächst erwartet wurde. Europa ist weltweit der Markt mit dem stärksten Wettbewerb. Die Chinesen werden diesen Wettbewerb anfeuern. Aber wir sind darauf eingestellt.“
Chinesische Anbieter konzentrieren sich eher auf das höhere Preissegment. Europäische Hersteller stellen ihre günstigen Kleinwagen ein. Wird Mobilität zum Luxus?
„Wir bleiben ein Full-Line-Anbieter, der nicht nur Elektroautos baut. Wir sind weiter im A-Segment vertreten, das einige Wettbewerber verlassen haben, und werden auch weiter Kleinwagen entwicklen und bauen. Mobilität sollte für viele erschwinglich sein. Im B-Segment bringen wir im nächsten Jahr den Yaris und Yaris Cross. Wir glauben an das kleine Segment.“
Eine der größten Herausforderungen der Industrie ist es, erschwingliche batterieelektrische Kleinwagen zu entwickeln. Wie weit ist Toyota damit?
„Wir sind dran. Unser Urban-SUV-Konzept wird nächstes Jahr voll elektrisch im B-Segment antreten. Das ist unser erstes Angebot eines batterieelektrischen Autos in einem kleineren Fahrzeugsegment.“
Ist bei kleineren Fahrzeugen der Aufpreis für die Batterie nicht besonders schwer am Markt zu erlösen?
„Wir arbeiten daran. In Zukunft wird es kleinere Fahrzeuge mit kleineren Batterien für den Stadtverkehr geben, die damit auch erschwinglich bleiben.“
Treiben nicht auch die in der EU vorgeschriebenen Assistenzsysteme – Fahrerüberwachung, Geschwindigkeitsassistent – die Autopreise in immer größerer Höhen?
„Hauptgrund für höhere Preise sind die gestiegenen Material- und Energiekosten. Es ist unsere Aufgabe, trotzdem dafür zu sorgen, das Autos erschwinglich bleiben.“
Nicht nur die Materialkosten steigen, auch die Zinsen. Was heißt das für Leasing- und Kreditraten?
„Die Autopreise und die Zinsen steigen, das ist richtig – aber gleichzeitig sind auch die Restwerte von Gebrauchtwagen gestiegen. Deshalb sind wir nach wir vor in der Lage, attraktive Angebote zu machen und damit unsere Kunden zu angemessenen Preisen mobil zu halten.“
Der Wettbewerb wird größer, die Produktionszahlen steigen – kehrt die Zeit der Preisschlachten und Rabatte zurück?
„Die Produktion in Europa steigt, aber wir sehen nach wie vor keine Überkapazitäten im Markt. Alle Hersteller wollen mehr Autos verkaufen und der Wettbewerb – auch der Preiswettbewerb – ist tatsächlich härter geworden. Für die Kunden sind das keine schlechten Nachrichten.“
Das Interview führte Guido Reinking. (aum)
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