Praxistest Zero DSR/X: State of the Art

Es ist beinahe schon ein wenig verwunderlich, dass Zero erst in diesem Jahr eine Reiseenduro auf den Markt bringt. Schließlich hat der kalifornische E-Motorrad-Pionier mit Enduros angefangen. Nach einer Streetfighter und einer Supersportlerin kam in diesem Jahr nun also endlich ein Adventure Bike. Im Gegensatz zu den früheren Modellen passt auch hier die Optik. Die Zero DSR/X unterscheidet sich auf den ersten Blick kaum von den klassischen Vertreterinnen ihrer Art.

Nun gut, natürlich ist da an Stelle von den in diesem Segment meist zwei Zylindern der riesige Batterieblock. Aber die hohe Verkleidungsscheibe, die gestufte Sitzbank, die Motor-, pardon die Akku-Sturzbügel, die Handprotektoren und die große Tankattrappe sind absolut State of the Art.

Die mächtige Zero wirkt schon äußerlich recht schwer und breit, beim Fahren ist davon aber nichts zu spüren. Die DSR/X reagiert unmittelbar auf Lenkbefehle und lässt sich über das 19-Zoll-Vorderrad entsprechend gut führen. Sie zieht auch in Kurven sauber ihren Strich. Mit der fein ansprechenden Hinterradbremse kann im Bedarfsfall ganz leicht etwas Tempo rausgenommen werden, denn der Antrieb legt konzeptbedingt mächtig los. Da das typische Aufheulen eines Verbrenners beim Beschleunigen fehlt, ist auf der Landstraße ganz, ganz schnell die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschritten. Immerhin schieben 229 Newtonmeter die bis zu 75 kW starke Zero an.

Die abgeregelte Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h darf als mehr als ausreichend angesehen werden. Als Dauerleistung und Dauertempo nennt der Hersteller 35 kW und 161 km/h. Wer mit der 247 Kilo schweren Maschine dennoch einmal rangieren muss, dem steht ein Schiebegang (vor- wie rückwärts) zur Verfügung. Erstaunlich für eine große Reiseenduro: Die erlaubte Zuladung liegt leicht über dem Fahrzeuggewicht. Am Ende kann eine halbe Tonne auf der Waage stehen.

Hinterlegt sind fünf einfach zu wechselnde Fahrmodi (Eco, Standard, Sport, Rain und Canyon). Nahezu überflüssig zu erwähnen ist, dass es auch im Eco-Modus flott genug vorangeht. Hier rekuperiert die Zero besonders stark und erlaubt am Leistungsgriff das, was beim Auto als One-Pedal-Fahren bezeichnet wird. Die Sport-Stufe macht mit ihrem katapultartigen Vortrieb ihrem Namen alle Ehre. Alle Programme lassen sich mit einer Offroad-Einstellung für das ABS und die Traktionskontrolle verknüpfen, die beide im Normalbetrieb früh, aber unaufgeregt eingreifen. Der Übergang von der Sitzbank zur Tankattrappe ist auch für Geländefahrten im Stehen nahezu perfekt. Der Federweg beträgt vorne wie hinten 19 Zentimeter. Meistens dürfte aber sicher auch dieses Adventure Bike auf der Straße unterwegs sein. Tempomat und dreistufige Heizgriffe sorgen hier neben der Scheibe und den Handschützern für Reisekomfort. Direkt neben der Instrumtenanzeige befindet sich ein 12-Volt-Anschluss, USB-Geräte finden im „Tankfach“ den nötigen Anschluss. Dort lässt sich auch bequem das Ladekabel verstauen.

Die Sitzposition wirkt trotz der Höhe des Motorrads wegen der Schrittbogenlänge angenehm niedrig. Die Stellräder für die Windschutzscheibe sind nicht nur angenehm groß und stabil, sondern auch noch mit griffigen Noppen versehen. Das Cockpit fasst alle wichtigen Informationen auf einen Blick zusammen, einschließlich Batterietemperatur und Drehzahl des kleinen Elektromotors kurz vor dem Hinterrad.

Die Brutto-Batteriekapazität von 17,3 kWh lässt sich bei Bedarf mit dem optionalen Power-Tank-Upgrade auf 21 Kilowattstunden erhöhen. Wir kamen auf Durchschnittsverbräuche von 75 bis 85 Wattstunden pro Kilometer. Bei zu 38 Prozent gefülltem Akku errechnete der Bordcomputer dabei zum Beispiel eine Reichweite von noch 61 Kilometern. Das deckt sich in etwa mit der von Zero angegebenen Normreichweite von rund 170 Kilometern bei Tempo 113. Für den Stadtverkehr werden knapp 290 Kilometer genannt. Pendler sollten also keine Probleme haben. An der heimischen Steckdose luden wir mit 2,7 kW den Akku binnen drei Stunden von 37 wieder auf 100 Prozent. An einer Ladestation verspricht Zero dank des integrierten 6,6-kW-Laders für eine nahezu Vollladung von null auf 92 Prozent etwas mehr als zwei Stunden.

So gut sich die Zero DSR/X fahren lässt und so gut sie ausgestattet ist, es bleibt das Manko der längerer Ladepausen selbst beim Sonntagsausflug im benzingetriebenen Freundeskreis. Und dann ist da natürlich noch der Preis: 23.500 Euro. Da muss man schon überzeugter E-Biker sein – oder zur Sicherheit noch ein zweites Motorrad in der Garage stehen haben. Am Fahrspaß jedenfalls scheitert die Anschaffung nicht. (cen)

Daten Zero DSR/X

Motor: elektrisch, permanentmagnetisch
Spitzenleistung: 75 kW / 100 PS bei 3500 U/min
Dauerleistung: 35 kW / 48 PS bei 4400 U/min
Max. Drehmoment: 229 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: ca. 4,2 Sekunden
Getriebe: ein Gang
Antrieb: Riemen
EU-Normreichweite: 172 km
Batteriekapazität: 15,1 kWh (netto)
Sitzhöhe: 828 mm
Gewicht: 247 kg
Zuladung: 252 kg
Bereifung: 120/70-19 (v.), 170/60-17 (h.)
Preis: 23.500 Euro


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Zero DSR/X.

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Foto: Autoren-Union Mobilität


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