Fahrbericht Suzuki GSX-S 1000 GX: Großes Kino

Crossover-Modelle sind in der Automobilwelt klassenübergreifend populär. Bei Motorrädern beschränkt sich der Mix verschiedener Fahrzeuggattungen vornehmlich auf die beliebten Reiseenduros. Halb Enduro, halb Tourer ermöglichen sie komfortable Langstreckenfahrten auch abseits befestigter Straßen. BMW drehte die Reiseenduro-Philosophie weiter und schuf die S 1000 XR – eine Art Superbike mit aufrechter Sitzposition. Lange fuhr sie allein auf weiter Flur. Jetzt bekommt die XR Gesellschaft: Suzuki krönt seine große Neuheiten-Serie mit der GSX-S 1000 GX.

Optisch präsentiert sich die neue Suzuki halb als Sporttourer, halb als Adventure Bike. In Sachen Leistung ist sie primär Sportler; in puncto Komfort und Sitzposition nah an einer Reiseenduro. Die 17-Zoll-Räder mit Straßenreifen vorn und hinten wollen abseits asphaltierter Wege aber bestenfalls parken. Für reichlich Vortrieb sorgt Suzukis leistungsstarker „K6“-Vierzylinder mit 152 PS und maximal 106 Newtonmetern Drehmoment. Ab Standgasdrehzahl reagiert der Motor sehr sensibel und fein dosierbar auf die Befehle des elektronischen Gasgriffs. Schaltet man erst jenseits von 8000 Umdrehungen in den nächsthöheren Gang, zündet der sanfte Riese seinen Nachbrenner und legt noch einmal richtig was drauf.

Elastischer Motor

Der Antrieb basiert auf der letzten GSX-R-Baureihe und erreicht seine maximale Leistung bei 11.000 Umdrehungen pro Minute. Viel Drehzahl für eine Touring-Maschine. Dafür stehen 70 Prozent des maximalen Drehmoments bereits ab 3000 Touren zur Verfügung. Genug Power also, um sich auch bei niedrigen Touren souverän aus den Ecken zu katapultieren. Wie es sich für einen Vierzylinder gehört, können Schaltfaule die Crossover-Suzi auch im sechsten Gang mit 50 km/h durch die City manövrieren, ohne im Leistungsloch zu landen. Der Motor ist bauartbedingt grandios elastisch. Der Quickshifter funktioniert phänomenal. Ab 2000 Touren ist er stets die bessere Wahl – auch wenn die leichtgängige Anti-Hopping-Kupplung einen hervorragenden Job macht, so sie denn gebraucht wird.

Die neue GX – das Kürzel steht für G wie „Gran“/groß und X wie Cross – ist in den Augen des Herstellers ein „Supreme Sport Crossover“. Im Straßenbetrieb soll der Antrieb „aggressive Superbike-Performance“ liefern. Schon das neue Design lässt daran nicht den geringsten Zweifel aufkommen. Den extrovertierten Frontlook mit den beiden übereinander angeordneten LED-Linsen gibt es bei Suzuki zwar schon bei anderen Modellen; die kantige Frontverkleidung mit den versetzten Öffnungen sieht man so aber bei der GX zum ersten Mal. Die Öffnungen in der Verkleidung erfüllen in erster Linie aerodynamische Aufgaben und sollen bei Fahrten mit hohem Tempo für zusätzliche Stabilität sorgen. Bei den Testfahrten in Portugal erledigt das Aerodynamik-Paket seine Aufgaben ausgesprochen gut. Der Fahrer sitzt entspannt hinter der leider nur per Werkzeug höhenverstellbaren Scheibe und spürt wenig bis keinen Druck auf der Brust.

Erste mit IMU und semi-aktivem Fahrwerk

Technisch ist das in drei Lackierungen (Blau, Dunkelgrün, Triple-Black) lieferbare Motorrad das neue Leuchtturm-Bike von Suzuki. Als erstes Modell aus Hamamatsu verfügt die GX über eine Sechs-Achsen-Sensormesseinheit – kurz IMU für Inertial Measurement Unit – aus dem Hause Bosch. Damit hat sie ein State-of-the-Art-Elektronikpaket an Bord hat: Kurven-ABS, Wheelie Control, Stoppie Control, schräglagenabhängige Traktionskontrolle – was heute so geht bei Motorrädern an elektronischer Sicherheit und adaptiven Komfortmerkmalen, fährt hier serienmäßig mit. Und funktioniert ganz famos. Wie feinfühlig die Assistenten eingreifen, kann über das Bordmenü schnell und intuitiv mehrfach konfiguriert und aufeinander abgestimmt werden.

Ebenfalls eine Premiere für und bei Suzuki ist das semi-aktive Fahrwerk von Showa. Dahinter verbirgt sich – banal gesagt – eine Art Evolutionsstufe des Skyhook-Fahrwerks, das man beispielsweise seit Längerem von der Ducati Multistrada kennt. Mehrfach mit den übrigen Bordsystemen vernetzt, bügelt die GX mit ihrem elektronischen Fahrwerk im Stil eines Luftkissenboots über Nickeligkeiten auf der Fahrbahnoberfläche; im Millisekundentempo liest und „glättet“ das Suspensions-Superhirn quasi den Untergrund und erhöht so den Fahrkomfort. Gleichzeitig optimiert es das Handling bei niedrigem Tempo und die Stabilität bei Autobahntempo – erhaben und souverän wie ein ausgewachsenes SUV. Das ist schon recht großes Kino auf zwei Rädern.

Überzeugendes Handling

Handling und Fahrwerk der neuen GSX-S 1000 GX überzeugen: Das Crossover-Bike lässt sich einfach dirigieren, die 232 Kilogramm Gewicht spürt man nur beim Rangieren. Ansonsten verhält sich das Motorrad in jeder Situation absolut neutral und folgt spurtreu der eingeschlagenen Linie. Die Abstimmung zwischen Vorderrad- und Hinterradbremse sorgt für zielgenaues Ankern. Die Doppelscheibe vorn wird vom Brembo-Vierkolben-Radialbremssattel beherzt zur Raison gebracht. Hinten schnappt sich ein Einkolben-Bremssattel von Nissin die 250er-Einzelscheibe. Der Rahmen der GSX-S 1000 GX stammt aus dem Schwestermodell GT. Die Position der Fußrasten beließ Suzuki unverändert, dennoch fällt das Sitzdreieck spürbar entspannter aus. Der Lenker ist im Vergleich zum Sporttourer höher, breiter und näher am komfortablen Sitz.

Der formschöne Tank fasst 19 Liter und lässt einen angenehmen Knieschluss zu. Suzuki gibt den Verbrauch der GX mit 6,2 Litern auf 100 Kilometer an. Der eine oder andere Kollege der ersten Presseausfahrt landete bei 6,7 Liter. Bei uns begnügte sich die Suzuki laut Bordcomputer bei durchaus forscher Gangart mit erstaunlich sparsamen 5,9 l/100 km. Je nach der individuellen Freude an (hohen) Drehzahlen kreist der Durchschnittsverbrauch entspannt um die Normangabe.

Der Basispreis beträgt 17.400 Euro. Dafür bekommt man ein Motorrad, das mit hochwertiger Verarbeitung, ausgereifter Elektronik und toller Ausstattung überzeugt – und sogar mit Koffern (optional) smart aussieht. (cen)

Daten Suzuki GSX-S 1000 GX

Motor: R4, 999 ccm, flüssigkeitsgekühlt
Leistung: 112 kW / 152 PS bei 11 000 U/min
Max. Drehmoment: 106 Nm bei 9250 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 215 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: k.A.
Getriebe: 6-Gang
Antrieb: Dichtring-Kette
Tankinhalt: 19 Liter
Sitzhöhe: 845 mm
Gewicht: 232 kg (fahrbereit)
Normverbrauch: 6,2 l/100 km
CO2-Emissionen: 144 g/km
Testverbrauch: 5,9 l/100 km
Bereifung: 120/70-17 (v.), 190/50-17 (h.)
Preis: 17.400 Euro (zzgl. NK)


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Suzuki GSX-S 1000 GX.

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Foto: Autoren-Union Mobilität/Suzuki


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