Im Bücherregal: Baby you can drive my car

Die Verbindung der Beatles zu Automobilen hatte am Anfang ihrer Karriere wenig Glanz. Im Jahr 1960 transportierte ein hoffnungslos überladener Austin Lieferwagen die später als Fab Four berühmten Jungs aus Liverpool nach Hamburg. Hinter dem Lenkrad saß Alan Williams, der den Beatles ein erstes Engagement in der Hansestadt verschafft hatte. Parallel zum Aufstieg der Band stiegen in den Jahren danach auch die automobilen Ansprüche der Musiker, und sie versorgten sich mit den edelsten Produkten der internationalen Hersteller. In seinem Buch „Baby you can drive my car – die Auto-Biografie der Beatles“ hat Siegfried Tesche nun die automobile Entwicklung der Band aufgezeichnet.

Ringo Starr, der sich in den Anfängen seiner Karriere noch mit biederen Modellen von Ford begnügte, sicherte sich 1964 nach einem Besuch der Earls Court Motor Show in London einen Facel Vega Vega II, von dem insgesamt nur 184 Exemplare hergestellt wurden. Zu dem Zeitpunkt hatte der Drummer der Band auch endlich einen Führerschein, auf den er bis dahin bei seinen Ausfahrten verzichtet hatte. „Ich hatte weder einen Führerschein noch eine Versicherung“, erklärte er 1964, nachdem er seine Fahrprüfung bestanden hatte. Der Wagen wurde 1965 ausgeliefert. Vor dem Facel Vega hatte Ringo Starr bereits einen Mercedes 190 SL besessen.

Nach dem französischen Luxusgefährt entdeckte Ringo Starr seine Vorliebe für Mercedes-Limousinen. Als erstes Stuttgarter Produkt wählte er einen sechstürigen 600 Pullman, der sein Konto mit 80.000 Pfund belastete. Sein 280 SE 3,5 Coupé mit schwarzem Dach endete am 19. Mai 1980 in einem schweren Unfall und mutierte als Würfel zu einem Tisch in seinem Haus. Besser erging es dem schwarzen AMG 190, der heute im Mercedes-Museum steht.

Auch George Harrison, der wahrscheinlich größte Autoliebhaber der Band, hatte eine Vorliebe für die Fahrzeuge aus Stuttgart. Ein 300 SEL gehörte ebenso zu seinem Fuhrpark wie ein 250 CE Coupé und ein 280 SE. Der andere schwäbische Hersteller rollte mit einem Porsche 928 in Harrisons Garage. In den 1970er-Jahren kaufte Harrison insgesamt sechs Porsche - darunter zwei 911 Turbo. Er besaß unter anderem auch einen Jaguar E 3,8 Liter und einen Ferrari 275 GTB.

George Harrisons automobile Leidenschaft ging noch deutliches Stück weiter als bei den anderen Band-Mitgliedern. Der Gitarrist war seit seiner Kindheit Motorsportfan und verfolgte die „Formel 1, bis wir professionelle Musiker wurden und selbst in den 1960ern bekam ich das eine oder andere Rennen mit, obwohl wir so beschäftigt waren, hauptsächlich die in Monte Carlo“. Neben seiner Musikerkarriere wagte sich Harrison auch in die Automobilindustrie und beteiligte sich an der Light Car Company, die den Einsitzer Ultra Light Roadster Rocket herstellte. Allerdings endete die Produktion schon nach 46 Exemplaren.

Als McLaren-Designer Gordon Murray 1994 den F1 ankündigte, gehörte Harrison zu den ersten Interessenten und trieb „uns“, so Murray „fast in den Wahnsinn. Nachdem der den F1 bestellt hatte, zählte George die Wochen und fragte ständig, ob wir nicht noch das eine oder andere einbauen konnten“. Am Ende zierten hinduistische Symbole den Innenraum des 627 PS starken Supersportwagens.

Wie George Harrison hatte auch Paul McCartney eine besondere Vorliebe für edle Sportwagen. So kaufte er 1964 einen Aston Martin DB 5, dem ein DB 6 folgte, in dem er begann, den Welthit „Hey Jude“ zu skizzieren, als er 1968 John Lennon besuchte. „Es war eine etwa einstündige Fahrt bis nach Weybridge. Ich machte das Radio aus, überlegte mir neue Songs und fing an zu singen.“ Zu seinem Fuhrpark gehörte 1967 auch ein Lamborghini 400 GT. Ein Espada der italienischen Marke rollte in einen Teich, weil McCartneys Frau Linda vergessen hatte, die Handbremse anzuziehen. Der Wagen wurde erst drei Tage später aus dem Wasser gezogen und für 70.000 Pfund restauriert. Einen Kaufinteressenten überraschte McCartney mit der Einschätzung, „wenn Sie einen Lamborghini in einwandfreiem Zustand wollen, der nicht in einem Teich war, dann ist das nicht der Richtige“. Der Mann verzichtete daraufhin auf den Kauf.

Wie seine Bandkollegen wurde auch McCartney vom Manager der Gruppe, Brian Epstein, mit einem Mini beschenkt, um so motorisiert bei der Verleihung des Orden Member of the Britsch Empire vorzufahren.

Von allen Beatles war John Lennon am wenigstens für die automobile Welt geschaffen. Lennon war wegen seines eingeschränkten Sehvermögens ein schlechter und unsicherer Fahrer, berichtet Siegfried Tesche. Dennoch bestand er 1965 seine Fahrprüfung und legte sich als erstes Fahrzeug einen Ferrari 330 GT 2+2 zu, den er allerdings nicht lange fuhr. Angeblich weigerten sich seine Bandkollegen bei ihm einzusteigen. Neben dem Ferrari gehörte auch ein Käfer zu Lennons Fuhrpark, der später von Volkwagen ersteigert wurde.

Für Entsetzen bei konservativen Zeitgenossen sorgte 1967 die Gestaltung seines Rolls Royce Phantom V, den er mit psychodelischen Elementen lackieren ließ. Lennon berichtete später, dass er von einer Frau mit einem Regenschirm angegriffen wurde. „Sie Schwein! Sie Schwein. Wie können Sie es wagen das einem Rolls-Royce anzutun,“ wurde er beschimpft. Auch der Vorsitzende des Concours d’Elegance in Battersea Park war von dem Rolls nicht begeistert: „Das Auto ist extrem geschmacklos.“

Der geschäftstüchtige Beatles-Manager Brian Epstein verstand es, die Auto-Leidenschaft seiner Schützlinge in seinen eigenen finanziellen Vorteil umzumünzen. Zusammen mit einem Geschäftspartner gründete er die Firma Brydor Cars Limited, die nicht nur die Beatles mit exklusiven Fahrzeugen belieferte. Zu den Kunden des Unternehmens zählte unter anderem auch Mick Jagger, der einen Aston Martin DB 6 erwarb.

Siegfried Tesche, „Baby you can drive my car – die Auto-Biografie der Beatles“ ist im Motorbuch-Verlag Stuttgart erschienen. Das Buch hat 240 Seiten mit 150 Abbildungen und kostet 29,90 Euro. (cen)


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„Baby you can drive my car – die Auto-Biografie der Beatles“ von Siegfried Tesche.

„Baby you can drive my car – die Auto-Biografie der Beatles“ von Siegfried Tesche.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Motorbuch-Verlag