Kommentar: Der Glaube versetzt Werte

Belit Onay, Hannovers grüner Oberbürgermeister, hat ein neues Projekt – übernommen von Paris, wo seine Kollegin Anne Hidalgo alle Touristen und Provinzler mit SUV über eine hohe Parkgebühr von 18 Euro pro Stunde aussperren will. Onay ist gerade von der Ratsmehrheit bei seinen Plänen für eine autofreie Innenstadt ausgebremst worden. Da kommt so eine Idee gerade recht, „die Debatte um den knappen öffentlichen Raum und eine angemessene Bepreisung fürs Parken“ zu führen.

Ein ebenfalls in Hannover beheimateter Verein, die Deutsche Umwelthilfe, hatte schon vorher über seinen Geschäftsführer Jürgen Resch gefordert: „Diese Monster-SUV blockieren zunehmend Gehwege und Grünflächen und gefährden Menschen, die zu Fuß oder auf dem Radweg unterwegs sind.“ Das hat nichts mit dem Autotypus zu tun, sondern nur mit dem Verhalten der Menschen am Lenkrad. Es geht als Beiden offenbar um die Verkehrsfläche, die SUV beanspruchen und um deren Gewicht.

Oder geht es um Neid? Nein, das kann nicht sein. Offensichtlich geht es um Fläche und Gewicht, zwei Daten, die sich prüfen lassen. Wie stark der faktische Anteil an diesen Argumenten gegen die SUV sind, zeigt ein Beispiel aus dem Hause Volkswagen. Die größte VW-Limousine Arteon beansprucht bei eine Länge von 4,87 Meter eine Fläche von 9,1 Quadratmetern. Das größte in Deutschland erhältlich VW-SUV Touareg belegt 8,3 qm Verkehrsfläche. Auch das Gewicht taugt nicht als Argument gegen die SUV. Der Touareg zum Beispiel wiegt so viel wie der vollelektrische Volkswagen ID 7. Bei der Pariser Gewichtsgrenze von 1,6 Tonnen fallen schon kompakte Elektroautos durchs Raster.

Erstaunlicherweise fällt in Paris wie in Hannover die Frage der Emissionen kaum ins Gewicht. Um den Antrieb scheint es bei der Park-Pönale für SUV nicht gehen. Vielleicht hat sich rumgesprochen, dass ein neues Verbrenner-SUV weniger emittiert als ein alter Kleinwagen. Außerdem finden sich gerade in dieser Fahrzeugklasse zunehmend Plug-in-Hybride, die in der Innenstadt elektrisch fahren können. Zusätzlich sind gerade in Deutschland viele SUV-Modelle als Pioniere bei der Durchsetzung des vollelektrischen Antriebs entwickelt worden. Und der Bestand an großen SUV alter Technik sinkt quasi stündlich. Denn die Großen findet sich bei den Großen, die sich lieber mit neuester Technik umgeben. Genau diese Gruppe aber wird sich in Paris auch von 18 Euro nicht abschrecken lassen. Siehe: City Maut in London. Die wird bezahlt; die Höhe ist unerheblich. Man kann es sich leisten.

Einerlei. Die Maßnahme ist so schön plausibel und sie ist sogar sozial verträglich, solange sie sich auf die wirklich großen unter den SUV bezieht. Von denen gibt es zwar nur wenige. Aber sie fallen ins Auge, weil viele Besitzer genau das wollen. Bei denen trifft die hohe Gebühr keine Armen. Anders sieht es bei den vielen kleinen und kompakten Fahrzeugen aus, die als SUV zugelassen werden, mehr als 1,6 Tonnen wiegen und als motorisierte Flexibilität der Familie dienen. (aum),


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Peter Schwerdtmann.

Peter Schwerdtmann.

Photo: Auto-Medienportal.Net