New York 2024: Der Wind dreht sich

Ein „differenziertes Bild“ haben wir im vergangenen Jahr auf der Automesse in New York wahrgenommen, vom Durchmarsch der Elektromobilität konnte keine Rede sein. Und dieser Eindruck, soviel sei vorweggenommen, hat sich dieses Jahr noch einmal deutlich verstärkt.

Kurz vor Ostern gab sich die Autobranche am Hudson River ein Stelldichein, eingeläutet von der Verleihung der Siegestrophäe an das „World Car Of The Year“: Eine Jury von 100 Fachjournalisten hat den Kia EV9 an die Spitze gewählt. Doch ansonsten dominieren eher die Verbrenner: Hyundai zeigt erstmals die gelifteten Versionen des Tucson und des auf ihm basierenden Pick-up namens Santa Cruz. Der Tucson tritt rustikaler als bisher auf, die elegante Frontgestaltung war vor allem in den USA kritisiert worden.

Der Santa Cruz, jetzt erheblich stärker vom Tucson differenziert, wird in Europa leider nicht angeboten. Dabei gehört er mit seiner leichten, selbsttragenden Karosserie zu den effizientesten Pritschenwagen überhaupt gehört.

Kias New Yorker Weltpremiere hat auch für Europa Relevanz: Der mutig gezeichnete K4 - künftiges US-Einstiegsmodell der Marke - kommt auch nach Europa. Allerdings erst im nächsten Jahr und dann als fünftürige Steilheck-Limousine mit Verbrennungsmotoren; er wird den Ceed ersetzen.

Mit einem Feuerwerk an Studien profiliert sich die koreanische Nobelmarke Genesis: Der vollelektrische Neolun verweist direkt auf das kommende Spitzen-SUV GV90; es wird eine Variante mit konventionellen Türen und eine gehobene Version mit gegenläufig öffnenden Türen geben, wie sie bei der Studie gezeigt wurden. Daneben zeigt Genesis eine ganze Reihe sportlicher und seriennaher Studien, die unter der Bezeichnung „Magma“ laufen.

Den Anfang macht der elektrische GV60 Magma; er wird über 600 PS leisten und soll binnen eines Jahres auf den Markt kommen. Die Limousine G80 Magma – mit Breitbau-Karosserie, eingeformtem Heckspoiler und 3,5-Liter-V6-Turbo – wird in einer Kleinserie gebaut, kommt allerdings nicht nach Europa. Auch das GV80 Coupé Magma bleibt Märkten vorbehalten, die einen technologieoffeneren Ansatz tolerieren.

Krönung des sportlichen Auftritts ist die Vision X Berlinetta, ursprünglich für das Spiel Gran Turismo 7 entworfen. Jetzt prüft Genesis den Bau einer Kleinstserie – vermutlich angetrieben von einem V6-Hybridmotor.

Bei der noblen Nissan-Tochter Infiniti feiert der große Geländewagen QX80 Weltpremiere, angetrieben von einem bis zu 456 PS starken V6-Turbo. Blickfang bei Nissan ist der kompakte Crossover Kicks, mit einem 143 PS starken Zweiliter-Motor besonders sparsam und erschwinglich. Und bei Toyota dominiert der neue Land Cruiser 250, stilistisch an die legendäre Land Cruiser-70er-Serie angelehnt und angetrieben von einem Vierzylinder-Hybrid. Das Schwestermodell Lexus GX setzt auf Sechszylinder-Turbo ohne Hybridisierung und steigert den Antriebskomfort nochmals deutlich.

Und auch wenn Stellantis heuer nicht zu den Ausstellern zählte Der neue Charger, den es wider Erwarten nicht nur mit E-Antrieb, sondern auch als Verbrenner geben wird, zählt zu den wichtigsten Gesprächsthemen in New York. Genauso wie der immer deutlicher werdende Strategiewechsel von Ford und GM. Dort ist die Erkenntnis eingesickert, dass der US-Markt nicht bereit ist, im Eiltempo auf die Elektromobilität umzusteigen – und dies vielleicht auch niemals sein wird.

Zu der Phalanx attraktiver Modelle mit Verbrennungsmotor passt eine Studie des Beratungsunternehmens Aitastic, die auf einer jährlichen Befragung der WCOTY-Journalisten beruht und im Rahmen der Preisverleihung von CEO Bernd Hitzemann vorgestellt wurde. Aus ihr geht hervor: Das Image des Benzinmotors hat sich kräftig erholt und reicht wieder nahe an den E-Antrieb heran - und sogar der Diesel vollzieht einen kräftigen Sprung nach oben.

Und so ist die Botschaft der New Yorker Messe bis über den Atlantik zu hören: Der elektrische Revolution in den USA stagniert, der Wind beginnt sich zu drehen. Es wird Zeit, Plan B auszupacken. Wer sich selbst ein Bild machen will: Die Messe läuft noch bis zum 7. April. (cen)


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Bilder zum Artikel

Kia EV9.

Kia EV9.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Kia


Kia EV9 und WCOTY-Juroren.

Kia EV9 und WCOTY-Juroren.

Foto: Autoren-Union Mobilität/World Car Awards


Kia K4.

Kia K4.

Foto: Autoren-Union MobilitätKia


Kia K4.

Kia K4.

Foto: Autoren-Union MobilitätKia


Kia K4 Fünftürer.

Kia K4 Fünftürer.

Foto: Autoren-Union MobilitätKia


Kia K4.

Kia K4.

Foto: Autoren-Union MobilitätKia


Genesis Neolun Concept.

Genesis Neolun Concept.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Genesis


Genesis Neolun Concept.

Genesis Neolun Concept.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Genesis


Genesis Neolun Concept.

Genesis Neolun Concept.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Genesis


Genesis GV60 Magma Concept.

Genesis GV60 Magma Concept.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Genesis


Genesis GV60 Magma Concept.

Genesis GV60 Magma Concept.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Genesis


Genesis Magma-Studien.

Genesis Magma-Studien.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Genesis


Infiniti QX80.

Infiniti QX80.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Infiniti


Infiniti QX80.

Infiniti QX80.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Infiniti


Toyota Land Cruiser „First Edition“.

Toyota Land Cruiser „First Edition“.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Toyota